Heute hat das Dutch Dairymen Board (DDB) die Ergebnisse der Studie zu den Produktionskosten für einen Liter Milch in den Niederlanden vorgestellt. Mit einem Selbstkostenpreis von knapp 45 Cent für das Jahr 2013 überschreiten die Erzeugungskosten pro Liter Milch erheblich den durchschnittlichen Milchauszahlungspreis von gut 37 Cent im Jahr 2013. Die Unterdeckung beläuft sich deshalb alleine schon für das Jahr 2013 auf nicht weniger als 16%.
Das für die Berechnung der Milchproduktionskosten in den Niederlanden herangezogene Verfahren wurde 2012 im Auftrag des European Milk Board (EMB), dem auch das DDB angeschlossen ist, vom deutschen Büro für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL) entwickelt. Zunächst wurde der deutsche Selbstkostenpreis für einen Liter Milch berechnet und im Januar 2013 veröffentlicht. Im Januar 2014 folgten die Ergebnisse für Frankreich und jetzt veröffentlicht das DDB die Milcherzeugungskosten in den Niederlanden.
Die Studie stützt sich auf Daten, die von der EU in dem von allen EU-Mitgliedstaaten anerkannten Informationsnetz landwirtschaftlicher Buchführungen (INLB) erfasst und berechnet werden. Die Europäische Kommission veröffentlicht diese Ergebnisse jeweils mit einer Verspätung von bis zu drei Jahren, was die inhaltliche Diskussion über die Lage in der Milchviehhaltung erschwert. Man geht nur von Annahmen und dem "Bauchgefühl" aus und die Höhe des Milchauszahlungspreises bildet die Diskussionsgrundlage. Diese Annahmen sind nicht nur unvollständig, sondern - da auf berechneten Erzeugungskosten basierend - auch eindeutig falsch.
Diese Studie ist auch einzigartig auf Grund der Tatsache, dass zum ersten Mal eine nicht auf pauschalen Annahmen basierende Arbeitsvergütung für den selbstständigen Milchviehhalter - und seine Familienangehörigen - berechnet worden ist. Die Arbeitsvergütung, die im Auftrag des DDB ermittelt wurde, bezieht sich auf die in den Niederlanden gängigen Tarife. Die Funktionen und Aufgaben eines Milchviehhalters sind unter Nutzung einer Datenbank mit 2 Millionen Arbeitsverträgen im Markt gemittelt worden.
Die drei Studien zusammen vermitteln ein genaues Bild der Unterschiede und Gemeinsamkeiten im Hinblick auf die Erzeugungskosten in den drei wichtigsten Milchländern der EU. Sie ermöglichen auch einen Einblick in die fairen Wettbewerbsbedingungen der europäischen Milchpolitik und die Rolle der niederländischen Regierung, die unter den Aspekten Investitions-, Förderungs- und Nachhaltigkeitsfonds für die Milchviehhalter in der EU besonders schlecht abschneidet.
Ein strukturell zu niedriger Milchpreis höhlt die niederländischen Milchviehbetriebe aus und hat dazu geführt, dass seit 2000 bereits 37% aller niederländischen Milchviehbetriebe aufgegeben haben. Wegen der zu niedrigen Erzeugerpreise in der Landwirtschaft zeichnet sich in den Niederlanden mittlerweile eine erhebliche Überalterung ab. Familienbetriebe verschwinden zunehmend und damit auch die Besonderheit des Sektors.
Die Politik, die Milchviehhalter und die Bürger und Verbraucher müssen jetzt ihre Verantwortung übernehmen und Änderungen in der Milch- und Agrarpolitik bewirken, die eine faire Preisgestaltung ermöglichen. Nicht indem noch mehr Beihilfen gewährt werden, sondern indem die Bedingungen geschaffen werden, die es den Milchviehhaltern ermöglichen, einen kostendeckenden Milchpreis im Markt zu bekommen.
Die vollständige Studie kann ab dem 25. Juni unter www.ddb.nu heruntergeladen werden.