Donnerstag, 26 Januar 2017
Mittwoch, 15 November 2017
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24. September 2017: Und jetzt?

Der Verfassungsartikel zur Ernährungssicherheit wurde vom Stimmvolk mit einem rekordverdächtigen Resultat angenommen – entsprechend den Erwartungen. Wir dürfen uns freuen, dass die Schweizer Bevölkerung die Landwirtschaft so eindeutig unterstützt und JA gestimmt hat, wie es von den vielen, idyllischen Strohgebilden neben den Bauernhöfen empfohlen wurde. Auch wenn die Landwirtschaft aus verschiedenen Gründen oft kritisiert wird, so wurden an diesem Tag doch alle Zweifel aus dem Weg geräumt, um einem deutlichen Ausdruck von Vertrauen Platz zu machen.

Was heute bleibt, sind viele Aufgaben, die es zu lösen gilt. Sogar die Initianten selber und auch Johann Schneider-Ammann sind der Meinung, dass der Verfassungsartikel an sich nicht viel an der Situation ändern wird. Trotzdem, die Landwirtschaft steht an einem Scheideweg – und wir schauen zu. Wird sie unsere Erwartungen erfüllen? Was wird der Bundesrat entscheiden? Gibt es Unterstützung für die Bauernfamilien? Welche Art Landwirtschaft wird bevorzugt? Kann das Abstimmungsresultat garantieren, dass uns eine vielfältige Landwirtschaft erhalten bleibt? Was wird konkret getan, um die Bauernhöfe zu retten, oder sogar ihre Anzahl wieder zu steigern? Welche Akteure der Ernährungskette werden priorisiert? In einem ersten Schritt geht es darum, diese Erwartungen zu ordnen, um festzustellen, welche grundlegend sind und welche erfüllt werden können.

Das ist nicht leicht: Die Bäuerinnen und Bauern erleben ganz unterschiedliche Alltage, abhängig von der Art ihres Bauernhofes, der Betriebsgrösse, des familiären Umfelds. Landwirtschaft tut sich schwer mit Formvorgaben. Dennoch ist es wichtig, dass sich über gewisse Punkte alle einig sind: Als Wirtschaftsbranche muss die Landwirtschaft gewährleisten können, dass alle betroffenen Personen anständig leben können. Wir wissen, dass dies nicht der Fall ist, aber wir sind dennoch überzeugt, dass es möglich ist.

Aus Sicht der Konsumenten ist es nicht einfacher. Die Forderungen unserer MitbürgerInnen sind legitim, aber unzählig. Wollen wir allen ökologischen, geschmacklichen und preislichen Forderungen entsprechen, sowie allen Forderungen um Nähe, Diversität, Zugänglichkeit usw., wird es ein gefährliches Unterfangen – aber diese Versprechen wurden in der Kampagne gemacht, und zwar von den Unterstützern des Gegenprojektes. Wer diese Versprechen erfüllen will, braucht politische Courage, sowie den Willen, ein robustes Ernährungssystem aufzubauen.

Die Initiative für Ernährungssouveränität wird es uns ermöglichen, grundlegende Fragen zu besprechen und innovative Systeme einzuführen. Pilotprojekte, welche den Weg hin zu einer gerechteren, wertschätzenden, diversifizierten und verantwortlichen Gesellschaft ebnen werden. Wer sich im September in den sozialen Medien umgehört hat, konnte feststellen, dass die Wünsche der Konsumenten die Ziele des Gegenprojektes bei Weitem übertreffen: Die Unzufriedenheit greift um sich, es gab zu viele Lebensmittelskandale; gegenüber benachbarten Bauernfamilien gibt es eine starke, emotionale Zuwendung; der Wunsch wächst, direkt bei den Produzenten einzukaufen; landwirtschaftliche «Fabriken» werden grossmehrheitlich abgelehnt, sie bieten keine Sicherheit; GVO werden auch stark abgelehnt… Alle diese Argumente finden sich in der Initiative von Uniterre wieder. Es stellt sich die Frage: Wie viel ist das Stimmvolk dem Bundesprogramm voraus?

Vanessa Renfer und Michelle Zufferey



Mittwoch, 15 November 2017
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Bist Jungbäuerin oder Jungbauer, oder einfach interessiert an Fragen rund um die Landwirtschaft und Ernährung?

Dann lasst uns gemeinsam Träume wahrwerden...
von Alternativen zur industriellen Landwirtschaft!
von einer Welt, in der die Bäuerinnen und Bauern immer zahlreicher werden, um selbstbewusst die Versorgung der Bevölkerung mit Hilfe von solidarischen Netzwerken zu organisieren!

Initiativen erfolgreich umsetzen, bekannt werden und durch Austausch das Wissen weitergegeben.

Dass der Zusammenhalt uns Stärke gibt, wir uns verbünden, damit wir wahrgenommen werden?


Uniterre macht folgenden Vorschlag:
-> Gründung von neunen Gruppen

Themen
-> Alles was euch am Herzen liegt! Hofübergabe, Saatgut, Gemeingüter etc.

