Montag, 17 November 2014

Versorgung ohne Grenzen

Ende Oktober hat der Bundesrat eine Bestandsaufnahme der aktuellen Agrarpolitik gemacht und sich zu Zukunftsperspektiven geäussert. An dieser Sitzung verkündete er, dass er für die Initiative «Ernährungssicherheit» des Schweizerischen Bauernverbandes, einen direkten Gegenvorschlag lancieren wird. Der Text des SBVs, der „sehr allgemein“ gehalten ist, erlaubt es Schneider Ammann in die Bresche zu springen und die Lücken zu füllen.

 

 

 

Denn während der Bauernverband die einheimische Produktion fördern will, um die Bevölkerung zu versorgen, ohne aber ein Wort über den internationalen Handel zu verlieren, bringt Schneider Ammann - als grosser Guru des Freihandels - den Welthandel ins „Spiel“, so als würde er sich mit einem Mega-Einkaufswagen in einem riesigen Warenhaus befinden.

 

Er schlägt nicht weniger als eine Art «Rosinenpickerei vor», um die Länder auszusuchen, die es verdienen, uns zu versorgen. Damit verstärkt er den Trend des internationalen Handels: Ein Netto-Wachstum wird im Agrarbericht 2014 bestätigt. Die Nettozunahme von Importen ist in 10 Jahren um 37% gestiegen und die der Exporte um 53%. Und wer profitiert von diesem Hin und Her von Lastwagen, Frachtschiffen, Zügen und Flugzeugen?  Ihr, die Bauernfamilien ? Die KonsumentInnen ? Die Umwelt ? Der Anstieg der Exporte wurden durch fast 40% beim Kaffee und bei 30% bei Süssgetränken erzeugt... Die Käseexporte sind zwar um 20% angestiegen, der Anstieg bei den Importen liegt aber bei satten 40 %. Die restlichen Zunahmen sind bei den Einfuhren von Wein, Backwaren und Kaffee zu verzeichnen.

 

Selbstverständlich stellt sich weder der Bauernverband, noch Uniterre oder der Bundesrat vor, dass die Schweiz in der Lage ist, autark zu leben. Niemand hat dieses Ziel vor Augen. Aber wäre es nicht besser zu probieren diesem Trend entgegen zu wirken und zuerst bei uns Verbesserungen anzustreben, anstatt ein Casting für potentielle Länder zu veranstalten, welche Produkte liefern können, die unserem Gaumen genehm sind?

 

Die Initiative von Uniterre gibt dabei Antworten auf die vom Bundesrat an den Bauernverband gerichtete Kritik . Wir reden über den Erhalt der natürlichen Ressourcen und damit über eine Landwirtschaft, die den örtlichen Verhältnissen angepasst ist. Wir sprechen über die Bodenqualität, über die Erhöhung der Wertschöpfung in den Regionen, über die Schaffung von lokalen Verarbeitungsstrukturen, über die Förderung des Anbaus von lokalem Futter usw. Hier unterscheiden wir uns vollständig von der Vision der « Konkurrenz »- Landwirtschaft. Wir sind ausserdem überzeugt, im Gegensatz zum Bundesrat, dass die Grenzen, hier und anderswo, als Regulierungsinstrument erhalten bleiben müssen, damit für alle Staaten Instrumente zur Verfügung stehen, um die lokale  Landwirtschaft zu erhalten und weiter zu entwickeln.

 

Wenn wir noch die, nach eigenen Einschätzungen und Berechnungen gemachten, stolz vorgebrachten Schönwetterprognosen des BLWs während der Vorstellung des Agrarberichts  betreffend positiven Entwicklungen des landwirtschaftlichen Einkommens im dritten Folgejahr, anhören müssen, dann ist das Fass am Überlaufen.

 

Kommuniziert unser zuständiges Bundesamt, dass der Preis für Schweinefleisch seit  den statistischen Erfassungsdaten die Tiefstmarke zerschmettert hat und dass der Milchpreis im Ausblick auf den Quotenausstieg in Europe und der Überproduktion bereits den steilen Abstieg begonnen hat? Oder, dass der Getreidepreis unter dem doppelten Druck einer Auszahlung nach Qualitätskriterien und der Forderung der Mühleindustrie nach Getreideimporten zu leiden hat?

 


Unsere Initiative fordert den Staat auf Rahmenbedingungen zu schaffen, damit es möglich wird, faire Preise für alle Beteiligten einer Branche umzusetzen, nicht nur für die Grossverteiler. Dies ist die « conditio sine qua non», die notwendige Bedingung,  für eine Landwirtschaft, die zukunftsgerichtet ist und eine Perspektive für kommende Generationen bietet. Das Landwirtschaftsprojekt, welches wir  vom BLW auf dem Tablett serviert bekommen, ist eine Totgeburt! Der Widerstand wächst, hier und überall auf der Welt. Auch die breite internationale Unterstützung unserer Initiative zeigt eindrücklich, dass wir auf dem richtigen Weg sind!