Liebe Milchbäuerinnen und Milchbauern, liebe Interessierte,
erneut stehen wir an der Schwelle eines neuen Jahres.
In den letzten Monaten haben sich die Milchpreise für die Erzeuger in kleinen Schritten nach oben bewegt. In vielen Ländern Europas hat der Auszahlungspreis die magische Schwelle von 40 Cent/kg Milch übersprungen.
Leider gibt es auch Ausnahmen, wie beispielsweise Frankreich oder die baltischen Staaten. Dass dort die Preise nicht in gleicher Weise steigen, wie im übrigen Europa lässt uns Milchviehhalter ein weiteres Mal am Funktionieren des Milchmarktes zweifeln. Insbesondere auch deshalb, weil die Milchindustrie die steigenden Preise mit einer weltweit höheren Nachfrage nach Milchprodukten begründet.
Wir Milchbauern fragen uns: hat der Weltmarkt etwa nur auf Deutschland oder die Niederlande Einfluss, nicht aber auf Frankreich? Oder haben etwa die von der Politik den französischen Milcherzeugern aufgezwungen, langfristigen Verträge sowie die von der Abnehmerseite dominierte Interprofession CNIEL etwas damit zu tun? Oder manipuliert die Milchindustrie in vielen Ländern der EU die Auszahlungspreise gezielt nach oben? So können die Milchbauern kurz vor dem Ende der Quotenregelung ruhig gestellt und die von der Industrie immer wieder beschworene goldenen Zukunft vorgetäuscht werden.
Eines ist klar: die etwas höheren Milchpreise sind angesichts ebenfalls gestiegener Produktionskosten immer noch nicht ausreichend, um ordentliche Gewinne zu erwirtschaften und Rücklagen zu bilden. Sie reichen aber allemal aus, um die Produktion anzukurbeln. Und genau darin liegt die Gefahr. Der Tag, an dem der Markt dreht, kommt unweigerlich. Die Frage ist einzig: Wann?
Die EU- Kommission hat bekanntlich im vergangenen Jahr angekündigt, für den Milchmarkt eine Beobachtungsstelle einrichten zu wollen. Das EMB begrüßt dies ausdrücklich. Wir dürfen gespannt sein, wie zügig dieses Vorhaben in die Praxis umgesetzt wird. Eines ist für uns vom EMB jedoch klar: es darf nicht dabei bleiben, nur die Entwicklung des Marktes oder der Margen in den einzelnen Stufen der Wertschöpfung zu beobachten. Vielmehr sollten so schnell wie möglich wirksame Marktinstrumente beschlossen und installiert werden, um in einer sich abzeichnenden Marktkrise auch handlungsfähig zu sein.
Die Umsetzung dieses Vorhabens ist das wichtigste Ziel des EMB im Jahr 2014.
Romuald Schaber (Präsident des EMB)