Treffen
-> Die Beteiligten organisieren sich später, so wie es ihnen passt

Rolle von Uniterre
-> z.B. Vermittlerin, Sichtbarkeit, Begleitung, Kontakte, Vernetzung



Nächste Treffen Agenda


Junge Nicht-Bäuerinnen und Bauern sind natürlich ebenfalls Willkommen!


« Suchen wir das, was uns vereint! Organisieren wir den Raum für das Gemeinsame - das stärkt unseren Kampf. »

Auszug aus der politischen Erklärung des internationalen Treffens der Jeunesse en lutte - femmes de Kobane


Anmeldung: Berthe Darras – b.darras@uniterre.ch – 079 904 63 74


> Flyer herunterladen


Dienstag, 14 November 2017

Vom 10. bis 13. Dezember findet in Buenos Aires in Argentinien die WTO-Ministerkonferenz statt. Via Campesina und die sozialen Bewegungen rufen zu einer weltweiten Aktionswoche (8.-15. Dezember) gegen WTO und Freihandelsabkommen auf.


Seit Januar hat die Schweiz Verhandlungen mit dem MERCOSUR (gemeinsamer Markt Lateinamerikas) zwecks Abschluss eines Freihandelsvertrages aufgenommen. Unter den beteiligten Ländern finden sich Brasilien und Argentinien, Schwergewichte der exportorientierten Agrarindustrie. Ein solcher Vertrag hätte gravierende Folgen für die einheimische Nahrungsmittelproduktion. Dem Bundesrat sind jedoch alle Mittel Recht um seinen Plan der Deregulierung der Märkte voranzutreiben. Dabei verletzt er eigene Aussagen, geht über unterzeichnete Verträge hinweg und ignoriert den Willen der Bevölkerung welche erst gerade mit einer grossen Mehrheit für die Ernährungssicherheit gestimmt hat. Dies obwohl der Weltagrarbericht, welcher die Schweiz unterzeichnet hat, unmissverständlich darlegt, dass uns die industrielle Landwirtschaft in eine Sackgasse treibt und die Ernährungssicherheit nicht garantieren kann.

Der Widerstand wächst

So stösst der Freihandelsvertrag mit Malaysien auf die breite Ablehnung von Palmölimporten, welche die einheimische Raps- und Sonnenblumenölproduktion bedroht. Ende Oktober wurde vom Parlament das im Auftrag des Bundesrates unglaublich weit gefasste WTO-Verhandlungsmandat des SECO zurückgestutzt. Mit diesem Mandat hätten die Verhandler einen Drittel der Direktzahlungen als handelsverzerrende Massnahmen in die Schalen legen können. Dazu hätten Basisprämien, Zahlungen für Ackerbauflächen, für ausdauernde Kulturen, Nichtsilierung- und Verkäsungszu-lagen, sowie Prämien für Spezialkulturen gehört. Ein Schlachtungsmandat für die Schweizer Landwirtschaft! Es ist klar, dass die Verwaltung nur unter grossem politischem Druck zurückkrebst. Der religiöse Freihandelseifer des Bundesrates kommt auch in der Gesamtschau zur Agrarpolitik, welche anfangs November veröffentlicht wurde, zu Ausdruck. Dieser Bericht verlangt eine Beschleunigung des Strukturwandels, sprich der Zerstörung bäuerlicher Landwirtschaft! In diesem Zusammenhang stimmt auch das Positionspapier der Agrarallianz «Agro Forte 2022» in dem im Namen der Nachhaltigkeit einer weiteren Grenzöffnung das Wort gesprochen wird, sehr nachdenklich!

Eine Variable der multinationalen Konzerne

Währenddessen bilden sich jenseits unserer Grenzen breite Bürgerbündnisse zwischen Bauern und Bäuerinnen, Umweltschutzorganisationen, Konsumentenschutzorganisationen und Gewerkschaften, welche gemeinsam gegen Freihandel und Industrialisierung der Ernährungssysteme und für faire und nachhaltige Rahmenbedingungen des Marktes kämpfen! Auch in der Schweiz müssen diese Stimmen wachsen und Verbindungen zwischen unzähligen lokalen und regionalen Projekten und den Beschlüssen auf Bundesebene gezogen werden. Im Namen ungezügelter Wettbewerbsfähigkeit will der Bundesrat den Markt noch weiter deregulieren. Doch diese globalisierten Märkte zerstören schon heute die lokalen Märkte, die Land- und Stadtbevölkerungen, die Tiere, die Biodiversität, die natürlichen Ressourcen und das Klima werden zu Anpassungsvariablen «Bremser» für die Plünderungen multinationaler Unternehmen und die Konstrukte der Finanzwirtschaft.

