Montag, 24 Februar 2014

EMB Logo Web09Die Ankündigung des EU-Agrarkommissars Ciolos im September vergangenen Jahres, eine Marktbeobachtungsstelle auf EU-Ebene einzurichten, um die Marktsituation für Milchprodukte zu überwachen, ist eine begrüßenswerte Entwicklung und hoffentlich der erste von vielen positiven Schritten in der europäischen Milchpolitik.

 

Schon alleine am Beispiel von Irland kann man sehen, dass heftige Schwankungen wie beim Wetter, den Produktionskosten oder Auszahlungspreisen, ein fester Bestandteil der Milchwirtschaft sind und auch künftig bleiben werden. Angesichts der für 2015 geplanten Abschaffung der Milchquoten sind deshalb starke politische Entscheidungen erforderlich, um gegen diese übermäßigen Schwankungen auf nationaler und EU-Ebene vorzugehen und so langfristig das Überleben der Landwirtschaft in Irland und in der EU zu sichern.

Im letzten Jahrzehnt haben wir einen instabilen Trend bei den Preisen für Milch als auch für Kälber festgestellt - den beiden Hauptprodukten der irischen Milchviehbetriebe. Durch die Abschaffung von Preisstützungsmaßnahmen haben sich die Schwankungen auf den europäischen Milchmärkten verschärft, was bis dato eher typisch für den Weltmarkt war. 2007/2008 wurden Rekordmilchpreise verzeichnet, um dann in der sich anschließenden Krise dramatisch zu fallen. Die monatlichen Durchschnittspreise stiegen 2008 um über 40% gegenüber dem Durchschnitt und fielen in den Jahren danach auf 50% des Mittels. Zwischen 2007 und 2013 schwankten die Auszahlungspreise in Irland zwischen knapp 40 Cent und bodenlosen 20 Cent pro Liter. Der derzeitige Anstieg der Milchpreise seit 2013 kann dabei auf die höhere Nachfrage nach Milchprodukten, das geringere Angebot aufgrund der abnormen Wetterbedingungen in allen milchproduzierenden Ländern weltweit, gestiegene Kraftfutterkosten und Wechselkursschwankungen zurückgeführt werden.

Diese Volatilität erhöht von Jahr zu Jahr den Druck auf den Kapitalfluss der Betriebe und könnte noch viele Landwirte zum Ausstieg zwingen. Vorläufige Schätzungen zu den Produktionskosten irischer Milchbetriebe für 2013 weisen durchschnittliche Kosten von 38 Cent pro Liter aus. Dies steht in starkem Gegensatz zu den 29 Cent pro Liter im Jahr 2000 und zeigt, dass Unsicherheit aufgrund von Preis- und Vorkostenschwankungen mittlerweile zur Normalität geworden ist. Von 2000 bis 2006 waren die Produktionskosten zwar auch gestiegen, aber eher kontinuierlich. Seither jedoch schwanken die Kosten merkbar von Jahr zu Jahr und haben sich insgesamt auf einem immer höheren Stand eingependelt.

Durch die Abhängigkeit Irlands von der Produktion von Exportgütern ist der Milchsektor in noch höherem Maße als in anderen Ländern der Marktunsicherheit ausgesetzt. Infolgedessen hat die irische Milchwirtschaft beträchtliche Preisschwankungen erlebt. In dieser Situation müssen Milcherzeuger ihr Produktionssystem anpassen und die Kosten minimieren, um ihr künftiges wirtschaftliches Überleben zu sichern. Dies bedeutet, dass durch die höhere Volatilität bei den Preisen und Vorkosten das Umfeld viel schwieriger geworden ist und eine höhere Kosteneffizienz auf betrieblicher Ebene erfordert. Aus Preis- und Kostensicht hält deshalb die Zukunft große Herausforderungen für die Milcherzeuger bereit und es wird Aufgabe der neuen Marktbeobachtungsstelle sein, ihnen einen fairen und gerechten Gegenwert für ihr hochwertiges Erzeugnis zu sichern.

John Comer (EMB-Vorstandsmitglied und Präsident von ICMSA)

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