Freitag, 26 Juli 2013

schweizerbauerDie Schweizer Bauern haben in den ersten fünf Monaten des Jahres so wenig Milch produziert wie zu Zeiten der Milchkontingentierung. Doch offenbar ist die Milch gar nicht so knapp, sondern der Markt wieder im Gleichgewicht.

1'476'465 Tonnen Kuhmilch produzierten die Schweizer Milchbauern gemäss dem neuesten Monatsbericht über die Marktlage von Januar bis Mai 2013. Es wurde seit 2007 in der gleichen Vergleichsperiode nie weniger Milch produziert. Damals — vor dem grossen Milchrausch von 2008, als das Bundesamt für Landwirtschaft die Mehrmengenschleusen öffnete — betrug die Produktion 1'426'692 Tonnen.

 


Die kumulierte Milchproduktion von Januar bis Mai 2013 liegt 5,1% unter dem Vorjahr. Die Butterproduktion ging gegenüber dem Vorjahr um 19,1% zurück. Die Produktion von Magermilchpulver liegt gar 50,7% im Minus. Auf der anderen Seite liegt der Käseexport 4,1% über dem Vorjahr. Die Käseproduktion hat denn auch — wenn auch nur leicht — um 0,2% zugenommen.

Ist Milch wirklich knapp?

Doch ist mit  dem Absinken der Milchproduktion auf die frühere Kontingentsmenge die Milch wirklich knapp? Offenbar eben doch nicht so sehr. Branchenleader Emmi bekommt auf jeden Fall noch genug Milch. «Wir haben praktisch 100% der Milch langfristig mit Verträgen abgesichert und erhalten für die Produktion aller relevanten Produkte ausreichend Milch», sagt Emmi-Sprecherin Sibylle Umiker. Einzig sogenannte «Regulierprodukte» wie Magermilchprodukte und Butter für den Export würden im Moment nicht hergestellt.

Und sogar beim Milchpulverhersteller Hochdorf jammert man nicht. Zwar sei die rückläufige Milchpulverproduktion im ersten Halbjahr eine Herausforderung gewesen, sagt Hochdorf-Sprecher Christoph Hug. «Dank der guten Produktionsplanung und dank der normalen Milchmenge im zweiten Halbjahr ist dieses Problem aber gelöst», fügt er an.

58% wollen aufhören

Fakt ist auch: Die leicht gestiegenen Milchpreise reichen vielen Milchbauern nicht mehr, um langfristig bei der Stange zu bleiben. Eine Mehrheit denkt deshalb ans Aufhören, wie eine Online-Umfrage auf schweizerbauer.ch ergab. «Hören Sie auch auf mit Melken, wenn der Milchpreis nicht nachhaltig steigt?» 58% der 264 Teilnehmenden beantworteten diese Frage mit Ja. Nur gerade 26% sagten Nein. 9% gaben an, bereits aus der Milchproduktion ausgestiegen zu sein. Eine stärkere Erhöhung der Milchpreise ist aber im Moment nicht in Sicht.

Bereits im Mai hat der Vorstand der Branchenorganisation Milch (BOM) den A-Milch-Preis für das dritte Quartal 2013 unverändert auf 69 Rp./kg Milch festgelegt. Und das wird sich kaum ändern. «Ich gehe nicht davon aus, dass wir für das 3. Quartal den Richtpreis neu diskutieren werden», sagt BOM-Geschäftsführer Daniel Gerber dazu. Er verweist aber auch darauf, dass effektiv gelte, was am Markt realisiert werden könne.

5 bis 10 Rappen in Läden

Seiner Meinung nach werde die Preisdiskussion stark auf die Menge fokussiert. Aber man müsse auch die internationalen Märkte berücksichtigen. «Denn eine allzu grosse Preisdifferenz zum Ausland kann zur Verdrängung von Inlandanteilen führen», so Gerber.

Wie schon bei früheren Gelegenheiten profitierte im Gegensatz zu den Bauern zumindest eine Stufe der Wertschöpfungskette von der letzten Richtpreiserhöhung von 66 Rp./kg auf 69.0 Rp./kg schon deutlich. Gemäss «Tages-Anzeiger» haben Migros und Coop die Preise für Milch, Joghurt, Rahm und Butter im Schnitt gleich um 5 bis 10 Rappen erhöht.

schweizerbauer.ch - Samuel Krähenbühl