Freihandelsverträge untergraben die Souveränität

Seit ihrer Gründung im Jahr 1995 will die WTO die Liberalisierung der nationalen Märkte auf Kosten der Souveränität verallgemeinern. Die multinationalen Unternehmen brauchen dabei die Komplizenschaft der Regierungen, um die Demokratie und das institutionelle Fachwerk, welche das Leben, die Länder, die Öko- Ernährungs- und Landwirtschaftssysteme der Völker der Welt schützen, abzubauen. Es geht dabei nicht nur um das Ernährungssystem, sondern auch um die Dienstleistungen und die öffentlichen Güter. Seit 20 Jahren leisten die Völker Widerstand gegen die Vermarktung des Lebens, angefangen mit dem Ernährungssystem. Unsere Kämpfe haben die Ausdehnung dieser Organisation stark eingeschränkt.


Wir fordern, dass die Landwirtschaft aus allen Freihandels- und WTO-Verhandlungen ausgeschlossen wird!

NEIN ZUR WTO! NEIN ZU DEN FREIHANDELSVERTRÄGEN!

NEIN ZU VERTRÄGEN ÜBER DIE DIENSTLEISTUNGEN!

FÜR DIE ERNÄHRUNGS-SOUVERÄNITÄT DER VÖLKER!

GLOBALISIERT DEN KAMPF! GLOBALISIERT DIE HOFFNUNG!

Internationale Demonstration
Genf, 9. Dezember
14h, Place de la Navigation

Rudi Berli


Freitag, 03 November 2017

Presseerklärung Uniterre und Allianz für Ernährungssouveränität

Lausanne, 3. November 2017

Gesamtschau zur Agrarpolitik:

Die Bäuerinnen und Bauerngewerkschaft Uniterre sowie die Allianz für Ernährungssouveränität hat die Äusserungen des Bundesrates Johann Schneider-Ammann von 1. November zur Agrarpolitik 22+ mit grösster Besorgnis verfolgt. Während der Kampagne zur Ernährungssicherheit haben wir vorausgesagt, dass ein Risiko zunehmender Freihandelsabkommen besteht. Das hat sich nun bestätigt. Es ist daher umso wichtiger sich für die Ernährungssouveränität zu engagieren, die sich für einen gerechten Markt, mit Respekt unter den Akteuren sowie eine faire Verteilung der Wertschöpfung einsetzt.

Die ewiggestrige Litanei des Bundesrates von Grenzöffnung, Wettbewerb und Innovationskraft hat dazu geführt, dass täglich 2 -3 Betriebe ihre Tore schliessen, die Produzentenpreise in den letzten 30 Jahren um 30% abgenommen haben und in der Schweiz nur 7% des Einkommens für Lebensmittel ausgegeben werden. Diese Entwicklung befeuert die immense Marktkonzentration in den Händen von wenigen nationalen und globalen Konzernen. Diese befördern mit ihrer Marktmacht die Zerstörung der bäuerlichen Landwirtschaft mit den bekannten Folgen von Industrialisierung, Ressourcenverschleiss, Klimawandel, Verlust der Vielfalt und Biodiversität (siehe Weltagrarbericht 2008).

Die widersprüchlichen Äusserungen des Bundesrates helfen weder den Bäuerinnen und Bauern, sondern dienen der Bekämpfung dieser. Die gleichzeitige Marktöffnung soll via zusätzliche Mittel abgefedert werden. Dies zwingt die Bäuerinnen und Bauern in noch grössere Abhängigkeit des Staates und steht im Widerspruch zu dem vom Bundesrat geforderten Unternehmertum. Unsinn wird auch bei stetiger Wiederholung nicht besser! Wir fordern, dass die Landwirtschaft konsequent von den Freihandelsabkommen ausgenommen wird. Pierre-André Tombez, Präsident der Allianz für Ernährungssouveränität meint dazu: «Wir gehören weltweit zu einer Handvoll Länder die am meisten Lebensmittel importieren. Die Ausgestaltung von einem lokalen sowie international fairen Markt, wie sie unsere Initiative für Ernährungssouveränität vorschlägt, ist die Lösung um Freihandelsabkommen zu stoppen.»

Die Verteidigung der vielfältigen bäuerlichen Landwirtschaft und eines wirksamen Grenzschutzes, sowie die Demokratisierung der Ernährungssysteme, sind unabdingbar für den Erhalt der Landwirtschaft und eine gesunde Ernährung. Ulrike Minkner, Bio-Bäuerin und Vizepräsidentin der Allianz für Ernährungssouveränität hält fest: «Unsere Vision einer Landwirtschaft, die sozial gerecht und ökologisch nachhaltige Lebensmittel erzeugt, findet Widerhall in unserer täglichen Praxis als Bäuerinnen und Bauern sowie in der Initiative für Ernährungssouveränität.»

Die Allianz für Ernährungssouveränität wurde im September 2016 gegründet und ist Trägerin der Initiative für Ernährungssouveränität. Unter ihrem Dach versammeln sich rund 250 Einzelpersonen und Organisationen aus landwirtschaftlichen, kirchlichen und sozialen Bewegungen. Die Vorlage kommt voraussichtlich im Herbst 2018 zur Abstimmung.



Medienmitteilung als pdf


Freitag, 27 Oktober 2017
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Der UNO-Menschenrechtsrat akzeptiert die Resolution zu den Rechten der Bäuerinnen und Bauern und anderen, im ländlichen Raum arbeitenden Personen mit einer grossen Mehrheit.

