(27.04.2017). Die Situation auf dem Milchmarkt ist unhaltbar! Der Dachverband der Schweizer Milchproduzenten ist zu einem Sterbebegleiter geworden. Die anhaltend tiefen Milchpreise ruinieren die Milchproduktion. Die Milchbäuerinnen und Milchbauern brauchen dringend eine legitime demokratische Interessensvertretung. Der Verband der Schweizer Milchproduzenten (SMP) gehört in Bauernhand ! Wir sind stolz und selbstbewusst weil wir auf unseren Höfen ein wertvolles Qualitätsnahrungsmittel herstellen ! Wir müssen keinen Kniefall vor den Käufern machen, welche unsere Milch brauchen !
Die Produzentenorganisation SMP ist in ihrer jetzigen Zusammensetzung unfähig auf dem Milchmarkt ihre Rolle als Vertreterin der Milchproduzenten wahrzunehmen. Sie intergriert in ihrer Arbeit die Forderung von Milchhandel und Verarbeitung. Das funktioniert nicht. Wir fordern deshalb, dass die SMP-Vorstände welche gleichzeitig in Vorständen von Milchhandelsorganisationen oder gar Molkereien sitzen sofort zurücktreten. Es ist unmöglich die Interessen der Produzenten und des Milchhandel unter den gleichen Hut zu bringen, deshalb braucht es hier eine strikte Trennung. Zwei Drittel des Vorstandes des SMP sitzen oder sassen in Verwaltungsgremien des Milchhandels und gar der Milchverarbeitung.
Die Produzentenorganisation soll sich endlich für Milchverträge einsetzen welche mindestens Menge, Qualität und Preis für ein Jahr festsetzt, so wie es das Gesetz vorschreibt.
Milchpreise müssen die Kosten decken (Fr. 0.67/kg Milch reine Sachkosten) und die bäuerliche Arbeit fair bezahlen. Wir wollen keinen politischen Dumping-Milchrichtpreis ! Wer würde vom europäischen Minimallohn ausgehen, 10% Swissness dazurechnen und so den Schweizer Richtlohn bestimmen ?
Wir brauchen jetzt endlich eine bäuerliche Organisation welche für bäuerliche Solidarität einsteht, die wirkliche Interessensvertretung verfolgt, die eine Mengensteuerung und faire Preise (1 Fr./kg) für die Milchbäuerinnen- und Bauern einfordert und durchsetzt!
Pressekontakte :
Rudi Berli 078 70 77 883 (dt./fr.)
Claude Demierre 079 347 90 60 (fr.)
Pressespiegel :
https://www.bauernzeitung.ch/news-archiv/2017/den-milchfilz-stoppen/
http://www.24heures.ch/suisse/production-laitiere-suisse-souffre/story/28441218
_____
Stopp der Vetternwirtschaft!
Uniterre hat vor dem Hauptsitz der SMP eine symbolische Aktion organisiert: Geisterjäger haben die Pöstlijäger aus der Produzentenorganisation vertrieben. Die Situation auf dem Milchmarkt ist nicht mehr haltbar! Die Branchenorganisation der Schweizer Milchproduzenten SMP wurde zum Assistenten ihres eigenen Selbstmordes. Die dauerhaft tiefen Preise ruinieren die Milchproduktion. Milchproduzentinnen und -produzenten brauchen eine legitime und demokratische Organisationen, welche ihre Interessen vertritt. Der Verein Schweizer Milchproduzenten muss den Bäuerinnen und Bauern gehören! Wir sind stolz, denn wir produzieren auf unseren Betrieben ein wertvolles Lebensmittel von bester Qualität! Wir weigern uns, vor den Abnehmern auf die Knie zu fallen, denn sie brauchen unsere Milch!
