Mittwoch, 11 Dezember 2013

pringy2013Das Reglement von April 2009 des Freiburgischen Milchverbands (FSFL) müsse umgesetzt werden, das war die Forderung mehrerer Hundert Produzenten, die sich im Mai desselben Jahres anlässlich einer Sitzung des Vorstands des FSFL in Pringy versammelten. Die Produzenten waren über die Produktion von Mehrmengen, welche den Milchmarkt untergraben würden, äusserst besorgt.

 

 

Nach dieser Demo und einem langwierigen Rechtsstreit wurden vier Bauern von Uniterre wegen Freiheitsberaubung zu einer Geldbusse, 80 Std. gemeinnütziger Arbeit mit einem bedingten Strafvollzug von 2 Jahren sowie zur Bezahlung der Gerichtskosten (12 800 Fr.) verurteilt! Dieses Urteil erfolgte, obwohl ihre Forderungen erwiesenermassen gerechtfertigt waren.

Vier Jahre später muss festgestellt werden, dass die Mehrmengen und die Liberalisierung der Milchquoten eine beispiellose Krise in der Geschichte der Schweizer Milchwirtschaft bewirkte. Eine Krise, die andauert. Die Lagerbestände an Butter und Milchpulver mussten mit Exportsubventionen abgebaut werden. Die zunehmende Preisvolatilität, die Bezahlung nach Fett- und Eiweissgehalt, die Abgaben für grössere Abholdistanzen, die monatlichen Lieferungsrechte, die Segmentierung und andere, von der Industrie eingeführte Massnahmen, führen zu einem Preiszerfall. Viele Bauern stellen die Milchproduktion von einem Tag auf den anderen ein, um nicht Konkurs zu gehen (1500 pro Jahr). In allen Regionen verschwinden kleine wie grosse Viehzuchtbetriebe. Die Verluste der Produzenten steigen in Millionenhöhe. Der eine oder andere Industrielle befürchtet bereits eine Milchknappheit. Doch sie heben die Preise dennoch nicht an, weil sie lieber auf Milch anderer Regionen oder Importmilch setzen.

Es war übrigens Crémo, via Isabelle Chevalley, welche die parlamentarische Debatte zur kompletten Milchmarktöffnung mit Europa lanciert hat. Der Bundesrat dürfte in den kommenden Tagen zu diesem Thema Stellung nehmen. Es ist unwahrscheinlich, dass der Druck nachlassen wird. Doch eine Grenzöffnung ohne funktionierendes, wirksames Instrument zur Mengensteuerung wäre das Todesurteil für die Branche: Eine unabhängige Studie kommt zum Schluss, dass nur jeder achte Betrieb die Milchproduktion fortsetzen könnte.

Heute wird die Milchwirtschaft total von der Industrie gelenkt. Die Preisvolatilität nimmt zu. Die Vorschläge des Branchenverbandes werden missachtet und der neue Direktor der Schweizer Milchproduzenten (SMP) bekennt, dass seine Organisation in marktstrategischen Beschlüssen nichts mehr zu sagen hat. Die Politik und die Behörden schauen zu.

In dieser Situation bleiben die Verurteilten bei ihrer Meinung. Sie fordern immer noch die Einführung einer Mengensteuerung über den Preis, wie sie sich in Europa abzeichnet. Wenn dieses Instrument nicht mit der Unterstützung der SMP eingeführt werden kann, müssen die Schweizer Milchproduzenten die Funktion, die Rolle und den Nutzen dieser Organisation in Frage stellen. Sie ist vielleicht nicht mehr in der Lage, den Erwartungen der Produzenten gerecht zu werden.

Eine Mengensteuerung, die kostendeckende Preise bezweckt, ist die einzige Möglichkeit, um der Schweizer Milchproduktion eine Zukunft zu gewähren. Die Verurteilten bleiben dabei!

 

Ansprechpersonen

Die verurteilten Bauern: Max Fragnière 0266523076, Paul Ecoffey 0792932061, Pierre-André Tombez 0796345487 und Bruno Fahrni, 0794710143

Nicolas Bezençon, Sekretär Uniterre zuständig für das Milchdossier: 0795745412,

n.bezencon@uniterre.ch