Der Ratifizierungsprozess der UNO zur Deklaration über die Rechte der Bäuerinnen und Bauern und anderen, im ländlichen Raum arbeitenden Personen hat eine entscheidende Hürde genommen. Die Resolution zu dieser Deklaration wurde am 29. September von einer überwältigenden Mehrheit des UNO-Menschenrechtsrates angenommen.

Mit dieser Abstimmung (34 Stimmen dafür, 2 dagegen und 11 Enthaltungen) hat die zwischenstaatliche, offene Arbeitsgruppe das Mandat erhalten, den Text der Deklaration der Vereinigten Nationen zu den Rechten der Bäuerinnen, Bauern und anderer, im ländlichen Raum arbeitenden Personen zu verhandeln, zu vervollständigen und bis im Juni 2018 zu unterbreiten.


Wachsende Unterstützung der Mitgliedsstaaten

Die wachsende Unterstützung für dieses Projekt ist äusserst erfreulich. Im Jahr 2012 waren noch 23 Staaten dafür, 2014 waren es bereits 29 und jetzt, im Jahr 2017, sind schon 34 Länder dafür! (Siehe auch den Artikel von Uniterre vom 3. Juli 2014 zu diesem Thema.) Wir begrüssen das Engagement der zwischenstaatlichen Arbeitsgruppe unter der Leitung von Bolivien und der exzellenten Zusammenarbeit mit der Zivilbevölkerung.

Die nächsten Etappen sind den Verhandlungen über den Inhalt der Deklaration und dem Lobbying gewidmet, damit der Text zunächst von den Mitgliedsstaaten des Menschenrechtsrates in Genf und anschliessend von der UNO-Vollversammlung in New York angenommen wird.

Die Arbeitsgruppe, La Via Campesina und ihre Partner stehen vor einer wichtigen Aufgaben, damit die Deklaration nächstes Jahr, nach über 10 Jahren Arbeit, offiziell von den Vereinigten Staaten verabschiedet wird.


Die Deklaration

Die Deklaration soll der spezifischen Situation von Bäuerinnen und Bauern, Landarbeitenden, Landlosen, Fischerinnen und Fischern, Hirtinnen und Hirten sowie den Nomaden gerecht werden. Um dies zu erreichen, stützt sie sich auf bestehendes Recht (Erklärung der Menschenrechte, der Frauenrechte, der indigenen Bevölkerung usw.) und passt sie an die Situation der ländlichen Gemeinschaften an. Sie empfiehlt ausserdem, Rechte einzuführen, um den neuen Gefahren vorzubeugen, denen ländliche Gemeinschaften zum Opfer fallen, so zum Beispiel dem Landgrabbing, der industriellen Entwaldung und der Schädigung des Bodens durch Erosion und dem massiven Einsatz von Betriebsstoffen.

Konkrete Antworten auf diese Gefahren sind das Recht auf Land, auf Saatgut, auf Produktionsmittel, auf Ernährungssouveränität, auf Biodiversität, auf ein Einkommen und eine anständige Lebensqualität.


Eine Deklaration für alle

Diese Deklaration kommt allen zugute, sagt Olivier de Schutter. Hier eine Zusammenfassung seiner Erklärung:
« Eine klein strukturierte Landwirtschaft leistet der Gesellschaft zahlreiche Dienste, sie fördert die Biodiversität und gesunde Böden. Sie hat eine wirtschaftliche und vitale Rolle, nicht nur, weil sie uns ernährt, sondern auch, weil sie die Grundlage für ganz viele Gewerbe, Geschäfte, Verarbeitungseinheiten und Restaurants bildet, dank denen ganze Regionen überleben. Eingebettet in einer lokalen Wirtschaft stellt die klein strukturierte Landwirtschaft der Bevölkerung frische und gesunde Produkte zur Verfügung, ohne Transporte über weite Distanzen. »

Des Weiteren entspricht die Deklaration den Millenniums-Entwicklungszielen und ist eine konkrete Lösung für die Entwicklung eines resilienten Ernährungssystems.

Die Deklaration öffnet Türen, stellt Instrumente zur Verfügung, ermöglicht die Entwicklung von Lösungen für den Bauernstand und für ländliche, lebendige, autonome und innovative Gemeinschaften.

Michelle Zufferey

Übersetzung: Stefanie Schenk


Die Bedeutung der Erklärung für die Kleinbauern-innen:

Dienstag, 17 Oktober 2017
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Presseerklärung Uniterre

Ende Juni 2017 haben einige Mitglieder der Branchenorganisation Milch dem Druck der Bauernorganisationen nachgegeben und angesichts der steigenden Preise auf dem Weltmarkt den Produzentenpreis um einige Rappen erhöht. Auch Coop hat sich verpflichtet, über ihren Zulieferer Emmi ab dem 1. Juli 2017 im A-Segment pro Kilo 3 Rappen mehr zu bezahlen.

