Donnerstag, 07 Mai 2015

trop de laitv2Das Desaster für die Schweizer Milchwirtschaft beschleunigt sich: Die neusten Preissenkungen in Deutschland von 4 bis 5 Cent werden unweigerlich auch bei uns spürbar werden. Doch weder die Politik noch die Branche haben eine Idee, wie die Milchproduktion in der Schweiz aus diesem Abwärtsstrudel herauskommen kann. Auffallend ist allerdings, dass die verantwortlichen Entscheidungsträger derzeit versuchen, sich aus ihrer Verantwortung zu stehlen, indem sie vom Problem abzulenken versuchen.

 

So ortet die Spitze der Branchenorganisation Milch BOM an ihrer DV jetzt plötzlich ein Kostenproblem: "Milchbauern sind in viel zu hohen Kosten gefangen". Das ist wahrlich keine neue Erkenntnis. Tatsächlich haben wir standortbedingt seit jeher ein höheres Kostenumfeld als unsere Kollegen in den Nachbarländern. Es ist deshalb auch die Daueraufgabe eines jeden Milchbauern, alle Möglichkeiten der Kostensenkung zu erkennen und umzusetzen. Was die BOM gegen das grosse Problem des zu tiefen Milchpreises unternehmen will, verschweigen diese Herren jedoch.

Fakt ist: Die BOM hat als Richtpreis für A Milch 68 Rappen beschlossen. Der Beschluss gilt immer noch. Für die allermeisten Produzenten, liegt der Preis aber mind. 10 Rappen tiefer! Und dies trotz "erfolgreicher" Intervention der Lactofama. Warum???

BIG-M ist immer wieder überrascht, wie es unsere Verbandsherren fertigbringen, um die zentrale Problematik herumzureden: Wir haben keine, auf die Nachfrage ausgerichtete Milchproduktion! Da liegt der Hund begraben! Und nicht bei den zu hohen Kosten, sondern bei den zu grossen Mengen. Jeder, der minimale Kenntnisse von Markt hat weiss, dass nichtbestellte Ware unterpreisig verkauft werden muss. Wir können noch monatelang um das Mengenproblem herumreden - dieser Mechanismus wird nicht verschwinden solange die Einkäufer Mengenbegrenzungen verhindern.Die von der BOM beschlossene Segmentierung mag ja gut gemeint sein. Doch sie kann den Preiszusammenbruch nicht verhindern, weil sie völlig unkontrollierbar ist. Wer um Himmels willen soll denn all die Wege der Hunderten von Milchtanks nachvollziehen können? Das ist eine reine Beamtenbeschäftigung, kostet ein Vermögen und verhindert Schlaumeiereien trotzdem nicht!Was muss noch passieren, damit unsere Verbandvertreter endlich der Realität ins Auge schauen? Die Aufforderungen an die POs und PMOs die Segmentierung einzuhalten nützen genauso wenig wie die Aufforderungen an die Industrievertreter die Richtpreise einzuhalten. Warnungen an die Politik verpuffen ungehört, denn der Milchmarkt ist ja nicht unterversorgt. Ermunterungen an die Bauern, jetzt nicht vorschnell die Milchkühe zu verkaufen, sind ein zynischer Witz.Das Preisproblem, und damit die Wirtschaftlichkeit der Milchproduktion wird sich nur lösen lassen, wenn alle Schweizer Milch über ein einziges Büro vermarktet wird. An dieser Tatsache gibt es keinen Weg vorbei! 
BIG-M