Für was eigentlich setzen wir Bäuerinnen und Bauern uns tagtäglich ein?
Wir stehen in aller Herrgottsfrühe auf, schaffen meist sieben Tage die Woche, oft in Wind und Regen. Kühe kalben um drei Uhr in der Nacht und wenn sie krank werden, schlafen wir schlecht. Ferien sind für viele Mangelware. Wozu und für wen eigentlich und mit welchem Rückhalt?
Nur schon um zu beobachten, was in unserer reizüberflutenden Welt sich alles tut in Sachen Boden, BäuerInnen und Nahrung, müsste man je länger je mehr Zeit aufwenden. Zeit, die uns fehlt, weil wir „immer schneller immer mehr“ müssen. Müssen? Wäre es nicht besser, sich ganz gezielt dagegen zu wehren - gemeinsam und mit Einsatz? Dank Ernährungssouveränität hätten wir ein Konzept anzubieten, welches durchdacht, planeten- und demokratieverträglich und erst noch fair und solidarisch ist. Sich dafür stark zu machen, könnte sich lohnen. Nicht nur in der Geldtasche. Was sind die Auswirkungen für uns selber? Was könnte und was müsste sich ändern? Was ist der Weg? Über diese Fragen haben wir nachgedacht und eine lose Folge von Artikeln geschrieben, welche Ernährungssouveränität in unseren eigenen Reihen vertieft aufgreift und zur Debatte stellt. Auch dein Beitrag ist willkommen.
Für wen möchten wir Nahrungsmittel herstellen?
Viele würden sagen, der Markt ist ausschlaggebend. Dieser ist globalisiert. Er hat kein Gesicht. Wer meine Milch trinkt, mein Brot, meine Äpfel isst, wissen nur noch die wenigsten. Der Markt muss es richten. Aber eigentlich tun wir dies alles, um Menschen zu ernähren. Wir holen das Beste aus dem Boden heraus und sind gezwungen, es einem anonymen Gebilde in den Rachen zu werfen. Ziel und Zweck dieser entfremdeten Art des Wirtschaftens ist einzig der Gewinn - nicht Versorgung oder Bewahrung vor Hunger. Drum fliessen im sogenannten Markt die Lebensmittel auch nicht dahin wo Hunger, sondern wo Geld ist.
Mit wem möchten wir arbeiten ?
Gemeint sind doch die Menschen, die Milch und Brot brauchen. Sie sind die Abnehmer. Mit ihnen müssen wir uns neu wieder verbünden. Studien belegen, dass kein Mensch unfair und ungerecht sein will. Trotz dieser Tatsache erleben wir tagtäglich das Gegenteil. Wie kommt das? Es ist das auf Profit ausgerichtete System, welches die Verbindung zwischen denen die anbauen und jenen die brauchen, verfälscht. Mit Werbung und Marketing, mit Marktmacht und systematischer Ablenkung wird verwirrt und verschleiert, um was es geht, nämlich um Leben und Essen - und um gerechte Verteilung. Dazu müssen wir gemeinsam mit allen allen Beteiligten eine faire, solidarische Lösung finden. Das Konzept der Ernährungssouveränität ist ein gangbarer Weg dorthin.
Köbi Alt, Vizepräsident Uniterre
Valentina Hemmeler, Sekretärin
Ulrike Minkner, Präsidentin