Am Dienstag, dem 10. Oktober kündigte Coop an, dass diese Preiserhöhung auf die Konsumentenpreise übertragen wird. So kostet der Liter UHT-Milch neu 5 Rp mehr, dasselbe gilt für den halben Liter. Auch andere Milchprodukte werden teurer, insbesondere die Butter: das Stück zu 250 g steigt von 2.85 Fr. auf 2.95 Fr. an. Wie immer, in solchen Situationen, wird der Konsumentenpreis stärker erhöht, als die Produzentenpreise! Die Marge der Verteiler wird kaum wahrnehmbar grösser, doch angesichts der Gesamtmilchmenge sind auch so kleine Beträge von Bedeutung.

Am Schlimmsten sind jedoch die Lügen des orangen Riesen: Coop behauptet, den Bäuerinnen und Bauern einen fairen Preis zu bezahlen. Doch mit 3 Rp. mehr verändert sich die Lage der Produzenten nicht enorm. Natürlich ist jede Preiserhöhung positiv zu werten, aber der Preis, den die Produzenten von Coop seit Juli erhalten (und die Produzenten einiger anderer Verarbeiter seit dem 1. Oktober, da auch der Richtpreis der BO Milch inzwischen um 3 Rp. erhöht wurde), ist von Fairness weit entfernt. Mit Stundenlöhnen, die in den meisten Fällen unter 10 Fr. pro Stunde liegen, kann nicht gesagt werden, dass die Bäuerinnen und Bauern faire Preise erhalten.

Es stimmt, dass der Milchmarkt stark von den europäischen und internationalen Märkten mitbestimmt wird und die Bäuerinnen und Bauern somit einer starken, ausländischen Konkurrenz ausgesetzt sind, dennoch bleibt die Marge der Verteiler typisch helvetisch.

Uniterre

Lausanne, 12. Oktober 2017




Sonntag, 15 Oktober 2017
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Presseerklärung Uniterre und Allianz für Ernährungssouveränität.

Die internationale Bauernbewegung « La Via Campesina » hat den 16. Oktober gewählt, das Konzept der Ernährungssouveränität bekannter zu machen. Es ist nur natürlich, dass wir uns dem diesjährigen Aufruf anschliessen für den Schutz des Lebens, des Landes und der Regionen. Unsere Volksinitiative greift diese essenziellen Punkte auf.

Das Land: ein wertvolles und schützenswertes Gut

Der Boden ist die Arbeitsgrundlage der Bauernfamilien; ein lebendiges Element, dessen Reichtum und Fruchtbarkeit wir unbedingt erhalten müssen. Fruchtfolgeflächen sind die Böden, die wegen ihrer Lage, Tiefgründigkeit, Struktur und Wasserspeichervermögen über längere Zeit hohe Erträge liefern könnten ohne Schaden zu nehmen. Sie geniessen einen speziellen Schutz: jeder Kanton muss eine bestimmte Quote dieses Kulturlandes, das Anfang der 90‑er Jahre bestimmt wurde, erhalten. Doch die Reserven, die damals zurückgestellt wurden, sind bald erschöpft. Bei der Interessenabwägung wird der Notwendigkeit, Land für die Produktion von Lebensmitteln zu erhalten, oft weniger Gewicht gegeben als dem Bedarf an Wohnungen, Strasseninfrastruktur oder wirtschaftlicher Entwicklung. Und dennoch, wollen wir auch nur die Hälfte unserer Lebensmittel selber erzeugen, müssen wir sparen, nicht verschwenden. Wir könnten: Städte nach Innen bauen und intelligent verdichten anstatt immer weiter auszudehnen, weniger invasive Transportmittel finden, das grenzenlose Wachstum gewisser Regionen in Frage stellen. Jede Person muss sich bewusst sein, dass Land ein wertvolles Gut ist, das uns geliehen wurde bevor es an die kommenden Generationen übergeht.

Eine lebendige Region: mehr Hände, mehr Herz und mehr Köpfchen für jede Hektare

Wir bekräftigen unsere Überzeugung, dass es im primären Sektor mehr Mitarbeiter braucht, um den Erwartungen der Bevölkerung gerecht zu werden. Unsere Initiative will eine tiefe Veränderung anstossen. Seit 1990 sind 40 % der Bauernhöfe verschwunden und 100 000 Arbeitsstellen verloren; das ist menschlich nicht mehr tragbar. Auch wenn die Technik den Stellenverlust teilweise wettmachen kann hat diese Entwicklung gravierende Konsequenzen: stärkere Verschuldung, nicht übernehmbare Strukturen (die nötigen Investitionen sind zu gross), Verlust an sozialen Beziehungen. Unsere Initiative will, dass die Wertschöpfung zwischen allen Akteuren der Lebensmittelkette gerecht verteilt wird. Wenn das erste Glied der Kette, also die Bauernfamilien und ihre Angestellten, ein gerechtes Einkommen haben, können sie auch wieder Arbeitsstellen schaffen und auf Menschen, statt auf Hektaren, setzen.