In ihrer heutigen Zusammenstellung ist die SMP unfähig, ihrer Rolle als Interessenvertreterin der Milchproduzenten auf dem Milchmarkt gerecht zu werden. Sie vertritt auch die Forderungen des Handels und der Verarbeiter - das funktioniert nicht! Aus diesem Grund fordern wir den Austritt und den Ausschluss aller Vorstandsmitglieder, welche Mandate in Handels- oder Verarbeitungsunternehmen wahrnehmen! Es ist unmöglich, die Vertretung von Produzenten und Handel unter einem Hut zu vereinen, aus diesem Grund braucht es eine klare Trennung. Zwei Drittel der Vorstandsmitglieder der SMP haben oder hatten Mandate von Handelsunternehmen oder sogar von der Verarbeitungsindustrie.
Die Produzentenorganisation muss Milchverträge verlangen, welche mindestens die Menge, die Qualität und den Preis für ein Jahr festlegen, wie es im Gesetz steht.
Der Milchpreis muss die Produktionskosten decken (0.67 Fr./kg Milch allein für Materialkosten) und die Arbeit der Bauern anständig entlohnen. Wir wollen als Richtpreis keinen Dumpingpreis, der anhand von politischen Kriterien festgelegt wird! Wer würde es akzeptieren, einen Richtlohn am europäischen Mindestlohn auszurichten und 10 % Swissness hinzuzufügen?
Wir brauchen endlich eine Bauernorganisationen, welche die Solidarität zwischen Bauern stärkt, die Interessen der Produzenten ernsthaft vertritt, eine Mengenverwaltung einführt, faire Preise (1 Fr./kg) verlangt und für die Durchsetzung dieser Forderungen eintritt!
Rudi Berli
Übersetzung: Stefanie Schenk
____
Bei der Aktion vor dem Hauptsitz der SMP hat der Vertreter der Neuen Bauernkoordination Schweiz (NBKS) folgende Erklärung im eigenen Namen abgegeben:
Die Neue Bauern Koordination Schweiz stellt fest:
Kann die Situation der Schweizer Milchproduzenten verbessert werden, indem SMP Hanspeter Kern an der Emmi-GV teil nimmt, kein Wort zum Milchpreis verliert und ein Raclette isst?
Kann die Situation der Schweizer Milchproduzenten verbessert werden, indem Hanspeter Kern von Anlass zu Anlass düst, natürlich immer bestens gekleidet, und Geld vom Staat einfordert, anstatt zuerst einmal bei der eigenen Milchhandelsorganisation aufzuräumen und die Interessenskonflikte der Milchhändler unterbindet, die gleichzeitig auch BOM- Delegierte sind?
Von einer Gewerkschaft die uns Bauern vertritt, erwarten wir etwas anderes:
BIG-M hat festgestellt, dass im neuesten SMP-Milchmarktbericht stand, dass die Milchproduktion um 5% zurückgegangen sei. Am 20. Februar, also zwei Tage vorher war die Sitzung der BOM an der beschlossen wurde, dass der Richtpreis nicht angehoben wurde. An diesem Tag war der Milchmarktbericht noch nicht veröffentlicht gewesen, obwohl dieser immer um den 20. Tag des Monates erscheint. Das Argument der rückläufigen Milchmengen wurde also mit zwei Tagen Verspätung veröffentlicht. Hat da der SMP verpasst, einen gewichtigen Trumpf für eine Preiserhöhung rechtzeitig auszuspielen?
In einer Recherche während den letzten 3 Jahren habe ich festgestellt, dass zwischen 60 bis 112 Mio. Franken an Zulagengeldern nicht die Milchproduzenten erreichen. Dieses Geld versickert in der Industrie, wird für Ramschkäse oder die Margenaufbesserung der Milchverarbeiter eingesetzt, ohne dass die Milchproduzenten etwas davon hätten. Gleichzeitig fordert der SMP vom Bund, dass die Schoggigesetzbeiträge im Umfang von ca. 95 Mio. Franken erhalten bleiben.
