Dienstag, 01 September 2015

EuroC ViaC LogoMit diesem Dokument soll das Konzept der Agrarökologie so definiert werden, wie es von den Bäuerinnen und Bauern der Europäischen Koordination von Via Campesina verstanden wird.

Wir sind Erzeugerinnen und Erzeuger von Lebensmitteln und betrachten Agrarökologie als eine Lebensweise, eine Art und Weise mit unserem Umfeld zu interagieren. Außerdem ist es unser Weg um in Richtung Ernährungssouveränität voran zu kommen.

 

 

Wir sehen Agrarökologie als einen Prozess individuellen als auch gemeinschaftlichen Wandels, der weit über agrarökologische Methoden und Verfahren hinausgeht. Wir haben uns dazu verschrieben diesen Weg gemeinsam zu gehen und keinen zurückzulassen. Unser Ziel ist eine Landwirtschaft, die auf der Autonomie der Landwirte beruht und unabhängig von Öl und anderen fossilen Brennstoffen ist sowie Anbauflächen ohne gentechnisch veränderte Pflanzen, Patente oder Agrochemikalien schützt. Wir Landwirte lieben unsere vielseitigen Landschaften und sind gegen den Anbau in Monokulturen, der typisch für das Landwirtschaftsmodell der Agroindustrie ist.

Agrarökologie bedingt einen allumfassenden Blick, mit dem Vorgänge und Praktiken an lokale Bedingungen angepasst werden, auf allen Ebenen. Dieses Konzept beeinflusst und verändert alle Lebensbereiche.
Nachstehend stellen wir sechs grundlegende Prinzipien um dies herbeizuführen vor:

1. Gefühle

Bäuerliche Empfindung ist ein unentbehrlicher Teil der Agrarökologie. Sie basiert auf Bewusstsein, Liebe und Respekt für die Erde, Gemeingut, Natur und alle Formen des Lebens.

 

2. Vielfalt und Biodiversität

Agrarökologie begünstigt Biodiversität im Sinne von Harmonie und Synergie zwischen verschiedenen Systemen: natürlichen, gesellschaftlichen wie auch kulturellen. Agrarökologie unterstützt landwirtschaftliche Ökosysteme und stellt ihren Erhalt sicher, indem diese vor allem hinsichtlich ihrer lokalen Vielfalt und wechselwirkender Systeme betrachtet werden.

 

3. Bäuerliches Wissen

Agrarökologie schützt, vermittelt und bündelt traditionelles, bäuerliches Wissen in seinen vielfältigen Zusammenhängen und tatsächlichen

Gegebenheiten. Die Überlieferung von Generation zu Generation als auch dessen Austausch zwischen den Landwirten untereinander wird gestärkt. Agrarökologie begünstigt Innovation durch Beobachtung, Kreativität und beständigem Lernen und liefert die Mittel um neue Herausforderungen zu bewältigen.

 

4. Gemeinschaft

Agrarökologie nährt Vertrauen und Zusammenwirken zwischen Gemeinschaften, ob groß oder klein, ländlich oder städtisch. Agrarökologie führt zwangsläufig zu einem Wertewandel, vom Individualismus zum Miteinander, soziale Gleichheit und Gemeinschaftssinn werden höher gewichtet.

Wir versichern die Notwendigkeit einer gegenseitigen Anerkennung von Bäuerinnen und Bauern und der Gesellschaft, ebenso wie der Achtung unserer Würde als Bearbeiterinnen und Bearbeiter des Landes.

 

5. Bäuerliche Rechte

Unsere bäuerlichen Rechte wie das Recht auf Zugang zu Saatgut, Land und Wasser und zu den Gemeingütern gehören zu den Voraussetzungen für Agrarökologie.

Agrarökologie ist ein Mittel um Macht zu dezentralisieren und die bäuerliche Unabhängigkeit wieder herzustellen.

Das agrarökologische Modell achtet lokale Landwirtschaft überall, in allen Gemeinden, da es auf Solidarität und Zusammenwirken zwischen allen Regionen und allen Bäuerinnen und Bauern basiert. Agrarökologie kühlt den Planeten und trägt positiv zum Kampf gegen den Klimawandel bei.

 

6. Kampf und sozialer Wandel

Wir brauchen die bäuerliche Landwirtschaft um unsere Basis zu stärken und unsere politische Agenda voranzubringen. Neben allem bäuerlichen Ringen, ist Agrarökologie rechtmäßiger täglicher Widerstand in unserem Kampf für Ernährungssouveränität.

 

Wir lassen uns nicht spalten. Unsere Landwirtschaft hat viele Gesichter aber nur ein Herz, die bäuerliche Landwirtschaft!!!

Via Campesina 

Evenstad, Norwegen, im März 2014

 

(Der Begriff „Bauer“ ist im englischen Sprachgebrauch negativ belegt. Dies ist Dokument über welches Konsens unter Landwirten aus ganz Europa erreicht wurde. Auch wenn manche Formulierungen für englische Ohren merkwürdig klingen mögen, vertrauen wir darauf, dass die Bedeutung klar ist). 

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