1. Grund: Die US-Fleischverarbeitungsindustrie möchte die EU dazu drängen, ihr Fleisch zur Abtötung schädlicher Bakterien mit Chemikalien zu behandeln - und zwar mit dem Einsatz von Chlor bei Geflügel und anderer organischer Säuren (beispielsweise bei Schweinefleisch).
2. Grund: Die US-amerikanische Fleischindustrie möchte das Nutzungsverbot für Antibiotika als Wachstumsförderer aufheben. Achtzig Prozent der in den USA verkauften Antibiotika werden im Bereich der Tierhaltung verabreicht, einschließlich deren Nutzung als Wachstumsförderer.
3. Grund: Die US-Fleischindustrie möchte, dass die EU ihr Ractopamin-Verbot zurückzieht. Hierbei handelt es sich um ein Medikament, das im Bereich der Asthma-Behandlung gescheitert ist und nun bei Tieren als Wachstumshormon verabreicht wird. Ractopamin ist in vielen Ländern aufgrund seiner grausamen Auswirkungen auf die Tiergesundheit verboten. Es schüttet Stresshormone aus, kann die Tiere in enorme Stresssituationen versetzen und bis zum Tode führen.
4. Grund: Die Getreideindustrie der USA möchte, dass Zulassungen für neue GVO- Saatgutsorten die für Futtermittel in der EU genutzt werden, schneller erteilt werden.
5. Grund: Die US-amerikanische Fleisch- und Getreideindustrie verfolgt das Ziel, dass die EU- Beschränkungen für tierische Nebenerzeugnisse und Tiernahrung aufgehoben werden. Tierische Nebenerzeugnisse in Futtermitteln haben zu schwerwiegenden Ausbüchen von Tierkrankheiten, wie beispielsweise BSE geführt und damit enorme wirtschaftliche Verluste bei den Herstellern sowie ein steigendes Risiko von Infektionen bei Mensch und Tier verursacht.
6. Grund: Die EU möchte Beschränkungen für Fleisch, welches aus den Nachkommen geklonter Tiere produziert wurde, durchsetzen. Die Fleisch- und Molkereiindustrie der USA sind gegen solche Beschränkungen.
7. Grund: Die Fleisch- und Molkereiindustrie der USA streben die Schwächung von Tierschutz-Vorschriften in der EU an, welche sie als «Handelsbarrieren» bezeichnen.
8. Grund: Die US-Fleischindustrie möchte europäische Zölle auf unverhältnismäßig billige Schweinefleischprodukte, tiefgefrorene Geflügelteile sowie Molkereiprodukte aufheben.
9. Grund: Die US-amerikanische Agrarindustrie würde das TTIP-Abkommen gern dazu nutzen, um das «Vorsorgeprinzip» der EU, zu untergraben. In der EU müssen Unternehmen vor der Zulassung ihrer Produkte und Verfahren nachweisen, dass diese unschädlich sind; sieht die Behörde ein Risiko, verhindert sie vorsorgend die Zulassung. Sie möchten, dass die EU die Lebensmittelsicherheitsstandards der USA als gleichwertig anerkennt, so dass EU-Standards für Tierschutz oder sogar für «neu aufkommende oder nicht vorhersehbare technologische Entwicklungen» nicht genutzt werden können, um US-Exporte zu blockieren.
10. Grund: Die Agrarindustrie und einige Kongressabgeordnete drängen zur Einführung von Lebensmittelsicherheitsregelungen bei TTIP, welche über die WTO-Regelungen hinausgehen. Dies könnte zur Folge haben, dass die US-Regierung die EU direkt hinsichtlich der Implementierung jeglicher Art von Abkommen im Zuge der TTIP-Verhandlungen zur Lebensmittelsicherheit verklagen könnte, sogar ohne die begrenzten Verfahrensweisen oder Schutzmaßnahmen der WTO.
Wenn wir auch in Zukunft im Supermarkt weder Hormonfleisch noch genveränderte Lebensmittel ohne Kennzeichnung untergeschoben bekommen wollen, müssen wir jetzt aktiv werden. Ob es um Datenschutz, Sicherheit am Arbeitsplatz, die Zulassung gefährlicher Chemikalien oder Kulturförderung geht, überall stellt der sogenannte Freihandel Profitinteressen der größten Unternehmen über den Schutz, die Gesundheit und die Interessen der Menschen.
Quelle: gekürzte Fassung Shefali Sharma der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL)
> dieses Artikel auf pdf - Uniterre Zeitschrift September 2016
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