Freitag, 30 Oktober 2015

Das Kind nicht mit dem Bade ausschütten 

Mut und Vertrauen in unsere Forderungen

In diesen schwierigen Zeiten kommt es nicht selten vor, dass wir auf Kollegen treffen, die an gewissen von Uniterre erhobenen Forderungen zweifeln. Sie fragen sich, ob Uniterre nicht ein bisschen zu weit geht oder ob man nicht etwas pragmatischer sein sollte... alles Fragen, die durchaus im aktuellen Kontext ihre Logik und ihre Berechtigung haben. Aber seien wir sicher, es gibt viele gute Gründe gradlinig zu bleiben. Wie heisst es im Sprichwort? Der Prophet gilt nichts im eigenen Land. Trotzdem wurden nach einigen Jahren viele von unseren Positionen teilweise oder ganz von anderen Organisationen oder offiziellen Instanzen übernommen. 

 

 

Wir waren die ersten, die sich gegen das Cassis de Dijon im Jahr 2006 gewehrt haben gemeinsam mit den KonsumentInnen, dem Bauernverband und mit mehreren Parteien. Wir haben vor 20 Jahren gemeinsam mit unseren KollegInnen von La Via Campesina das Konzept der Ernährungssouveränität entwickelt. Heute erscheint es uns all gegenwärtig.

Die Initiative ist im übrigen ein exzellentes Mittel, um die Moral zu heben. Wenn man in den Städten Unterschriften sammelt, wird einem häufig gedankt für die Initiative und das Engagement, von StädterInnen, denen die Lebensmittel wichtig sind und die eine Verbundenheit mit der Landwirtschaft spüren. Manchmal tut es gut aus dem bäuerlichen Umfeld heraus zu kommen, um den Beliebtheitsgrad der Landwirtschaft im städtischen Umfeld zu testen, denn es ermutigt und gibt Vertrauen. Unter uns haben wir eher die Tendenz zur Schwarzmalerei, obwohl wir schon nach wenigen Metern tausende von Personen haben, die bereit sind uns zu unterstützen.

Wir wurden ausgebuht, als wir die Exportsubventionen angeprangert haben. Sie sind verhängnisvoll für unsere Kollegen in anderen Regionen und sie haben es  uns erspart, eine Mengenregulierung einzuführen, mit der Folge einer strukturellen Überproduktion, welche wiederum auf unsere Preise drückt. Heute schliessen sich alle der Meinung an, dass diese Beiträge für die Unterstützung der einheimischen Produktion genutzt werden sollen und eine Arbeitsgruppe befasst sich mit dem Thema.

Man hat uns nicht recht ernst genommen, als wir vor 6 oder 7 Jahren einen Vorschlag zur fairen und gerechten Mengenregulierung für alle  vorgeschlagen haben. Heute wird dieser Vorschlag von fast 100’000 Milchbauern auf europäischem Niveau gefordert.

Wie sagte es vor kurzem ein Bauer? Wir müssen keine Angst davor haben als Utopisten bezeichnet zu werden. Die Welt wurde durch Beiträge von Frauen und Männern mit einer solchen Einstellung verbessert, von solchen, die sich eine andere Welt vorstellen konnten. Sicherlich, Uniterre ist eine fortschrittliche Organisation, welche manchmal auch ein bisschen idealistisch daher kommt.

Die Geschichte zeigt, dass sich Uniterre selten geirrt hat. Denken wir doch daran, wenn wir an uns zweifeln und es schwer zu ertragen ist, sich in der Minderheit zu befinden. Es ist möglich über Etappen und über Strategien zu diskutieren um ein Ziel zu erreichen, dagegen wäre es sehr riskant Forderungen, die so stark in der DNA von Uniterre verankert sind,  auf zu geben, einzig um sich in der Mehrheit zu bewegen. Die bäuerliche Landwirtschaft  und die Bevölkerung braucht Uniterre, so wie die Welt den EMB oder La Via Campesina braucht. Wir schauen über den Gartenhag und das ist richtig so.