Papst Franziskus bestärkt Milcherzeuger in ihrer Aufgabe, für eine gerechte und nachhaltige Landwirtschaft zu kämpfen
(Rom, 27. Januar 2016) Einen außergewöhnlichen Schutzpatron haben sich die europäischen Milchbauern gesucht, um Solidarität in ihrer schwierigen Situation zu erfahren. 140 Mitglieder des European Milk Board haben heute im Vatikan einer Audienz des Papstes beigewohnt und seinen Beistand erbeten. Milchbauern aus ganz Europa - von Frankreich bis Litauen - machten sich auf den Weg nach Rom, um den Segen für sich, ihre Familien und ihren Berufsstand einzuholen.
„Der Papst spricht uns Milchbauern aus dem Herzen", so Romuald Schaber, Präsident des European Milk Board. „Bescheidenheit, Nachhaltigkeit und Respekt vor dem, was die Natur dem Menschen gibt, sind Tugenden, die wir leben. Der Segen von Papst Franziskus bedeutet uns sehr viel und hat uns in unserer Aufgabe bestärkt."
„Öffnet mir die Tore zur Gerechtigkeit", rief Papst Franziskus zu Beginn des Heiligen Jahres Anfang Dezember und öffnete das Tor zur Heiligen Pforte, das 15 Jahre verriegelt war. Gerechtigkeit fordern auch die Milchproduzenten ein. Die Milcherzeuger sind das erste und schwächste Glied der Nahrungsmittelkette und müssen seit langem mit extrem niedrigen Milchpreisen um ihr finanzielles Überleben kämpfen. Die Erzeugerpreise sind in Europa aufgrund einer politisch gewollten Überproduktion um 30 - 40% gefallen. Sie liegen in vielen Ländern nur noch um die 25 Cent pro Liter Milch. Dem stehen Produktionskosten von über 40 Cent gegenüber. Der Handel und die Molkereikonzerne fahren hingegen satte Gewinne ein.
Die Milchviehhalter in Europa befinden sich in einer extrem schwierigen Situation. Die Missstände, die auf dem Milchmarkt herrschen, werden von den Politikern ignoriert. „Das vom EMB entwickelte Marktverantwortungsprogramm (MVP), das Überproduktion verhindern kann, muss endlich von der EU-Politik umgesetzt werden. Nur so können Milcherzeuger auch von ihrer Arbeit leben", so Sieta van Keimpema, Vize-Präsidentin des EMB.
Der Papst hat das bestehende Wirtschaftssystem immer wieder als ungerecht bezeichnet und den Neoliberalismus scharf kritisiert. Aktuell zerstört die EU-Politik mit ihrer Überproduktion und Exportorientierung bäuerliche Milchbetriebe in Europa und in Entwicklungsländern. Europäische Konzerne sind dabei, sich Zutritt zu den lokalen Milchmärkten der Entwicklungsländer zu verschaffen und verdrängen über kurz oder lang die lokale Milchproduktion. Das führt zu Armut - ein Thema, das auch dem Papst am Herzen liegt.
Roberto Cavaliere von der APL Italien zeigte sich sehr beeindruckt vom Gespräch mit dem Oberhaupt der katholischen Kirche: „Papst Franziskus setzt sich entschlossen gegenüber Missständen ein. Genauso unbequem und kämpferisch müssen wir weitermachen. Wir brauchen bessere Rahmenbedingungen für den Milchmarkt, damit wir und unsere Familien eine Zukunft haben und eine nachhaltige Landwirtschaft möglich wird".
Kontakte:
Präsident EMB Romuald Schaber (DE): +49 (0)160 352 4703
EMB-Pressestelle Regina Reiterer (DE, EN, FR): +32 (2)808 1935
Diese Bauerinen un Bauer sind in Rom für Uniterre
Max Fragnière, Präsident Sektion Fribourg 0266523076
Fabienne Tâche, Sektion Fribourg, 0797636083
Cécile Mettraux, Sektion Fribourg, 0219077517
Die Uniterre Delegation hat ein Brief an der Pape gegeben (nur in Französisch) > hier
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