Ist es da nicht ein Hohn, wenn unsere Vertreter und Politiker nicht zuerst die Gelder in der gleichen Höhe wie das Schoggigesetz-Budget zuerst retten, die Steuergeld- verschwendungen bei den Zulagen auf Kosten der Bauern abstellen, welche sich durch das Verkäsen von anonymer Milch einstellen, wo der Milchproduzent einen C-Milch erhält und der Milchverarbeiter die Milch praktisch gratis verkäsen kann und erst noch weder der Milchproduzent, noch der Konsument, noch sonst jemand durch das Verbrennen von über 112 Mio. Franken Steuergeldern profitiert? Und dass diese anonyme verkäste Milch diejenige Milch konkurrenziert, die als Industriemilch gehandelt wird, weil bei beiden Milchmengen davon ausgegangen wird, dass es nur Industriemilch und keine Verkäsungsmilch ist?
Wir fordern, dass die Zulagen nicht mehr an Milchverarbeiter ausbezahlt werden, ohne dass der Milchproduzent davon keine Kenntnis hat. Da das BLW die Weiterleitung der Zulagen nicht kontrollieren kann (und es auch nicht macht), weil die Milch heute über Zweit- und Drittmilchkaufverträge eingekauft wird, und somit die Verkäsungszulage wegen der Vertragsstufen einfach ausgeblendet werden kann, werden Steuergelder veruntreut.
In sogenannten BLW-Berichten steht: „Der die GesuchsstellerIn kauft keine Kuhmilch direkt vom Produzenten. In der Abrechnung über den Milchkauf vom xxxx stehen keine Angaben bezüglich Weitergabe der Zulagen. Erklärung: Milchverkäufer und Milchkäufer haben vereinbart, dass die Zulagen im Milchpreis inbegriffen sind.“ Die Zulagen wurden auf das Konto des Milchverarbeiters überwiesen.
Damit verstösst das BLW gegen das geltende Gesetz und schadet dadurch den Milchproduzenten!
A. Volkart, 27.4.2017
____
Die Delegiertenversammlung der SMP aus der Sicht von Vanessa
Dank der Verbissenheit von Berthe wurde auch Uniterre an diese Hauptversammlung eingeladen. Bei meiner Ankunft hat man mich äusserst freundlich daran erinnert, dass es wirklich nicht genügend Platz hätte, für noch mehr Teilnehmer - trotzdem gab es rund um den Tisch viele leere Plätze... Kann es sein, dass sich die SMP vorsieht?
Ich kann den Worten von M. Kern, dem Präsidenten, nur zustimmen: Ja, die Situation ist katastrophal und ja, die Produzenten müssen mit einer Stimme sprechen. Es gab ein paar Verbesserungsvorschläge, die meiner Ansicht nach nur Trostpflaster sind. Die Situation der Produzenten wird sich nicht verbessern, nur weil die Beiträge für RAUS oder für richtigen Weidegang (anstatt dem Auslauf auf einem betonierten Laufhof) etwas höher angesetzt werden!
Was mich aber am stärksten frappiert hat, sind die Millionen, die für Marketing ausgegeben werden. Klar ist es gut, unsere hochwertige Schweizer Milch und die verarbeiteten Produkte zu bewerben.. Ja, aber! Es sind die Mitgliederbeträge der Produzenten, welche für die Werbung ausgegeben werden, während die erzielte Marge in die Verarbeitung und in den Handel fliesst.
Speziell erwähnen möchte ich den Freiburger Produzenten, der ganz zum Schluss das Wort ergriff, um seine Ratlosigkeit und seine Wut zu teilen, nachdem er beschlossen hat, aus der Milchproduktion auszusteigen - wo doch sein Produktionsrecht über 300 000 kg beträgt! Wir wissen, dass es solche ausweglose Situationen gibt, aber das mach es nicht einfacher.
Als Frau muss ich abschliessend noch unterstreichen, dass wir nur sehr wenige Frauen waren, sowohl unter den Delegierten als auch unter den Eingeladenen. Ich will nicht behaupten, dass eine stärkere Präsenz der Frauen den Produzentenpreis auf wundersame Art und Weise ansteigen lassen kann, aber ich bin der Meinung, dass wir zu mehr fähig sind, als den Kaffee zu servieren.
