Dienstag, 03 Juni 2014

Die Bauern und Bäuerinnen haben Macht!

Die Initiative für Ernährungssicherheit des Schweizerischen Bauernverbands (SBV) wird Anfang Juli 2014 der Bundeskanzlei übergeben. Der SBV hat einen Rekord aufgestellt: So schnell wurden die nötigen 100 000 Unterschriften noch nie gesammelt. Daraus lassen sich drei Tatsachen folgern: 1. Der SBV ist schlagkräftig und kann die Bevölkerung mobilisieren. 2. Die Landwirtschaft geniesst in der Bevölkerung einen grossen Rückhalt. 3. Ernährungsfragen sind vielen ein wichtiges Anliegen.

 

 

Obwohl die Landwirtschaft nur 3 % der Bevölkerung ausmacht und von zahlreichen internen Streitereien gebeutelt wird, erscheint sie doch einzigartig als Berufsstand mit einer starken gemeinsamen Identität in einer gemeinsamen wirtschaftlichen Realität. Die Anzahl und die Stärke der vielen Branchenverbände bezeugen dies.

Die wirtschaftliche Dimension der landwirtschaftlichen Produktion, die rund 60 % der brutto Inlandversorgung sicherstellt, die Verbundenheit der Bevölkerung mit dem imaginären Bauern, der unsere Landschaft und unsere Traditionen pflegt, sind weitere Faktoren, die der Landwirtschaft eine besondere Stellung einräumen. Wir gratulieren dem SBV für diese Demonstration der bäuerlichen Macht.

Doch diese Macht beinhaltet auch eine grosse Verantwortung. Als NahrungsproduzentInnen, aber auch als BürgerInnen dürfen wir nicht vergessen, dass wir diese Macht verwahren - und Macht weckt Begehrlichkeiten. Unsere Abnehmer und die PolitikerInnen sind darauf erpicht. Sie erfinden Unsägliches wie den sozial verträglichen Strukturwandel, die Stärkung unserer Wettbewerbsfähigkeit, unserer Effizienz, die Chancen des Freihandels für unseren Sektor und die Konsumenten und, nicht zuletzt, das Tüpfelchen auf dem i: die „unsichtbare Hand des Marktes“, die Zauberhand, welche die beste Verteilung der Ressourcen garantiert. Sie haben unser Selbstbewusstsein unserer Macht untergraben und das fehlt uns im Alltag. Wie sonst soll man erklären, dass die Preise noch immer von unseren Abnehmern diktiert werden, dass wir dem Bauernsterben seit Jahrzehnten resigniert zusehen, dass wir nicht mehr wagen, unseren Stolz als ErnährungsproduzentInnen zu zeigen und dass wir nicht bessere Arbeits- und Lebensbedingungen durchsetzen, damit wir unsere Bauernhöfe ohne Schwierigkeiten an die nächsten Generationen weitergeben können?

Wir hoffen, dass sich die Bauern und Bäuerinnen ihrer Macht wieder bewusst werden und sie sinnvoll nutzen, im Interesse der Ernährungssicherheit und der Umwelt. Es braucht Marktregeln, damit die Produktion von Lebensmitteln angemessen bezahlt wird. Wir sollten diese Machtdemonstration nutzen und wieder an uns glauben. Wir sind fähig, die Umstände zu verändern und einen Weg zu gehen, der sowohl den Bauernfamilien als auch den Bürgerinnen und Bürgern zum Vorteil gereicht, die wie wir von der Notwendigkeit überzeug sind, dass die Zukunft in der regionalen Landwirtschaft liegt. Kopf hoch!