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«Wir ernähren unsere Völker und bilden gemeinsam eine Bewegung, um die Welt zu verändern».

Ein unvergessliches Erlebnis...


Abgereist bin ich am Samstag, dem 15. Juli, mit meiner grossen Tasche. Die Reise führte nach Derio, das liegt in der Nähe von Bilbao im Baskenland, dem «Euskal Herria» in der Landessprache. Es war meine erste internationale Konferenz von La Via Campesina. Da ich «jung» bin und eine «Frau», habe ich am 16. und 17. Juli an der Versammlung für die Jungen teilgenommen und anschliessend über zwei Tage an der Versammlung der Frauen. Darauf folgten 5 Tage Konferenz!

Das sind insgesamt 9 Tage Konferenz und ich brauche wohl nicht zu sagen, dass ich anschliessend total ausgebrannt war. Aber das war es wert! Ich habe beschlossen, Euch an meinen Erlebnissen teilhaben zu lassen, an meinen Emotionen und neuen Erfahrungen, aber auch an den Erklärungen und deren Inhalt. Mehr dazu später. Mein Kollege Joël, der auch mitgekommen ist, hat unten ebenfalls etwas dazu geschrieben. Alle Berichte findet Ihr ausserdem auf der Webseite von La Via Campesina.

Die Emotionen schlugen hoch in dieser Woche: manchmal in bewegten Freudentränen, weil wir gemeinsam für etwas kämpfen, das uns am Herzen liegt, ein kollektives Unbewusstes, weil wir feststellen, dass wir überall auf der Welt auf dieselben Probleme treffen und zu bewältigen suchen, weil wir alle zusammen «Aleerta» singen…; manchmal in Tränen der Trauer, wenn ein Bauer aus Lateinamerika über die blutige Unterdrückung spricht. Morde an militanten Bauern sind keine Seltenheit, ebenso wie Gefängnis, Drohungen usw. So wie bei dieser jungen Frau aus Südkorea, die an der Vollversammlung erzählte, wie ihr Vater von einem Polizist erschossen wurde, «nur» weil er an eine Demonstration ging. Sogar die Dolmetscher hatten Mühe, weiter zu übersetzen, weil wir alle von Trauer ergriffen wurden.

Mit den Freiwilligen zusammen waren gut und gerne 600 Personen aus über 70 Ländern. Stellt Euch das mal vor! Mir wird schwindelig, wenn ich nur daran denke. Die Konferenz haben wir am Sonntag erfolgreich abgeschlossen, mit einem Marsch durch Bilbao. Am Montag wurden Hofbesuche organisiert. Dann war der Moment des Abschieds gekommen… Mamma mia!, ich muss schon sagen, dass mir der Abschied nach den vielen schönen Begegnungen mit Menschen aus aller Welt, nach der gemeinsamen Arbeit und der kollektiven Euphorie nicht leicht gefallen ist. Immer wieder wurde mir gesagt: «diese Treffen geben mir den Mut, heimzukehren und weiterzukämpfen». Worauf ich antwortete, dass ich, seit ich die Stelle bei Uniterre vor 6 Monaten angetreten bin, noch nicht dazu gekommen bin, den Mut zu verlieren. Aber auch ich gehe motiviert und voller Elan wieder nach Hause zurück! Das ist es auch, was ich von dieser Konferenz hauptsächlich behalte: die positive Energie, die Solidarität, die Offenheit und der Respekt zwischen allen, ungeachtet der Kultur, Männer, Frauen, Junge: die schöne Seite der Menschen.

Hier ein paar Auszüge aus der Schlussdeklaration der Konferenz, die mich besonders angesprochen haben: «Die bäuerliche Agrarökologie bildet die Grundlage unseres Vorschlages und unserer Vision von Ernährungssouveränität für alle Völker der Welt. Um diese zu erreichen, müssen wir für eine umfassende Agrarreform kämpfen und dafür, dass das Land den Ureinwohnern, Bäuerinnen und Bauern erhalten bleibt, für eine gesunde Ernährung mit regionalen Lebensmitteln.

Wir müssen nicht nur unsere lokalen Bauernmärkte fördern und entwickeln, sondern auch neue Beziehungen zwischen den ArbeiterInnen auf dem Land und in den Städten knüpfen, neue Verkaufskanäle erschliessen und neue Modelle für die menschlichen, wirtschaftlichen und sozialen Beziehungen schaffen, welche auf Respekt, Solidarität und Ethik gründen. (…)

Es ist Zeit, eine geschwisterliche Welt aufzubauen, die auf der Solidarität zwischen den Völkern beruht.»

Berthe Darras


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Die Welt verändern! Der Slogan der 7. internationalen Konferenz von La Via Campesina liess keine Zweifel am Zweck unseres Treffens. Wir haben uns versammelt, um unsere Rechte zu verteidigen, wir kämpfen gegen die Angriffe des Agrobusiness und versuchen, zu überleben. Doch nebst dieser Widerstandsbewegung organisieren wir eine Veränderung, welche die ganze Welt und alle Menschen ergreifen wird.

