Dienstag, 06 Februar 2018

Uniterre, gestern und morgen

Der Jahresbeginn ist eine richtungsweisende Zeit. Vor uns liegt ein leeres Blatt, doch bevor wir ein neues Kapitel schreiben, müssen wir uns Fragen stellen, Überlegungen anstellen, als Menschen, als Mitglieder der Gesellschaft. Was habe ich bisher erreicht? Worüber bin ich stolz? Was ist zu bedauern, was war enttäuschend? Was waren meine grössten Erfolge? Und jetzt, wo will ich jetzt hin? Welche Ressourcen, welche Vorteile habe ich? Es geht dabei nicht um die berühmt-berüchtigten guten Vorsätze, die man am Neujahrsabend trifft und drei Wochen später vergessen hat. Man stelle sich viel eher eine Wartehalle am Flughafen vor, wo wir auf den nächsten Verbindungsflug warten.

Ein Verein wie Uniterre sollte dieselbe Fragestellung durchlaufen. Ein Blick in den Rückspiegel zeigt uns starke Bilder von intensiver Mobilisierung, von beachtenswerten und beachteten Aktionen, von scheinbar ruhigeren Perioden, in denen neue Ideen entstanden sind, aber auch von Tiefpunkten, Zweifeln, Misserfolgen. Nehmen wir uns alle einen Moment Zeit, um uns mit unserer persönlichen Beziehung zu Uniterre auseinander zu setzen, sei unser Engagement nun gross oder klein: Warum bin ich Mitglied? Was habe ich erwartet, erhofft? Was habe ich beigetragen?

Bäuerinnen und Bauern nehmen sich nicht immer die Zeit für solche Überlegungen. Weil, und das muss einfach gesagt werden, weil sie kaum Zeit dazu haben. Zu tiefe Preise und zu hohe Anforderungen machen aus ihrem Alltag einen nicht enden wollenden Marathon. Von dieser Feststellung zum Gedanken, dass die Politik keine Änderung will, damit wir auch ja keine Zeit zum Aufbegehren haben, ist es nicht weit. Doch wenn wir uns im unendlichen Ablauf des Alltags eine Pause gönnen, kommen die interessantesten Ideen zum Vorschein, Ideen, die uns einen Schritt näher an unsere Ziele bringen.

Eines ist gewiss: 70 Jahre nach der Wut der Gründungsmitglieder hat sich bei Uniterre einiges geändert: Der Name, die Mitglieder und Mitarbeitenden. Doch im Geist vereint Uniterre immer noch die gleiche vibrierende Wut, die selben Beweggründe und Ziele. Die Aussichten für 2018 sind spannend, es gibt mehrere Initiativen zu diskutieren und natürlich kommt auch die Abstimmung über die Initiative für Ernährungssouveränität. Das hat einen neuen Anstrich verdient! Was Ihr in den Händen haltet, ist die neue Ausgabe unserer Zeitschrift. Leichter und übersichtlicher bleibt sie ein wesentliches Kommunikationsmittel für die Interessenvertretung von Uniterre. Analysen, Berichte, Kritik und Portraits über den Alltag der Bäuerinnen und Bauern werden die Flamme der Gewerkschaft weiter zu den Leserinnen und Lesern tragen, damit dieser spannende Kampf etwas Positives bewirkt – mindestens noch weitere 70 Jahre lang!


Vanessa Renfer
Bäuerin und Vorstandsmitglied Uniterre (Sektion Neuenburg)


Frontseite Foto: Eric Roset