Dienstag, 04 März 2014

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Erklärung von Evenstad
  4. März 2014

Die Bäuerinnen und Bauern der Europäischen Koordination von Via Campesina und ihre Verbündeten trafen sich zu ihrer Generalversammlung in Evenstad, Norwegen.

Sieben Maßnahmen zur Stärkung der bäuerlichen Familienbetriebe, jetzt!

Aktuell ist und bleibt der bäuerliche Familienbetrieb die wichtigste und am weitesten verbreitete Struktur zur Nahrungsmittelerzeugung in Europa und der Welt.

 

Seit mehreren Jahrzehnten befinden sich die Bäuerinnen und Bauern Europas in der Situation des Wachstumszwangs:  Hohe Investitionen in Produktionsmittel und wachsende Betriebsgrößen treiben Bäuerinnen und Bauern in eine endlose Abwärtsspirale. Der Zwang zur „Modernisierung“  führt nicht zu verbesserten Lebenssituationen und mehr Wohlstand, sondern zu einem Selbstzweck und einer Pflicht. Schulden belasten alles und die Schwächsten bleiben im Prozess des Wachstums auf der Strecke. Nahrungsmittel wurden zu einer bloßen Ware und Bäuerinnen und Bauern werden zu Produzenten von Rohstoffen degradiert. Ihr Einfluss auf die Erzeugung guter Lebensmittel wird ihnen entzogen.

In vielen Ländern und auf vielfältige Weise kämpfen Bäuerinnen und Bauern gegen diese grenzenlosen Wandel und darum, die Werte und den Sinn ihrer Arbeit zu bewahren. Sie betrachten ihre Tiere nicht als Maschinen, sie entwickeln agrar-ökologische Systeme, fördern Partnerschaften mit Konsumenten und hochqualitative, gesunde Nahrungsmittel. Viele von ihnen sind Mitglieder der Organisationen der Europäischen Koordination von Via Campesina und damit Teil einer politischen Bewegung zum Aufbau eines alternativen Ernährungssystems basierend auf Ernährungssouveränität. Die Lebensmittelkrise von 2007-2008 verdeutlichte die strategische Bedeutung von Nahrungsmitteln. Politiker begannen den Bedarf der Bewahrung aller Formen von Landwirtschaft zu erkennen, nicht nur des agrarindustriellen System, um globale Nahrungsmittelsicherheit zu gewährleisten. Gleichzeitig  hat die Krise Investitionen in den Agrarsektor attraktiver gemacht und Land- grabbing, großflächige Monokulturen und industrielle Tierhaltung gefördert - auf Kosten kleiner bäuerlicher Familienbetriebe.  

In der Europäischen Union kommen die Verhandlungen zur neuen gemeinsamen Agrarpolitik zu einem Ende, die sehr ähnlich zur vorherigen gemeinsamen Agrarpolitik ist, die zum Verschwinden von 20% der europäischen Bäuerinnen und Bauern und dem Verlust vom 3 Millionen Arbeitsplätzen zwischen 2003 und 2010 geführt hat. Anstatt Bäuerinnen und Bauern einen angemessene Lebensstandard durch faire Preise und staatliche Marktregulationen zu ermöglichen, hält die EU das ungerechte System der flächenbezogenen Subventionen aufrecht.

  1. Jahr 2014, das von der UN zum internationalen Jahr des bäuerlichen Familienbetriebes erklärt wurde, feiert die UN bäuerliche Betriebe und Familienbetriebe. Dies steht in hartem Kontrast zur politischen Entscheidungen auf globaler Ebene, die von den Märkten und Finanzspekulationen, welche Wettbewerb und Wirtschaftskriege fördern, bestimmt werden. Diese Politik missachtet die fundamentale soziale Funktion bäuerlicher Nahrungsmittelerzeugung in den Bereichen Ernährung, Arbeit und der Bewahrung der Natur. Die Bäuerinnen und Bauern der Europäischen Koordination von Via Campesina rufen alle nationalen und regionalen Regierungen sowie die Institutionen der Europäischen Union dazu auf, die das wechselt. Alles was ich zwei stunden vorher weiss, ist machbar. folgende sieben Grundsätze zu übernehmen:

$11)    Die Existenz und Arbeit von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, die ganz besonders verletzlich und häufig durch Arbeitsverlust zu Migration gezwungen sind, landwirtschaftliche Arbeiter, Hirten, Fischer u. v. m. müssen geschützt werden. Die EU und alle europäischen Staaten müssen die Arbeit des Komitees für Menschenrechte der UN zu den Rechten von Bäuerinnen und Bauern und allen Menschen, die in ländlichen Regionen beschäftigt sind, unterstützen.