Es gibt heute nicht nur eine Landwirtschaft, sondern verschiedene Landwirtschaften. Neue Formen der Zusammenarbeit sowie die unterschiedlichen Strukturen (klein, mittel, gross, bio, konventionell) sollten gefördert, nicht gebremst, werden. Dies ermöglicht einer neuen Generation den Einstieg in die Landwirtschaft. Ein Wirtschaftssektor, welcher die Nachfolge nicht fördert und sich nicht an die neuen Gegebenheiten anpasst, stirbt!

Hand in Hand für einen dynamischen ländlichen Raum

Wir rufen dazu auf, den direkten Handel zwischen Bäuerinnen, Bauern, Konsumentinnen und Konsumenten, sowie die Verarbeitung in den Regionen zu fördern. Die kleinen Betriebe, welche landwirtschaftliche Erzeugnisse verarbeiten (Mühlen, Ölmühlen, Schlachthäuser, Metzgereien, Molkereien, Käsereien usw.), sind wichtige Akteure für die regionale Wertschöpfung. Wenn ihre Präsenz im landwirtschaftlichen Raum gestärkt wird, führt dies nicht nur zu einer besseren Rückverfolgbarkeit, sondern auch zur Schaffung von Arbeitsstellen in einem Wirtschaftssektor, der bereits allzu stark zentralisiert und umstrukturiert wurde.

Wir sind überzeugt, dass der Aufbau regionaler Wirtschaftskreisläufe die Innovation vorantreibt; ein wünschenswerter Impuls für unsere Bevölkerung, welcher die Herkunft der Lebensmittel, ihre Produktionsart sowie die damit zusammenhängenden Konsequenzen für Mensch, Tier und Umwelt am Herzen liegt.


Ausschnitt aus der Volksinitiative: « Für Ernährungssouveränität. Die Landwirtschaft betrifft uns alle. »

Absatz 3

Der Bund trifft wirksame Massnahmen mit dem Ziel:

a. die Erhöhung der Zahl der in der Landwirtschaft tätigen Personen und die Strukturvielfalt zu fördern;

b. die Kulturflächen, namentlich die Fruchtfolgeflächen, zu erhalten, und zwar sowohl in Bezug auf ihren Umfang als auch auf ihre Qualität;

Absatz 5

Der Bund nimmt namentlich folgende Aufgaben wahr:

c. Er stärkt den direkten Handel zwischen den Bäuerinnen und Bauern und den Konsumentinnen und Konsumenten sowie die regionalen Verarbeitungs-, Lagerungs- und Vermarktungsstrukturen.

http://www.souverainete-alimentaire.ch/in/de/





Mittwoch, 11 Oktober 2017
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Wegen Palmölplantagen werden Regenwälder abgebrannt, Menschen vertrieben, ihre Felder vernichtet und sie verlieren ihre Lebensgrundlagen.

Palmölplantagen verletzen Menschenrechte und zerstören die Umwelt!

Du kannst etwas dagegen tun: Sag den Schweizer Grossverteilern, dass du weniger Produkte mit Palmöl in den Läden möchtest.

Unterschreibe jetzt den Aufruf!


Samstag, 23 September 2017
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Die Entdeckung von Antibiotika gehört zu den wichtigsten Errungenschaften der Medizin. Dank ihnen können Krankheiten geheilt werden, die früher tödlich verlaufen wären. Wo Antibiotika eingesetzt werden, entstehen jedoch auch Resistenzen. Das gilt für die Human- wie auch für die Tiermedizin. StAR, die nationale Strategie Antibiotikaresistenzen hat Anfang 2016 mit der Umsetzung begonnen.

Bakterien, welche die Eigenschaft entwickeln, eine Antibiotikabehandlung zu überleben, sind im Vorteil und können sich vermehren, während andere absterben. Durch diese Selektion entstehen immer mehr Bakterien, die resistent sind. Antibiotika werden in verschiedene Klassen eingeteilt, welche unterschiedliche Wirkungsmechanismen haben, wo eines nicht mehr wirkt, kann vielleicht noch ein anderes eingesetzt werden. Jedoch wurden seit 30 Jahren keine neuen Klassen mehr gefunden. Insofern ist es umso wichtiger, die Wirksamkeit der vorhandenen Medikamente nicht aufs Spiel zu setzen. Besonders die neuesten Antibiotika, gegen die noch wenige Resistenzen vorhanden sind, müssen sehr restriktiv eingesetzt werden, damit ihre Wirksamkeit nicht verloren geht (sogenannte Reserve-Antibiotika). Der übermässige und teils unsachgemässe Einsatz von Antibiotika hat in den letzten Jahren und Jahrzehnten dazu geführt, dass Bakterienstämme entstehen konnten, gegen die nur noch wenige oder gar keine Antibiotika mehr wirksam sind.

