Freitag, 11 April 2014

EMB Logo Web09Liebe Milchbäuerinnen und Milchbauern, liebe Interessierte,

an dieser Stelle möchte ich einmal den Blick über den Tellerrand der europäischen Milchpolitik hinaus werfen und das politische Engagement des EMB in einen größeren Zusammenhang stellen. Ende letzten Jahres habe ich auf Einladung von NGOs an einer Reise ins westafrikanische Burkina Faso teilgenommen und dabei die Möglichkeit gehabt, mich über die Lebensumstände der Milcherzeuger in diesem faszinierenden, aber leider sehr armen Land zu informieren.

 

Ich bin dabei zu der Überzeugung gekommen, dass trotz des unterschiedlichen Lebensniveaus in Westafrika und in Europa, die Probleme der Milchbauern ganz ähnliche sind: In beiden Erdteilen erhalten die Produzenten keinen gerechten Lohn für ihre Arbeit.

Korotoumou Gariko, eine äußerst intelligente und politisch engagierte Milchbäuerin, hat diese schlimme Situation anschaulich beschrieben. Ich habe Korotoumou zum ersten Mal in Burkina Faso getroffen und durfte sie jetzt im vergangenen Monat zu einem Gegenbesuch auf meinem Hof in Belgien begrüßen. Ihrer Meinung nach sind vor allem Billigimporte von Milchpulver aus westlichen Industriestaaten daran Schuld, dass in ihrer Heimat kleine landwirtschaftliche Betriebe wie ihr eigener mit fünfundfünfzig Tieren in Bedrängnis geraten und dörfliche Strukturen vor Ort zerstört werden. Das zeigt eindeutig, dass die Wachstumsideologie der europäischen Milchindustrie nicht nur die Bedürfnisse der bäuerlichen Betriebe in Europa missachtet, sondern darüber hinaus schwerwiegende Auswirkungen auf anderen Kontinenten hat. Dies ist die Kehrseite des weltweit liberalisierten Handels mit Milchprodukten, der uns von unseren eigenen Politikern und Vertretern der Molkereiwirtschaft ja immer als Rettung und Konzept für die Zukunft verkauft wird.

Ich habe Korotoumou auch gefragt, was Sie vor dem Hintergrund des Hungers in Afrika darüber denkt, dass wir in Europa beim großen Milchlieferstreik im Jahr 2009 die Milch auf den Feldern ausgekippt haben. Sie hat da nur geantwortet, dass sie stets genauso handelt, wenn sie ihre Milch wegen zu niedriger Preise nicht verkaufen kann. Da kann man sich natürlich nur an den Kopf fassen und fragen, was das für ein Wahnsinn sein muss, wenn sogar Bauern in Afrika, wo die Milch aufgrund viel geringerer Milchleistung noch viel kostbarer ist als in Europa, zu solch verzweifelten Mitteln greifen. Und wenn dann auch noch Landwirte und Menschen mit dermaßen unterschiedlichem kulturellen Hintergrund wie in Afrika und Europa zur gleichen Schlussfolgerung kommen, dass es nämlich so nicht weitergehen kann, dann muss doch einfach etwas grundsätzlich schief laufen.

Für die politische Arbeit im EMB sollte uns daher diese Einsicht, dass wir mit unseren Forderungen in Europa nicht alleine stehen und uns auch stellvertretend für Milcherzeuger auf anderen Kontinenten wehren, umso mehr motivieren. Aktuell unterstützt darüber hinaus ein im März veröffentlichter Bericht des Sonderberichterstatters der Vereinten Nationen für das Recht auf Nahrung, Olivier de Schutter, unsere Forderungen. Der Bericht betont, dass es in Zukunft darauf ankommt, dass reiche Länder von einer exportorientierten Agrarpolitik Abstand nehmen und damit Raum für eine lokale und bäuerliche Landwirtschaft in Entwicklungsländern schaffen. Ein Artikel in dieser Ausgabe des EMB-Newsletters fasst die wichtigsten Punkte des Berichts zusammen.

Erwin Schöpges (Vorstandsmitglied des EMB)

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