Montag, 03 November 2014

Wir müssen die Milchmengen in den Griff bekommen

Der gegenwärtige Preiszerfall der Milch hat für die Bauern katastrophale Auswirkungen. Der Grund dafür liegt bei den Exportmärkten, deren Preise ins Unermessliche fallen.

 

Schuld daran sei das Embargo der EU auf die Exportgüter nach Russland, sowie die anhaltend hohe Produktion weltweit. Die verfahrene Situation zeigt deutlich, dass das Segmentierungs-System es den Bauern nicht ermöglicht, ihre Produktion der Nachfrage anzupassen. Das Gegenteil ist der Fall: Die Bauernfamilien stecken in der Zwickmühle, ihre Hände sind gebunden, sie müssen produzieren, um ihre Lieferverträge zu erfüllen, sonst verlieren sie ihre Lieferrechte. Die Abnehmer wollen Milch mit hohen Fett- und Eiweissgehalten, manche bezahlen sogar nach dem Gehalt. Doch die Kosten liegen oft über dem Erlös und der Import von Kraftfutter wird gefördert. Alles drängt auf „mehr Investitionen, mehr Produktion und mehr Gewinn - sofern es der Markt erlaubt“. Angesichts der kürzlich veröffentlichten Zahlen zum Einkommen der Bauern mag diese Rechnung für einige sogar aufgehen. Im Vergleich zu den mageren Jahren davor ist das durchschnittliche Einkommen 2013 leicht gestiegen (wobei es zwischen den Betrieben grosse Unterschiede gibt). Doch das ist kein anhaltender Trend. Für die Milchbetriebe bedeutet das Jahr 2014 bereits das Ende der Verbesserung. Das „mehr produzieren“ scheitert, die Märkte folgen nicht und die Preise fallen. Unhaltbar.

Der Markt funktioniert noch immer nicht, einer der Gründe dafür ist, dass die Bauernfamilien ihre Mengen nicht steuern und deshalb die Preise nicht verhandeln können. Auch heute scheint das Motto der Nachkriegszeit „produziert, wir kümmern uns um den Rest“ immer noch aktuell. Mit einem gewichtigen Unterschied: Damals hat der Staat diese Aussage gemacht, heute sind es die Abnehmer und Verteiler. Für die Bauern bedeutet dies Preise, die 40 % oder mehr unter dem damaligen Niveau liegen.

Vonseiten der Interessenvertreter hört man nur beschwichtigende Worte. Man solle die Situation nur ja nicht kritisieren, das sei der falsche Moment. Die Instrumente würden dann schon funktionieren, die Richtpreise seien stabil, die Akteure der Industrie seien im gleichen Boot ... Aber wenn es nicht funktioniert, werden die Bauernfamilien den Schaden tragen - wie gewohnt. Das verschweigen unsere Interessenvertreter wohlweislich. Dabei ist es schon längst soweit und wird auch weiterhin so bleiben, wenn sich nichts ändert.

Uniterre hat in der Vergangenheit klare Vorschläge für eine Marktsteuerung gemacht. Sie wurden begrüsst und dann vergessen, weil die rechtlichen Grundlagen fehlten, aber doch vor allem aus mangelndem Willen. Für eine Verbesserung brauchen die Bauern einen soliden Verfassungsartikel, auf den sie sich in Zukunft abstützen können. Die Initiative für Ernährungssouveränität von Uniterre liefert diese Grundlage. Uniterre lanciert eine politische Debatte und sucht die Unterstützung der Bevölkerung, der Konsumentinnen und Konsumenten. Dieser Weg ist lang, doch es ist an uns, die ersten Schritte zu tun. Wir unterschreiben die Initiative und legen damit auch die Grundlage für eine verantwortungsvolle Mengensteuerung.