Freitag, 15 April 2016

DSC 4675 palaisgroupe petite„Wir fordern die Stärkung der bäuerlichen Landwirtschaft“

Wir reichen heute eine Verfassungsinitiative ein, mit dem Ziel eine möglichst breite Diskussion in der Öffentlichkeit über unsere Ernährung, über Landwirtschaft und über deren politische Zusammenhänge zu führen.

Wir wollen diese Debatte anstossen, damit unsere Verfassung nicht zur Totgeburt verkommt.

 

 

Es geht also um nicht weniger als um die Verfassung um den Zustand - von uns allen! Es geht um Nahrung, es geht um Menschen, auch um soziale Gerechtigkeit mit fairen Löhnen und fairen Preise. Wir brauchen planetentaugliche Lösungen! Das ist eigentlich längt unbestritten - auch angesichts der weltweiten Hungerkrisen und der vielen Menschen, die von ihrem Grund und Boden vertrieben werden. Darum sprechen wir auch über den Erhalt der bäuerlichen Landwirtschaft:

Um eine bäuerliche Landwirtschaft zu fördern, machen wir konkrete Vorschläge. Die aktuelle Agrarpolitik fördert - ganz nach dem Dogma „wachsen oder weichen“ -weiterhin eine zerstörerische Wachstumsstrategie.

Der sogenannt freie Markt hat ausgedient. Wir glauben auch nicht an die neoliberale Freihandelspolitik von Bundesrat Schneider- Ammann. Wir sind der Meinung, dass der Handel - gerade der Handel mit Nahrungsmittel - sehr wohl Regeln und Regulierungsmöglichkeiten braucht. Wir stellen Strategien vor, die die bäuerlichen Familienbetriebe und neue Formen von kollektiven Zusammenschlüssen ernst nehmen und ihnen einen wichtigen Stellenwert geben.

Wir wissen und es ist längst bewiesen: Die bäuerliche Landwirtschaft ist flexibel und hat die Fähigkeit, lebende Ressourcen wie Tiere und Pflanzen mit Hilfe von Sonnenenergie auf der Bodengrundlage nachhaltig zu nutzen. Die industrielle Landwirtschaft dagegen verbraucht mehr Ressourcen, als dass sie schlussendlich produziert. Dies auch, weil die langfristigen negativen Folgen dieser Art von Produktion nie mit einberechnet werden. Ein Grossteil der Schweizer Bevölkerung wünscht sich eine bäuerliche Landwirtschaft und ist auch bereit, diese zu unterstützen.

Komplexe Probleme können nur mit einem vernetzten Denken angegangen werden, einzig so kommen wir den Lösungen näher. Wir können z.B. nicht einfach auf Ökologie setzen und gleichzeitig die wirtschaftlichen Gegebenheiten ausser Acht lassen. Wir können nicht die Arbeitslosigkeit durch Wirtschaftswachstum bekämpfen, wenn wir dabei unsere ethischen und sozialen Grundsätze über Bord werfen. Wir können nicht eine Überproduktion fördern und gleichzeitig den Preiszerfall kritisieren. Deshalb braucht es Instrumente - wie z.B. Mengensteuerung und Markttransparenz - um die Ursachen offenzulegen und anzugehen.

Wir fordern deshalb Ernährungssouveränität - ein Konzept der weltweiten Bewegung von La Via Campesina - weil dieses Konzept von Bäuerinnen und Bauern des Südens gemeinsam Bäuerinnen und Bauern des Nordens - entworfen wurde. Wenn wir über unseren Tellerrand hinaus blicken, können wir solidarische Lösungen finden. Wenn wir die bäuerliche Landwirtschaft erhalten, hier aber auch weltweit, die mit dem Boden verbunden ist und den lokalen Besonderheiten angepasst ist, werden wir die grossen Krisen meistern können.

Ulrike Minkner, Vizepräsidentin Uniterre

Bilder: Demir Sönmez 

 

> Uniterre Zeitschrift - März 2016 - pdf

 

 

>> Fotos Einreichung der Inititative - Bern - 30. März 2016