Mittwoch, 08 Juni 2022
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Jetzt kommt der Frühling!

Die Erde wird wärmer. Dennoch fällt es uns schwer, uns zu freuen. Ende Februar hat die Migros die faire Faireswiss- und GRTA-Milch aus ihren Regalen genommen und versucht, jeden Wunsch der Produzent*innen, bei der Preisgestaltung mitzuwirken, zu abzuwürgen. Alle Bäuerinnen und Bauern sollten über diesen Affront bestürzt sein.

Es ist an der Zeit, die Kontrolle über den Wert unserer Produktion zurückzugewinnen.

Die Initiative gegen Massentierhaltung, über die in diesem Jahr abgestimmt wird, stellt uns in Frage. Wie können wir nicht hin- und hergerissen sein, zwischen unseren Ängsten vor noch grösseren Zwängen und dem Wunsch, den Erwartungen der Gesellschaft gerecht zu werden? Der freie Markt versucht, sich durch zahlreiche Labels von diesen Übeln zu befreien. Bio Suisse kennzeichnet tausende von Produkten aus anderen Ländern. Allerdings ist dieses System angesichts der jüngsten Enthüllungen über Palmöl, das zwar mit einem Siegel versehen, aber unter skandalösen sozialen Bedingungen hergestellt wurde, nicht zuverlässig. Und wie soll man sich angesichts der durch den Krieg in der Ukraine ausgelösten Energiekrise positionieren? Die globalisierte, intensive und inputintensive Landwirtschaft kann den Erfordernissen der Ernährung und des Klimas nicht gerecht werden. Dennoch wird bisher nichts Ernsthaftes unternommen.

Zudem befürwortet ein Teil der politischen Kräfte die Rückkehr zu einem Plan Wahlen und fordert die Intensivierung der Produktion sowie die Aufgabe von extensiven Flächen und ökologischen Ausgleichsflächen (die Rekultivierung dieser Flächen würde nur 0,4 % mehr Produktion ermöglichen). Der Bund täte besser daran, die aufschlussreiche Arbeit von spezialisierten Ernährungswissenschaftlern zu berücksichtigen: Vier Achsen müssen unbedingt verfolgt werden, um die Ernährungssicherheit langfristig zu gewährleisten. Erstens, die Verringerung des Konsums von tierischen Produkten in den reichen Ländern. Zweitens, die Erhöhung des Anteils von Hülsenfrüchten für die menschliche Ernährung in der Fruchtfolge. Drittens, die Fortsetzung der von der Agrarindustrie-Lobby stark bedrohten EU-Strategie Farm2Fork, die unter anderem die Verringerung der Abhängigkeit von synthetischen Düngemitteln beinhaltet und schliesslich die Reduzierung der Lebensmittelverschwendung.

Was wir erleben, muss uns dazu veranlassen, unsere Verbindung zur Tradition wiederzufinden, indem wir uns diversifizieren, um ein Höchstmass an Autonomie und die Verbindung zur Bevölkerung zu gewinnen.

All dies kann Uniterre nur ermutigen, eine widerstandsfähige bäuerliche Landwirtschaft zu fördern, in der die Natur, der Wert der Arbeit, die Nähe und die gegenseitige Unterstützung unserem Handeln einen Sinn verleihen, und dies bei gleichzeitiger Achtung unserer Unterschiede.

1976, während der Ölkrise, führte die Schweiz autofreie Sonntage ein. Wieviel Komfort sind wir heute bereit aufzugeben? Welche radikalen und kollektiven Massnahmen sind wir angesichts der Dringlichkeit des Klimaschutzes bereit umzusetzen? Es ist an der Zeit, einen neuen Weg einzuschlagen. Wir müssen die Geschichte unserer Gesellschaft und unseres Lebens ändern, mit Brüderlichkeit, Kooperation und gegenseitiger Hilfe.

Voller Zuversicht teilen wir mit euch diesen Gedanken des Zoologen und Botaniker Théodore Monod:

"Wenn der Mensch nicht die Weisheit besitzt, das Leben zu respektieren, läuft die Welt dann nicht Gefahr, ohne ihn weiterzumachen?".

Christine Gerber, Bäuerin JU

Yves Batardon, Weinbauer GE

Kommission Klima