Jährlich sterben in Europa schätzungsweise 25‘000 Menschen an Infektionen mit resistenten Bakterien. Vor diesem Hintergrund hat der Bundesrat in Zusammenarbeit mit Bundesämtern die sogenannte Nationale Strategie gegen Antibiotikaresistenzen (StAR) erarbeiten lassen, mit dem Motto, die Wirksamkeit von Antibiotika in der Human- und Veterinärmedizin zu erhalten. Die Strategie folgt dem One-Health Ansatz, nach dem Gesundheit von Mensch und Tier sowie die Umwelt eng miteinander verbunden sind und nur ein bereichsübergreifendes Vorgehen zum Erfolg führen kann.

Die Massnahmen der Strategie sind in acht Hauptthemen eingeteilt:

  • Überwachung: Der Vertrieb und Einsatz von Antibiotika sowie die das Vorkommen von Resistenzen wird überwacht. Diese Daten schaffen eine Grundlage zur Überprüfung der getroffenen Massnahmen.
  • Prävention: Wo keine Antibiotika eingesetzt werden, entstehen auch keine Resistenzen. Dieser Punkt zielt auf die Vermeidung von Infektionskrankheiten durch Hygiene und gutes Management in der Humanmedizin, Hygiene und verbesserte Bedingungen in der Tierhaltung und die Entwicklung wirksamer Alternativen, wie zum Beispiel Impfungen, zum Antibiotikaeinsatz.
  • Sachgemässer Antibiotikaeinsatz: Der Antibiotikaeinsatz wird sich nicht ganz vermeiden lassen. Muss ein Antibiotika eingesetzt werden, muss das gemäss aktuellem Wissensstand am besten geeignete Medikament eingesetzt werden. Die wichtigen Antibiotika dürfen nur unter strengen Einschränkungen eingesetzt werden, um ihre Wirksamkeit zu bewahren.
  • Resistenzbekämpfung: Trotzdem auftretende Resistenzen sollen möglichst effizient bekämpft werden.
  • Forschung und Entwickung Wie Resistenzen entstehen und übertragen werden ist nicht vollständig erforscht. Die Forschung und Entwicklung in diesem Bereich sowie in der Erforschung von möglichen neuen Antibiotika und besseren Diagnosemethoden wird gefördert.
  • Kooperation Die Zusammenarbeit auf politischer, wissenschaftlicher und wirtschaftlicher Ebene sowie zwischen den beteiligten Bereichen Humanmedizin, Tiermedizin, Langwirtschaft und Umwelt wird gemäss dem One-Health Ansatz gefördert.
  • Information und Bildung Der Informationsstand über Antibiotikaresistenzen und deren Vermeidung soll bei Fachpersonen und der Bevölkerung verbessert werden.
  • Rahmenbedingungen Es sollen keine Marktmechanismen oder Anreize bestehen, welche der Strategie entgegenlaufen.1

Für Produzenten und Produzentinnen spürbare Folgen waren zum Beispiel das Verbot der Abgabe von Antibiotika zur Prophylaxe (Euterschutz) oder von Reserveantibiotika auf Vorrat. Auch wenn nicht immer nur einfach um zu setzen, sind diese Massnahmen längerfristig wichtig. Weiter laufen Forschungsprojekte, welche zeigen werden, dass durch verbesserte Haltungsbedingungen und Prohylaxemassnahmen eine Reduktion des Antibiotikakonsums erreicht werden kann. Auch wenn dies dem einen oder der anderen schon jetzt sehr logisch erscheinen mag, sind diese Arbeiten wichtig, da sie eine handfeste Argumentationsgrundlage für eine Verbesserung der Tierhaltungsbedingungen liefern. So gut das Programm der StAR auf dem Papier tönt, müssen wir doch aufmerksam bleiben. Gerade im Bereich der Marktanreize gibt es noch viel Luft nach oben. In den letzen Jahren sind einfache, ältere Antibiotika vom Markt verschwunden, da deren Zulassung ausgelaufen war und die Pharmafirmen den finanziellen Aufwand einer neuen Zulassung nicht auf sich nehmen. Im Gegenzug dazu erscheinen Arztneimittel auf dem Markt, die ReserveAntibiotika enthalten und attraktiv vermarktet werden. Diese Entwicklung trägt einzig der Gewinnsteigerung der Firmen bei und läuft eindeutig dem Konzept eines umsichtigen Antibiotikaeinsatzes zuwider. Wenn es einfacher ist, ReserveAntibiotika einzusetzen, als andere, wird das sicher auch eher so gemacht.

Weiter gibt auch bei den Prophylaxemassnahmen verschiedene Ansätze. Den Antibiotika Verbrauch wie schon erwähnt über die Verbesserung der Tiergesundheit zu senken ist die schöne Variante. Gleichzeitig gibt es auch Vorbilder aus nördlichen Ländern, wo vor allem die Keimeinschleppung reduziert werden soll. Was eine noch stärkere Industrialisierung der Tierproduktion und Abschottung der Bestände von der Aussenwelt bedeutet, wie wir sie in der Schweiz im Ansatz in der Schweinemast schon kennen. Eine Entwicklung in diese Richtung mag vielleicht im Bezug auf die Resistenzproblematik Sinn machen, bringt aber sicher keine Verbesserung punkto Tierwohl.

