Einschränkungsmilch : Wir wollen mehr Transparenz !
Wie zur gleichen Zeit im Jahr 2015 ist auch heute die Marktlage für Hartkäse mit hoher Wertschöpfung schlecht. Viele Branchenorganisationen haben deshalb beschlossen, die Käseproduktion zurückzufahren und folglich Beschränkungen einzuführen. Aber weniger Käseproduktion ist nicht gleich weniger Milchproduktion.
Eine Kuh bleibt eine Kuh, der kann man nicht einfach von heute auf morgen das Euter zuschnüren. Also produzieren viele Betriebe dieselbe Menge mit Käsereimilch (erste Qualität), die dann aber zu unschlagbaren Preisen in die industrielle Produktion fliesst. Es ist bekannt, dass zahlreiche Käsereien auch eine Industriemilchquote haben. Was Crémo und Co. ganz bestimmt nicht missfällt, wo sie diese Milch doch gewinnbringend weiterverkaufen können. Wie ? Nicht unbedingt als Butter oder Milchpulver ... sondern auch als Hartkäse oder Halbhartkäse zum Aktionspreis.
Aus verschiedenen Quellen geht hervor, dass rund 15 % der Industriemilch verkäst werden. Qualitativ hochwertige Milch, die zum Industriemilchpreis eingekauft wird, ist eine Goldmine für die Industrie und eine direkte Konkurrenz zum AOP-Käse. Das ist wirklich die Höhe! - aber leider kein neues Phänomen.
Nicht nur die Preise sind unhaltbar, sondern auch der vollständige Mangel an Transparenz bei der Milchverwendung. Die Verteilung der Mehrmengen für die verkäste Milch durch den Bund, dessen Verkäsungszulage von Rechts wegen den Bauern zusteht, ist undurchsichtig. Wenn die BO Milch wirklich eine echte Branchenorganisation sein will, muss sie diese Angaben automatisch und transparent zur Verfügung stellen, sowohl den Produzenten als auch den öffentlichen Instanzen. Sonst muss der Bund bei diesem undurchsichtigen Handel eine Kontrollaufsicht ausüben. Wenn die BO Milch dazu nicht in der Lage ist, braucht es ein Schweizer Observatorium für Milch. Das European Milch Board konnte diese Forderung mit der Unterstützung von Dacian Ciolos, dem ehemaligen EU-Landwirtschaftskommissar und Freund von La Via Campesina, umsetzen. Warum also sollte das in der Schweiz nicht möglich sein ?
Um ihre Unzufriedenheit mit dem aktuellen System kundzutun, haben die Produzenten der Käserei von Chézard-Saint-Martin in Eigeninitiative und demokratisch beschlossen, die Einschränkungsmilch nicht mehr zu produzieren. So haben sie sich, auf ihrer Ebene, die Kontrolle über die Produktion wieder angeeignet und verhindern somit, dass ihre Produkte verscherbelt werden in einem System, das nur die Flucht nach vorne kennt. So ein Entschluss verdient Respekt und Anerkennung ... und (warum nicht) Nachahmer.