Letzte Woche traten Nestlé-Arbeiter in Kolumbien in den Hungerstreik, um den Nahrungsmittelkonzern an den Gesprächstisch zu bringen. Nestlé verweigert Gespräche seit Monaten. Statt nach einer Lösung des Konflikts zu suchen, hat Nestlé die Situation mit gefährlichen Anschuldigungen gegen die Gewerkschaft weiter angeheizt. Gestern Samstag ist nun ein Gewerkschafter ermordet worden.
Gestern Samstag, 9. November, wurde Oscar López Triviño, der seit 25 Jahren bei Nestlé in Bugalagrande Kolumbien arbeitete, mit vier Kugeln erschossen. Tags zuvor hatte die Nestlé-Gewerkschaft Sinaltrainal per SMS Morddrohungen erhalten. Darin stand: „Hurensöhne, die ihr noch immer Nestlé belästigt, jetzt gibt’s kein Pardon mehr, wir zerstückeln euch, Tod allen Kommunisten von Sinaltrainal.“ Unterzeichnet war die Drohung von der paramilitärischen Organisation „Los Urabeños“.
Wenige Tage zuvor hatten vier Sinaltrainal-Gewerkschafter einen Hungerstreik vor der Nestlé-Fabrik in Bugalagrande begonnen. Hintergrund ist ein lange dauernder Arbeitskonflikt. Nestlé hat die Gespräche mit der Gewerkschaft vor mehreren Monaten einseitig abgebrochen. Gleichzeitig hat die Unternehmensleitung den Druck auf die Gewerkschaft erhöht: Neu eingestellte ArbeiterInnen werden gedrängt, der Konkurrenzgewerkschaft Sintraimagra beizutreten, die im vergangenen Jahr während eines Arbeitskonflikts gegründet wurde und der Firmenleitung nahesteht. Damit wird die Gewerkschaft Sinaltrainal gezielt geschwächt und das Recht auf Gewerkschaftsfreiheit verletzt.
Statt eine Lösung des Konflikts zu suchen, hat der Nahrungsmittelkonzern Ende Oktober diesen zusätzlich angeheizt: Nestlé-Kolumbien-Chef Manuel Andrés Kornprobst bezichtigte die Gewerkschaft Sinaltrainal in einem in der Fabrik aufgehängten Communiqué, dass sie zu Gewalt und Sabotage aufrufe. Solche Verleumdungen sind in Kolumbien lebensgefährlich und machen Gewerkschafter zur Zielscheibe von Paramilitärs. Bereits in der Vergangenheit sind 14 Nestlé-Arbeiter ermordet worden, weitere haben Attentate erlitten oder mussten aufgrund von Drohungen die Region verlassen. Mit der Ermordung von Oscar López ist die Zahl der ermordeten Nestlé-Gewerkschafter auf 15 gestiegen.
Nach Beginn des Hungerstreiks hat vergangene Woche die Menschenrechtsorganisation MultiWatch einen offenen Brief an Nestlé-CEO Paul Bulcke gerichtet. Mehrere Schweizer ParlamentarierInnen wandten sich ebenfalls in einem dringlichen Schreiben an Herrn Bulcke: Cédric Wermuth, Maria Bernasconi, Marina Carobbio, Jacqueline Fehr, Claudia Friedl, Balthasar Glättli, Andreas Gross, Barbara Gysi, Thomas Hardegger, Beat Jans, Ada Marra, Martina Munz, Martin Naef, Mathias Reynard, Ursula Schneider Schüttel, Jean-Christophe Schwaab, Jean-Francois Steiert, Carlo Sommaruga.
Heute beklagt Uniterre einmal mehr den Tod eines Gewerkschafters, der für bessere Arbeitsbedingungen kämpfte, dies in einem multinationalen Konzern mit Sitz in der Schweiz! Nestlé Schweiz war über die äusserste Anspannung vor Ort im Bild. Es ist absolut dringend, dass der Dialog innerhalb des Konzerns wieder aufgenommen wird und dass die gewerkschaftlichen Forderungen ernst genommen werden. Wir überbringen hiermit den kolumbianischen Kollegen unsere Nachricht der Solidarität.
Quelle: Multiwatch.ch