Dienstag, 01 Februar 2011

Was geht vor beim Bauernverband?

Offener Brief an die Herren Hans-Jörg Walter (Nationalrat, SVP, TG) und Jacques Bourgeois (Nationalrat, FDP, FR), Präsident resp. Direktor des Schweizerischen Bauernverbandes (SBV).

 

 

Sehr geehrte Herren,

Die nunmehr seit drei Jahren anhaltende Passivität des Bauernverbands bezüglich der Organisation des Schweizer Milchmarkts stösst bei vielen Produzenten auf Unverständnis. Tatsächlich beschränkte sich das Engagement des SBV für seine Mitglieder auf das Mitwirken bei der Gründung der Branchenorganisation Milch (BO Milch) und auf eine Vermittlerrolle in deren Anfangsphase. Ein Dachverband der Schweizer Bauern, der einfach schweigt, während die Produzenten seit zwei Jahren täglich einschneidende Einkommensverluste hinnehmen müssen — das ist ein starkes Stück!

Es wird gesagt, dass Sie nach der Debatte zur Motion Aebi im Ständerat vor zwei Wochen an der Seite der Milchindustrie gegen die Motion lobbyiert und bei den Ständeräten für eine Lösung geworben hätten, mit der die Probleme nicht in den Griff zu kriegen sind. Viele Milchproduzenten fühlen sich durch ein solches Verhalten hintergangen. Ich erlaube mir deshalb, folgende vier Fragen an Sie zu richten:

1. Existieren für Sie als einflussreiche Landwirtschaftsvertreter nicht gewisse Grundprinzipien, die nicht verhandelbar sind, und gehört da nicht auch eine landwirtschaftsintern geregelte Angebotssteuerung dazu?

2. Befürchten Sie nicht, dass die BO Milch nach einer Ablehnung der Motion Aebi damit fortfährt, jegliche Mengensteuerung auf dem Milchmarkt zu verhindern und die Kosten für die Butter-Überschussverwertung allen Produzenten aufzubürden, insbesondere denjenigen, die in keiner Weise für die Situation verantwortlich sind?

3. Finden Sie es richtig, dass Sie sich für die Mehrmengenmelker aus Ihren Regionen einsetzen und dies auf Kosten der grossen Mehrheit der Schweizer Milchproduzenten (85 %)?

4. Wenn Ihr Handeln hauptsächlich von der Sorge um Ihre Wiederwahl im Herbst bestimmt ist, wäre es dann nicht an der Zeit, Ihren Platz an der Spitze des SBV für Leute freizugeben, die bereit sind, sich transparent und ohne Zugeständnisse für die Gesamtinteressen der Landwirtschaft einzusetzen?

Ich danke Ihnen im Voraus für die Beantwortung der Fragen.

Romain Beuret
Ing. Agr. Dipl. EPFZ
Pré Chappuis 3
2827 Mervelier
romain.beuret@bluewin.ch
079 329 79 34 Mervelier, den 04.04.2011

 

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Antwort von Kurt Graf, Bio Bauer , Mitglied Uniterre >lesen

 

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