Um diese Veränderung herbeizuführen, suchen wir Verbündete; wir versuchen, unsere Sorge um Ernährungssouveränität in alle Bereiche der Gesellschaft zu tragen, auch in die Bereiche, die keine Verbindung zur Landwirtschaft haben, um jene zu erreichen, die letztendlich betroffen sind: die Esserinnen und Esser. Diese Bevölkerungsgruppe kann die Welt ganz bestimmt verändern, denn sie bildet 100 % der Bevölkerung! Ausserdem ist es nicht allzu lange her, dass sie selbst oder ihre Eltern selber Bauern waren. Aufgrund einer fixen Idee haben sie geglaubt, das Leben in der Stadt sei einfacher, doch für jede Annehmlichkeit, die sie gewinnen, müssen sie zahlreiche Albträume auf sich nehmen; und sie werden gespalten, weil sie all diese Annehmlichkeiten und Albträume nur alleine erleben können. Um ab diesem Punkt wieder eine gemeinschaftliche Aktion aufzubauen, müssen wir die herkömmlichen Rollen von individuellen Produzenten und Konsumenten aufgeben, in denen wir uns verschanzt hatten, wir müssen lokale Allianzen bilden, gemeinsam mit städtischen Organisationen, Quartiervereinen oder Dorfgemeinschaften und zusammen unsere Ernährungssouveränität aufbauen.

In unseren stark verstädterten Regionen im Norden müssen wir also Wege finden, um das umzusetzen, was die englischsprachigen «von der Gemeinschaft unterstützte Landwirtschaft» nennen. Wenn wir noch einen Schritt weitergehen, verschwindet die Trennung von Konsumenten und Produzenten und es wird eine «von der Gemeinschaft organisierte Landwirtschaft» daraus. In vielen ländlichen Gebieten im Süden wird Ernährungssouveränität bereits umgesetzt, insbesondere in Indien und Lateinamerika, aber auch dort könnten diese Menschen keinen wirklichen Widerstand gegen die Industrialisierung der Erde und der Lebewesen leisten, wenn sie keine Allianzen mit der städtischen Bevölkerung schliessen würden.

Unsere Organisationen begleiten diesen Aufbau von unten und arbeiten daran, die Prinzipien der Ernährungssouveränität auf Gesetzesebene zu verankern. In Nepal wurde sie bereits in die Verfassung aufgenommen, nächstes Jahr könnte es in der Schweiz so weit sein. Es ist eine Mission von La Via Campesina, die Basisbewegungen mit ihrer Erfahrung zu unterstützen und beim Aufbau einer internationalen Bewegung zu helfen.

Parallel zu den nötigen Allianzen mit anderen Sektoren der Gesellschaft wächst La Via Campesina immer weiter und dehnt sich auf neue Gebiete aus. Immer wieder schliessen sich Bauernorganisationen an, die unsere Werte teilen: in Derio wurden Bauernorganisationen aus Palästina, Marokko und Tunesien begrüsst. Sie bilden neue Regionalzentren in Nordafrika und im nahen Osten und ergänzen somit die 9 strukturellen Regionen von La Via Campesina. Die Region Südost- und Südasien wurde um eine australische Organisation reicher. Für Europa waren mehrere Organisationen aus Osteuropa vor Ort, weil bei ihnen der Druck durch das Landgrabbing immer stärker wird. Für unsere Region bildet die Unterstützung dieser Bauernbewegungen eine Priorität; bislang waren die Länder aus Osteuropa kaum bei La Via Campesina vertreten.

Wir haben uns verpflichtet, uns nach der Rückkehr in unsere Regionen für die Ernährungssouveränität einzusetzen und gegen die liberale Politik zu kämpfen. Wir setzen uns für Bauernbewegungen ein, die sich von patriarchalen Strukturen lösen und unterstützen Jungbäuerinnen und Jungbauern; wir kämpfen gegen Landgrabbing, für bäuerliches Saatgut, gegen das Agrarbusiness und die Agrargifte; wir bilden neue, agrarökologische Landwirtschaftsmodelle, weil nur diese etwas gegen den Klimawandel ausrichten können; wir drücken unsere Solidarität mit den Völkern aus, die unterdrückt werden, indem wir, immer wenn es brenzlig wird, Vertreter aus unserer Organisation vor Ort schicken.

Joël Mutzenberg, Semences de Pays




http://viacampesina.org


Alice Froidevaux - Uniterre Zeitung Feb2017
In Alunisu wird Ernährungssouveränität noch gelebt. Als Beispiel für die rumänische kleinbäuerliche Landwirtschaft ist es heute eine Schule für agroökologische Produktion und autarke Lebensweisen. Doch auch das idyllische Bauerndorf im Vorland des Apuseni-Gebirges ist nicht gefeit vor den Einflüssen neoliberaler Wirtschafts- und Agrarpolitik. Unser Besuch dort im Rahmen des 2. Nyéléni-Forums der europäischen Bewegung für Ernährungssouveränität war ein Spagat zwischen Hoffnung und ernüchternder Realität.
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Von Bauer zu Bauer
Von Bauer zu Bauer ist ein Projekt, welches durch eine breite Partnerschaft entstanden ist. Ziel ist es, möglichst viele Bauern im Waadtland zu vernetzen, welche sich im weitesten Sinne der Agro-Ökologie verschrieben haben oder sich dafür interessieren.
Mit diesem Dokument soll das Konzept der Agrarökologie so definiert werden, wie es von den Bäuerinnen und Bauern der Europäischen Koordination von Via Campesina verstanden wird.
Wir sind Erzeugerinnen und Erzeuger von Lebensmitteln und betrachten Agrarökologie als eine Lebensweise, eine Art und Weise mit unserem Umfeld zu interagieren. Außerdem ist es unser Weg um in Richtung Ernährungssouveränität voran zu kommen.
Erwacht, bevor es zu spät ist
La Via Campesina, GRAIN und ETC begrüssen den neuen Rapport der UNCTAD. Der Rapport deklariert einen Kurswechsel, der die Landwirtschaft, in den reichen sowie in den armen Ländern, von den Monokulturen hin zu einer grösseren Vielfalt der Kulturen führen soll.