Freitag, 03 Februar 2017

logo-gramuDer Zugang zum Land ist ein umfangreiches Thema. Am 19. Dezember 2016 haben sich rund vierzig Personen in der Cafeteria der Universität Neuenburg getroffen, um darüber zu debattieren. Die Teilnehmenden sind aus der ganzen Schweiz angereist, sogar aus dem Tessin.

 

 

 

Wem gehört das Land? Wie kann Land gekauft werden, wenn es sich nicht bereits im Besitz der Familie befindet*? Wie kann Land verteilt werden? Feststellung und Antworten.

Christine Schilter, Mitglied der „Jardins de Cocagne“ in Genf, hat eingangs über die Erfahrungen dieser 1978 gegründeten, urbanen Kooperative berichtet. Es war eine der ersten Genossenschaften dieser Art in Europa. Wenn Land von einem Zusammenschluss von Menschen bewirtschaftet wird und nicht nach dem traditionellen Muster der Bauernfamilie, gibt es viele administrative Besonderheiten. Die Behörden können mit solchen neuen Formen noch gar nicht richtig umgehen. Direktzahlungen werden beispielsweise nur ausbezahlt, wenn eine natürliche Person die Verantwortung übernimmt, eine juristische Person, wie eine Genossenschaft, wird nicht anerkannt, sie hat nicht den richtigen Status. Folglich erhalten die „Jardins de Cocagne“ keine Direktzahlungen.

Mit dem bäuerlichen Bodenrecht vor sich auf dem Tisch erklärt Yann Huguelit der Neuenburger Landwirtschaftskammer den Standpunkt der Behörden und erläutert einige Gesetze, welche die Landwirtschaft schützen. Wie Waldbesitzer müssen auch die Eigentümer von Landwirtschaftsland eine konkrete Raumplanung befolgen. Im Vergleich zu anderen Ländern haben wir einen funktionellen rechtlichen Rahmen. Aber was nutzt diese Raumplanung, wenn sie auf Druck der Immobilieninvestoren oder anderen Lobbys angepasst werden kann? Im Kanton Genf verschwinden Jahr für Jahr viele Hektaren Landwirtschaftsland zugunsten von Industrie-, Wohnungs-, Parkplatz- oder Bürobauten.

Ryan präsentiert die Kooperative „Jardin des Charrotons“, welche in der Industriezone von Confignon (GE) liegt. Sie muss ihre Aktivität aufgeben, weil das Land umgezont wurde.

In Neuenburg gibt es mehrere Bauzonen, welche Fragen zur Nutzung des Landes durch zukünftige Bäuerinnen und Bauern aufwerfen.

Die Diskussion zwischen den Teilnehmenden war lebhaft und reichhaltig. Die Ansichten waren vielseitig und die Überlegungen konstruktiv. So wurde offenbar, wie vieles beim Zugang zum Land in der Schweiz auf dem Spiel steht.

Coline Choquet
Übersetzung: Stefanie Schenk

 

 

*In der Schweiz kaufen Bauern das Land innerhalb der Familie zum Ertragswert, für alle anderen gilt der 2 bis 6 mal höhere Verkehrswert.