Ich frage Euch: Wen will man hier für dumm verkaufen?
Vanessa Renfer
Übersetzung: Stefanie Schenk
____
______
Liste des Vorstands der Schweizer Milchproduzenten SMP. Aktuelle und ehemalige Mandate, in Rot sind alle Mandate von Handels- oder Verarbeitungsunternehmen
Hanspeter Kern, Präs. FPSL. ehem. Präs. VMMO, Conseil d’administration (VR) Nordostmilch AG
Ruedi Schnyder, Vizepräs. FPSL, TMP Präs.,T-Mipor AG Präs., VR Präs. Säntis Holding AG
Christophe Noël, Vizepräs. FPSL, FSFL, SE La Molière, Präs.
Hanspeter Egli, Genossenschaft Vereinigte Milchbauern Mitte-Ost (VMMO), ehem. VR-Nordostmilch AG
Urs Werder, VMMO
Alfred Preisig, VMMO, Stellvertreter
Karl Häcki, VMMO, VR MOOH
Ernst Bachmann, VMMO, ehem. VR Vizepräs. Nordostmilch AG, VR MOOH
Christian von Känel, BBV, membre comité PO LOBAG, ehem. Aaremilch AG Präs., Delegierter IP-Lait
Ulrich Fahrni, BBV
Andreas Schaad , BBV
Adrian Affolter, BBV, Stellvertreter ehem. Dir. Lobag Milch AG, Dir. PO LOBAG
Thomas Oehen, ZMP Präs. Komitee ZMP, Präs. Regionalausschuss ZMP, Dir. Ausschuss Personelles ZMP, Delegierter IP-Lait, Präs. VR ZMP Invest AG, Emmi AG - Vizepräs. VR Emmi AG, Membre Prüfungsausschuss, Agrarbeirat Emmi AG
Pirmin Furrer, ZMP, Stellvertreter (Dir. ZMP)
Christian Arnold, ZMP, Komitee ZMP, Delegierter ZBB, Delegierter IP-Lait, VR Emmi AG, VR Caseificio Airolo
Jürg Fatzer, TMP, Stellvertreter, Dir. TMP
Marc Benoit Prolait, ehem. VR Orlait-FLVF, VR Präs. Prolait Fédération Laitière, Präs. Plateforme Prolait
Didier Roch, Prolait, ehem. VR Orlait-FLVF, VR VicePräs. Prolait Fédération Laitière, Interprofession du Gruyère (IPG) Komitee
Eric Glauser, Prolait, Stellvertreter, VR Proloait Fédération Laitière
Schreiber Daniel, MIBA, Präs. Féd.Laitière, VR Vianco AG, VR MOOH
Christophe Eggenschwiler, MIBA, Stellvertreter Dir. MOOH
Yerly Gabriel, FSFL,Fromagerie Mézières VicePräs., VR, Präs. FSFL, ehem. VR Cremo
Nicolas Savary, FSFL, VicePräs. VR FSFL, Stellvertreter
Andreas Hitz, MPM, PMO MIMO Präs., Mittellandmolkerei AG VR Viceprès, AZM Verwaltungs AG, Präs., Swisslab VR, Vianco AG, VR
Jürg Dummermuth, MPM, BEMO, Stellvertreter
Thomas Hirsbrunnner, BEMO, Vizepräs. BEMO, Milchring Oberaargau, Präs.
Emilio Bossi, FTPL, PO FTPL, Vizepräs., Fela VR Präs., Gusto Ticino, VR
Olivier Berlie, FLRG, Groupe LRG,Präs.
Bernard Treboux, FLRG, Stellvertreter, VR Groupe LRG
Laurent Tornay, FLV, ehem. Vallait
Michel Bonjean, FLV, Präs. FLV, APLC Valais Präs.
Stevie Molliez, FLV, Stellvertreter