Der umfassende Ansatz der StAR ist essentiell und wiederspiegelt auch die Erkenntnis, dass die Resistenzproblematik nicht den ProduzentInnen und Tierärztinnen alleine in die Schuhe geschoben werden kann. Eine Tierproduktion, welche so intensiviert ist, dass sie ohne Antibiotikaeinsatz nicht mehr funktioniert, wie auch der unvorsichtige Einsatz von wichtigen Antibiotika in der Humanmedizin, sind gleichermassen Probleme, welche von der ganzen Bevölkerung verursacht werden und auch als solche angegangen werden müssen. Wichtig ist nun, dass auch im Zuge der Umsetzung weiter gegangen wird, als nur denen auf die Finger zu hauen, welche Antibiotika einsetzen. Pharmafirmen und Grossverteiler müssen ebenso in die Pflicht genommen werden. Wenn es Richtlinien zum Einsatz von wichtigen Antibiotika gibt, sollte es auch welche zur Produktion und zur Bewerbung dieser Medikamente geben.

Lara Moser, ist Mitglied von Uniterre und arbeitet als Klinikassistentin
am Departement für klinische Veterinärmedizin an der Wieder-käuerklinik der Universität Bern.




1: https://www.bag.admin.ch/dam/bag/de/dokumente/mt/s...


Montag, 18 September 2017

Wenn Sie in den letzten Wochen auch nur eine einzige Zeitung aufgeschlagen haben, konnten Sie es zweifellos nicht vermeiden. Das Wort «fair» ist überall. Und ganz besonders im Diskurs der grossen Unternehmen, die sich in ein positives Licht rücken wollen.

Wir alle kennen den fairen Handel durch die Weltläden oder Max Havelaar, welche den produzierenden Bauern überall auf der Welt anständige Arbeitsbedingungen schaffen wollen. Es hat aber viele Jahre gedauert, bis Stimmen laut wurden, um aufzuzeigen, dass auch die Schweizer Landwirtschaft etwas mehr Fairness brauchen könnte. Und eigentlich braucht es ja nicht viel, um zu erkennen, dass dies ein hervorragendes Werbeargument ist. Zwei kleine Schlaumeier haben das sehr schnell erkannt und ohne grossen Aufwand zu ihrem Nutzen verwendet.

Die Migros zuerst. In einem Interview steht Folgendes zu lesen: «Das gesamte Milchsortiment kann als «fair» bezeichnet werden, denn die Produzenten erhalten die höchsten Preise der Schweiz». Na gut. Nichtsdestotrotz eine komische Folgerung. Wenn jemand einen bessern Preis bezahlt, bedeutet das noch lange nicht, dass der Preis korrekt ist. Davon sind wir noch weit entfernt.

Auf zweiter Stelle steht der kleine Aldi, der seitens der Bauern auf einer Sympathiewelle surft und gemeinsam mit Cremo eine faire Milch herstellt. Als sich herausstellte, was sich hinter diesem neuen Label versteckt, tat man gut daran, sich hinzusetzen. Erstens eine zusätzliche Anforderung an die Bauern: das RAUS-Programm ist obligatorisch und wird verdoppelt, mit 26 Tagen Auslauf pro Monat. Das geht in Ordnung, wenn der Produzent einen Laufstall hat. Wenn er hingegen keine Möglichkeit hatte, einen modernen Stall zu bauen, muss er von nun an jeden Samstag seine Kühe hinauslassen, sonst schafft er die obligatorische Menge nicht. Danke Aldi, dass sich die Bauern wenigstens am Sonntag ausruhen dürfen… Aber man darf jetzt nicht denken, das geschehe um der guten Sache willen! Zwar wurden die Produzentenpreise um rund 20 Rappen erhöht, aber die Konsumenten müssen bis zu 35 Rappen mehr bezahlen, um diese Milch zu kaufen. So geht das: etwas mehr verdienen und gleichzeitig etwas fürs Gewissen tun. Wobei Aldi bestimmt erklären würde, das sei fürs Marketing und die zusätzlichen Kosten...

Wir dürfen uns ganz legitim fragen, wer in dieser Geschichte am meisten betrogen wird? Der Bauer, der mehr arbeitet, um 20 Rappen mehr zu verdienen, auch wenn der Verdienst schlussendlich sowieso bei weitem nicht ausreicht, um von der Milchproduktion zu leben? Oder der Konsument, den man im Glauben lässt, etwas Gutes zu tun, während er doch vor allem etwas für die Detailhändler tut, die sich ja nun wirklich nicht beklagen können?

Wir von Uniterre denken, dass Migros und Aldi einen Nachhilfekurs in englischer Sprache nötig haben. Gemäss Duden bedeutet « Fairness »: anständiges Verhalten; gerechte, ehrliche Haltung andern gegenüber. Diese Qualität geht den beiden Sortimenten vollständig ab. Wissen Sie, Fairness muss man verdienen. Die Bauern haben ihren Teil des Vertrages erfüllt. Jetzt, liebe Detailhändler, sind Sie an der Reihe!

Vanessa Renfer