Montag, 07 November 2016

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Uniterre hat es immer wieder gesagt, besonders seit 2009: Das Problem der Mengenführung bei der Industriemilch wird auch auf die Käsereimilch überschwappen. Aus diesem Grund haben wir unerlässlich an die bäuerliche Solidarität appelliert und eine dringende Regulierung der Milchproduktion gefordert, inklusive der hochwertigen AOP-Milch, die seit Jahren als Vorzeigebeispiel gilt.

 

 

Jetzt ändert sich die Lage. Das Angebot an Käse wird deutlich vielfältiger und die Konsumgewohnheiten verändern sich.

Die Branchenorganisation Gruyère steht unter Druck. Die Produzenten müssen ihre Produktion einschränken. Der Markt für Hartkäse ist angespannt. In den Medien werden oft der starke Franken und der steigende Import als Erklärung herangezogen, aber das sind nicht die einzigen Ursachen. Ein weiteres Problem zeichnet sich langsam ab. Beobachten wir die Statistik.

Zuwachs an Spezialitäten

Heute diversifizieren mehr und mehr Käsereien ihr Angebot und produzieren neben dem AOP-Käse auch noch andere Käsesorten. Manchmal unterscheiden sich diese Spezialitäten stark, manchmal nicht. Wie wir wissen, ist der Käsekonsum nicht elastisch. Niemand isst mehr Käse, nur weil das Angebot vielfältiger ist.

Bei der Lektüre der Käsestatistiken zeigt sich, dass die Käseproduktion von „andere Halbhart- und Hartkäse (ohne AOP)“ im Zweijahresdurchschnitt stark angestiegen ist. Von 37‘620 Tonnen (Durchschnitt 2011-2012) ist sie auf 40‘143 Tonnen (Durchschnitt 2014-2015) angestiegen. Das ist ein Anstieg um mehr al 6 % in nur wenigen Jahren. Ob dieser Käse nun exportiert wird oder nicht, auf jeden Fall nimmt er auf der Palette der Käsesorten immer mehr Platz ein und dieser Konkurrenzdruck wird auch bei unserem AOP-Elitekäse spürbar.

Die Mehrheit macht mit

In Krisenzeiten respektieren die meisten Produzenten die auferlegten Produktionsbeschränkungen der AOP-Branchenorganisationen. Einige gehen sogar noch weiter und verpflichten sich, weder Einschränkungsmilch noch Mehrmengen zu liefern. Andere produzieren weiterhin gleichviel, entweder, um einen Liefervertrag für Industriemilch einhalten oder um Spezialitätenmilch zu liefern. Noch andere produzieren C-Milch zu Verlustpreisen. Wie dem auch sei, letztlich beeinflusst die „übermässige“ Produktion auf diese oder jene Art den Milchpreis. Aus diesem Grund muss sie reguliert werden.

Einschränkungsmilch: ein orchestrierter Selbstmord

Der Mangel an Transparenz im Milchsektor zwingt uns zu Annahmen: Die signifikante Zunahme an „anderen Käsesorten“ wird mehrheitlich von den grösseren Käsereien des industriellen Typs hergestellt, weil sie die Einschränkungsmilch sammeln. Sie verkäsen diese zum C-Milchpreis gekaufte Milch, kassieren die 15 Rappen Verkäsungszulage - die eigentlich den Produzenten zusteht - und verkaufen den Käse zu einem leicht tieferen Preis als der AOP-Käse. Die Gewinnmarge ist unanständig, die Konkurrenz ist unlauter und der Käsepreis wird unhaltbar, sowohl für die kleineren Käsereien als auch für die Produzenten. Es ist eine Abwärtsspirale, die nach und nach einen ganzen Wirtschaftssektor zerstört, sowohl auf dem Inlandmarkt als auch auf dem Exportmarkt. Den Branchenorganisationen sind die Hände gebunden, sie können den Verkauf der Einschränkungsmilch nicht verbieten. Sie haben dazu keine rechtliche Handhabe. So werden wir heute Zeugen eines orchestrierten Selbstmordes, der bekannt und von den Gegnern einer Mengenführung vermutlich sogar erwünscht ist.

Wir verlangen Transparenz bei der Verkäsungszulage

Bei kleineren Käsereien erfolgt die Rückerstattung der 15 Rp. automatisch und transparent. Das ist bei Verarbeitern, die mit Käsereimilch und Industriemilch arbeiten nicht so. Für die Produzenten ist es derzeit unmöglich zu erfahren, welcher Anteil ihrer Milch verkäst oder verarbeitet wird. Folglich können sie auch nicht kontrollieren, ob die Rückerstattung der 15 Rp. korrekt ist oder nicht. Bei vielen Produzenten wird die Verkäsungszulage auf der monatlichen Milchgeldabrechnung nicht einmal aufgeführt. Bis heute haben weder das BLW noch die TSM dieses Dossier aufgegriffen, um die nötige Transparenz zu schaffen.

Alle Lösungen untersuchen

In diesem Kontext müssen alle Lösungsvorschläge diskutiert und untersucht werden. Es erscheint weiterhin angebracht und wichtig, eine nationale Mengenführung ins Auge zu fassen. Insbesondere im Bereich der Käsereimilch untersucht die Milchkommission von Uniterre verschiedene Ansätze, sowohl bei den gängigen Zulagen in diesem Sektor als auch bei den Produktionssystemen und Auflagen der AOP-Käse. Auch die Bezahlungsart der Milch wird diskutiert. Ausserdem verlangt die Kommission mehr Transparenz von den wichtigsten Veredlern der AOP-Käse und anderen Käsesorten.

Die Diversifizierung bei den Käsesorten wirkt sich spürbar aus und es wäre nicht schlecht, eine klare Übersicht zu gewinnen, bevor auch die letzten Vorzeigeprodukte der Landwirtschaft in der vorherrschenden Undurchsichtigkeit verschwinden. Die „Blinde Kuh“ ist nicht mehr weit. 

Nicolas Bezençon
Übersetzung: Stefanie Schenk
im Journal d’Uniterre Oktober 2016 veröffentlicht (Ausgabe auf Französisch)

 

 

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