 

$12)    Von sogenannten „Freihandelsabkommen“ profitieren auf Kosten bäuerlicher Betriebe ausschließlich transnationale Unternehmen. Sie werden in geheimen und undemokratischen Verhandlungen erarbeitet und haben einen negativen Einfluss auf Lebensmittelstandarts, insbesondere auf die Länder des globalen Südens. Deshalb muss die EU alle Verhandlungen zu neuem Freihandelsvereinbarungen, insbesondere das Transatlantische Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA (TTIP), stoppen und bereits abgeschlossene Vereinbarungen rückgängig machen. Es müssen neue Abkommen zum Nutzen der gesamten Bevölkerung verhandelt werden.

$13)    Im Bezug auf die Gemeinsame Europäische Agrarpolitik müssen die endgültigen Regelungen und ihre nationalen und regionalen Umsetzungen die Belange von Bäuerinnen und Bauern fördern. Dies kann insbesondere durch Subventionshöchstsätze in Abhängigkeit vom Produktionsumfang, der Abschaffung von  Mindestgrößen zum Erhalt von Flächensubventionen und Investitionsförderungen (besonders für Existenzgründungsförderungen) und die gleichzeitige Einführung von maximalen Förderbeträgen zur Umverteilung zu Gunsten bäuerlicher Betriebe gewährleistet werden. Cross-compliance müssen so verändert werden, dass unsinnige und diskriminierende Maßstäbe für Ackerbau und  Tierhaltung verhindert werden.

$14)    In Internationalen Vereinbarungen, wie auch in EU Gesetzten, müssen die unabdingbaren Rechte von Bäuerinnen und Bauern zur Produktion, Vermehrung, dem Tausch und dem Handle mit ihrem Saatgut sowie die Sicherstellung der Aro-Biodiversität und die Selbstbestimmung der Bäuerinnen und Bauern anerkannt werden. Gentechnisch verändertes Pflanzenmaterial muss in allen Gebieten verboten werden.

 

$15)    Um für alle Menschen verfügbare, qualitativ hochwertige Nahrungsmittel und kurze Vermarktungswege zu fördern, einschließlich der Schwächsten in Europa,  sind alle Staaten aufgefordert, Gesundheitsstandarts für die Verarbeitung von Nahrungsmitteln und die Verbreitung dieser zu entwickeln, die den Anforderungen kleiner Mengen entsprechen. Lokale Vermarktung von bäuerlichen Produkten sollte staatlich gefördert werden.

 

$16)    Die Förderung von der Neugründung bäuerlicher Betriebe muss Priorität haben, um die Nachfolge in der Landwirtschaft zu sichern und die Lebendigkeit ländlicher Räume zu erhalten. Es muss eine neue Politik der ländlichen Räume von dem UN Komitees zur Nahrungsmittelsicherheit etabliert werden, mit einer Orientierung der EU an den freiwilligen Vereinbarungen zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Land-Besitz, Fischgründen und Wald. Dieses begünstigen Jungbäuerinnen, Jungbauern und Familienbetriebe, nicht nur durch den Erwerb von Land, sonder auch durch feste Pachtpreise für Pächterinnen und Pächter, die Verhinderung von Land-grabbing und die Ausbreitung industrieller Mega-Ackerbau- und -Viehbetriebe. Die Finanzierung öffentlicher Dienstleistungen und die Entwicklung ländlicher Räume sind unerlässlich um Arbeit und Leben in diesen Gebieten attraktiv zu machen.

 

$17)    Besondere Aufmerksamkeit muss der Sicherstellung gleicher Rechte für Frauen mit Achtung des Zugangs zu Land, Finanzen und allen notwendigen Ressourcen für bäuerliche Landbewirtschaftung gerichtet werden.

 

 

Um eine auf die Werte der Solidarität, des Umweltschutz und der Verfügbarkeit von qualitativ hochwertigen Nahrungsmitteln gründende Gesellschaft zu sichern, braucht Europa alle seine Bäuerinnen und Bauern!

Im internationalen Jahr  des bäuerlichen Familienbetriebes liegt der Kampf vor uns!