Montag, 21 Dezember 2015

Das internationale Jahr des Bodens geht zu Ende. Was kommt danach?

 Das Jahr 2015 wurde zum internationalen Jahr des Bodens erklärt. 12 Monate Zeit, um die Regierungen und die Bevölkerung davon zu überzeugen, dass diese natürliche Ressource geschützt werden muss. Wir kommen nicht umhin festzustellen, dass dieses Jahr nicht den gleichen Widerhall hatte wie das Jahr der bäuerlichen Familienbetriebe (2014). Wir hinterfragen deshalb die Wirksamkeit solcher «Jahre». Haben die Regierungen verbindliche Entscheidungen zur Erhaltung des Bodens getroffen, zum Schutz dieser nicht erneuerbaren Ressource?

 

Wo doch der Boden 25% der weltweiten Biodiversität in sich birgt, die Grundlage für die tagtägliche Nahrungsmittelproduktion ist. Er ist kann Wasser filtern und er erweist sich, schonend behandelt, als ein wichtiger Speicher von Kohlenstoff und damit als Helfer bei der Verminderung menschengemachter Auswirkungen auf das Klima. 

Vieles bedroht den Boden, diesen lebendigen Träger, mit dem wir arbeiten und auf dem wir leben. Da ist der unkontrollierte Bauboom, die intensive Landwirtschaft, die verantwortlich ist für die Abholzung von Urwald, die Bodenverdichtung, die Umweltbelastung durch Dünger, Herbizide und Pestizide. Boden wird aber auch durch Landgrabbing in Gefahr gebracht. Landgrabbing bedeutet nichts anderes, als das gute und entsprechend profitable Böden von der Agroindustrie übernommen und geplündert werden, mit Auswirkungen auch auf unsere Regionen, namentlich aber auf die osteuropäischen Staaten. Machen wir uns aber an dieser Stelle klar: 70% der weltweit produzierten Nahrungsmittel werden durch die bäuerliche Landwirtschaft sichergestellt und dies auf nur 25% der gesamten Anbaufläche. Welch enorme Effizienz im Vergleich zur industriellen Landwirtschaft. Hier finden sich die wirklichen Lösungen, wenn laut Experten ab 2050 nur noch die Hälfte aller ackerbaufähigen Böden zur Verfügung stehen. 

In einem Land wie dem unseren, welches so dicht besiedelt ist  und wo 25 % der Fläche als unproduktiv gelten (Gletscher, Seen, Geröll, Fels), 30% durch Wald und an die 10% durch Gebäude und Infrastruktur besetzt sind, sind die Begehrlichkeiten auf das Landwirtschaftsland, welches heute 33% der Gesamtfläche ausmacht, besonders ausgeprägt. Wir verlieren pro Sekunde fast ein Quadratmeter landwirtschaftlichen Boden. Von der landwirtschaftlichen Nutzfläche sind 40% Fruchtfolgeflächen, welche als besonders schützenswert gelten. Allerdings zeichnet sich eine grosse Baustelle am Horizont ab. Nach dem Bachabschicken der zweiten Revision des Raumplanungsgesetzes hat der Bundesrat am Vortag des 5.Dezember, dem internationalen Tag des Bodens, bekannt gegeben, dass er entschieden habe, dass die Fruchtfolgeflächen nicht mehr Teil der Revision seien, sondern separat behandelt werden. Eine Arbeitsgruppe aus Bundesamt, Kantonen und betroffenen Kreisen, soll den Sachplan der Fruchtfolgeflächen aus dem Jahr 1992 überarbeiten und so eine Anpassung durch den Bundesrat spätestens 2018 ermöglichen.

Wenn sich eine Grundsatzdiskussion aufdrängt, weil der Schutz der Fruchtfolgeflächen sehr föderalistisch ausgelegt wird, steht zu befürchten, dass gewisse Kantone sehr viel Druck machen werden, um ihre Infrastrukturen zu entwickeln. Der notwendige Schutz der Fruchtfolgeflächen ist bedroht - und ist der Boden erst einmal versiegelt, ist er für immer verloren.

Das Jahr 2016 werden wir als internationales Jahr der Hülsenfrüchte « durchleben ». Wieder ein Thema, das unsere Aufmerksamkeit verdienen würde. Diese Pflanzen, die Stickstoff binden, spielen in der Fruchtfolge eine vielseitige Rolle und sind gleichzeitig wichtige Nahrungsquellen für Mensch und Tier. Die Beschaffungsgebiete von Leguminosen verschieben sich ständig: Von Lateinamerika nach China und nun nach Osteuropa. Die Schweiz könnte sehr wohl ihren Selbstversorgungsgrad an Leguminosen erhöhen. Welches wäre die Rolle der Forschungsanstalten und welche die des Bundes? Wie könnte dem Anbau solcher Kulturen in unserem Land eine Chance gegeben werden? Wir erwarten, dass im Jahr 2016 darauf Antworten gefunden werden