Montag, 11 Februar 2013

 

 Industrialisierung der Landwirtschaft: Debatte dringend nötig 

 

 Paul berne«Der Landwirtschaft gehe es gut(!) und die frei werdenden Flächen könnten so von anderen, von Nachbarn übernommen werden». Letzten November hat B. Lehmann, Direktor des Bundesamtes für Landwirtschaft, über das jährliche Verschwinden von 1400 Landwirtschaftsbetrieben gesprochen. 

Herr Lehmann, die Art und Weise, wie eine Bauernfamilie ihr Land bestellt, bedingt das spezifische Wissen, das sie ihren Liebsten, ihren Kindern, vermitteln will. Das gibt der Arbeit der Bauern einen Sinn.

 

Doch Sie verleugnen diesen Sinn und die Wirtschaft schert sich sowieso einen Dreck drum. Sie sehen in der Landwirtschaft nur Produkte, die um Marktanteile wetteifern. Die vor- und nachgelagerten Industriezweige, die Technologie, die Banken und die Grossverteiler setzen sich durch. Warum eigentlich diese ganze Rationalität, dieser ewige Stress, diese Familienkrisen, diese technologischen Investitionen in die Tierhaltung und die Landschaftspflege, all diese Änderungen - warum? Für weniger Übermüdung, mehr Dankbarkeit und Zufriedenheit? „Ja“, lautet die Antwort von Monsanto, Nestlé, BO Milch & Co. „Ja, es kann schon morgen wahr werden, sobald wir unsere Konkurrenz geschlagen haben“. Tja, die liebe Konkurrenz in Europa oder diejenige gleich nebenan, die für den gleichen Weltmarkt produziert; diejenige, die richtige Unternehmen mit 3, 4, 5 000 Kühen hat und gleichviel Hektaren Land. Da kann man wirklich über ein gesundes System sprechen. 

Herr Lehmann, Sie geben uns zu verstehen, dass wir keine Wahl haben, als wären die Marktregeln ein Naturgesetz! Sie pfeifen auf den gesunden Menschenverstand, auf die Demokratie, auf die möglichen Alternativen. Indes, die Bauern dieser Welt verschaffen sich mit einer Alternative Gehör: der Ernährungssouveränität. Um die Familienbetriebe vor der Strassenwalze der Konkurrenz zu retten, rufen und unterstützen wir souveräne Bäuerinnen und Bauern, welche die Zukunft ihres Hofes in der betriebseigenen Souveränität sehen: unabhängiger von Krediten, Technologien und Inputs aller Art, unabhängig von Grossverteilern und Grussindustriellen. Der Wiederaufbau von regionalen Märkten im vor-und nachgelagerten Bereich schenkt uns die Dankbarkeit der Menschen, die die Früchte unserer Arbeit geniessen. Das gibt unserem Leben einen neuen Sinn, denn wir wählen lieber die Mühsal der Freiheit als die Mühsal des Sklaventums.

 Paul Sautebin