Montag, 11 April 2011

Milchpolitik im Migros-Magazin: Das Verschweigen von Informationen ist die Norm.

Im Migros-Magazin vom 11. April 2011 in der Sparte „Neues aus der Migros“ titelt die Migros: „Mehr Geld für die Bauern“. Der Artikel erklärt, dass einige Milch-Produkte um 5 bis 10 Rappen teurer werden, damit der Anstieg der Produzentenpreise (die 3 Rappen teurer werden) durch die Konsumenten getragen wird. Diese bruchteilhafte Information ist eine Schande für ein Magazin mit einer so grossen Leserschaft.

 

Was der Artikel alles verschweigt:

  • Vorerst soll nur der Richtpreis der BO Milch um 3 Rappen angehoben werden, nicht der - viel tiefere - Preis, den die Produzenten effektiv erhalten. Der Titel des Artikels vermittelt ausserdem, dass alle Schweizer Produzenten zusätzlich 3 Rp./kg erhalten und das wird nicht der Fall sein. Jede Preiserhöhung kann durch eine Änderung der Segmentierung (s. u.) vollständig ausgehebelt werden.
  • Der Abbau des Butterbergs wird in erster Linie von den Produzenten bezahlt, über eine Abgabe von 1 Rp./kg auf der Basismenge und von 4 Rp./kg auf der Zusatzmenge. Die Anstrengung der Migros besteht einzig darin, dass sie die Detailhandelspreise von Vollmilch um 5 Rappen und diejenigen von Rahm und Kochbutter um je 10 Rappen anhebt! 
  • Der geplante Preisanstieg betrifft nur das A-Milchsegment, aber die meisten Produzenten müssen mehrere Milchsegmente produzieren (A-, B- und C Milch).
  • Die Aufteilung der Milchmenge in A-, B- und C-Milch wird von den Verteilern festgelegt, die Produzenten müssen ihre Produktion darauf abstimmen.
  • Die Produzenten können nicht für den Butterberg verantwortlich gemacht werden, denn sie produzieren ihre Milch gemäss einem Abnahmevertrag, während die Industrie für die Abnahme und die Verarbeitung zuständig ist. Die Produzenten verfügen über kein System, um die Produktion von Butter und Milchpulver zu regulieren. Die schlechten Verkäufer müssen also aufseiten der Industrie und der Verteiler gesucht werden.
  • Die Produzenten werden einerseits von der Industrie (durch Preisaufschläge) angehalten, Milch mit hohem Protein- und Fettgehalt zu produzieren, während sie zugleich eine Abgabe für den Abbau der Fettüberschüsse bezahlen müssen.
  • Jeder Anstieg der Produzentenpreise ist eine willkommene Gelegenheit für die Migros, ihre Marge zu vergrössern.
  • Das Foto des Artikels entspricht nicht der Realität der meisten Produzenten. Gerade die Migros zerstört mit ihrer Tiefpreispolitik die Art Landwirtschaft, die sie in ihrer Werbung vorgaukelt. Die Migros investiert Millionen in ihr Image und in Marketing, will aber die BO Milch nicht dahin gehend beeinflussen, eine nachhaltige Milchpolitik umzusetzen, welche diese Art Landwirtschaft erhalten würde.

Folgerung

Die Migros handelt ausschliesslich in ihrem eigenen Interesse. Sie ist keine Handelspartnerin, sondern eine unumgängliche Geschäftsbeziehung für Produzenten/-innen und Konsumenten/-innen. Letztere werden getäuscht und zur Kasse gebeten. Um ihre Preispolitik zu rechtfertigen und ihr Image zu vergolden nutzt die Migros ihr Magazin und zögert keine Sekunde, ihrer Leserschaft, respektive ihrer Kundschaft wichtige Informationen zu verschweigen. 

Uniterre ist sich bewusst, dass es schwierig ist, den Milchmarkt für Herrn und Frau Schweizer zu vulgarisieren. Deshalb ist Uniterre für jeden Vorschlag der Migros offen, um die Realität der Bauernfamilien bei der Redaktion ihrer Artikel wahrheitsgetreu und verständlich darzustellen.