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In der Nähe von Genf wurde am Sonntag, den 17. April, anlässlich des internationalen Tages der bäuerlichen Kämpfe, das seit 2017 leerstehende Feld les Charrotons mit einer Kartoffel-setz-Aktion besetzt.

Der 17. April ist der Internationale Tag der bäuerliche Kämpfe, der der bäuerlichen Bewegung Via Campesina gedenkt. Er dient als Erinnerung des Massakers an 21 Bäuer·innen, welches in 1996 in Brasil stattfand. Dieser Tag wird auf der ganzer Welt zelebriert und hilft dabei auf die ununterbrochene Kriminalisierung, Verfolgung, Unterdrückung und Repression gegen die bäuerliche Gemeinschaften, Arbeiter.innen und indigenen Völker aufmerksam zu machen. Vor kurzem wurden in Kolumbien (22. Februar 2022) zwei aktive Leaders der Verteidigung von Bäuer·innen (CNA-Coordinador Nacional Agrario) vom kolumbianischen Staat ermordet.

Dieser Tag kann auch daran erinnern, dass die Via Campesina, im Rahmen einer Vision der Solidarität und Einheit zwischen allen Bäuer·innen der ganzen Welt, eine bäuerliche Landwirtschaft der Ernährungssouveränität vertritt.

In Genf wurde vor neun Jahren die Umzonung der Plaine de l’Aire Agrarland in einem kantonalen Referendum angenommen, wodurch grünes Licht für die Wohnungsbauprojekte in Plan-les-Ouates gegeben wurde. Das Referendum hat die Initiator·innen des Projekts sicherlich dazu veranlasst, statt der ursprünglich geplanten 1’500 Wohnungen, die dem jährlichen Bedarf des Kantons Genf an neuen Wohnungen entsprechen, nun 2’500 Wohnungen vorzuschlagen. Abgesehen davon: Ist es sinnvoll, dass im Kanton jährlich 60 Hektar Landwirtschaftsland deklassiert werden, um dem Bevölkerungswachstum gerecht zu werden? Es wäre gut, sich diese Frage ehrlich zu stellen und eine klare Antwort auf die Zukunft der landwirtschaftlichen Produktion in Genf und anderswo zu geben. Seit 2000 verschwinden in der Schweiz jeden Tag drei Bauernhöfe: Le Jardin des Charrotons ist einer davon. Als Ort der Gemüseproduktion in überschaubarer Größe und als Ort vieler anderer Dinge, die wir vermissen, ist die Genossenschaft 2017 ausgestorben, nachdem die nicht-landwirtschaftlichen Eigentümer des Grundstücks den landwirtschaftlichen Pachtvertrag nicht verlängert hatten. Darüber hinaus war der Staat nie bereit, die Genossenschaftsform als respektables funktionierendes Kollektiv anzuerkennen. Die Umsiedlung auf staatliches Land wurde verweigert, ohne dass ein Übergang von einer Genossenschafts- zu einer Unternehmensform stattgefunden hätte. Diese Missachtung ist uns wohl bekannt. Sie wird jedoch von einem Diskurs begleitet, der die ökologische Transformation thematisiert. Was wir in kleinbäuerlichen Strukturen tun ist gut: Wir erhalten die kultivierte Biodiversität, wir bauen verantwortungsvoll, ökologisch und sozial engagiert an. Aber wir sind nur ein pädagogisches Schaufenster in den Augen des Staates, der um nichts in der Welt ein echtes Landwirtschaftsmodell unterstützen will, das auf unseren Praktiken und Funktionsweisen beruht.

Unsere Freund·innen von l‘Atelier Paysan fordern, dass sich in den nächsten zehn Jahren eine Million Bauer·innen in Frankreich niederlassen (derzeit sind es 400.000). Wir schlossen uns ihnen an und forderten 375’000 Bauer·innen in der Schweiz im gleichen Zeitraum. Die Logik muss von nun an darin bestehen, die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe zu erhöhen, die Zahl der Bauer·innen zu vergrößern und die landwirtschaftliche Produktion so nah wie möglich an diejenigen zu bringen, die die sich davon ernähren. Wir erleben das Gegenteil und haben es satt, dass die kapitalistische Logik unsere Kämpfe vereinnahmt und unsere Räume zerstört.

Sei es in Form von Druck zum Einsatz von Biochemie und neuen Technologien, Landenteignungen, kurzfristigen und prekären Pachtverträgen, Preisdruck oder administrativer Überlastung, die Bauernschaft wird von allen Seiten angegriffen: Kein Agrarland darf mehr umgezont werden, um am Ende zubetoniert zu werden!

Les Cherpines 58 Hektar, Les communaux d’Ambilly 36 Hektar, Les Grands-Esserts12 Hektar, Bernex 120 Hektar. Seit 2010 hat der Kanton Genf mehr als 226 Hektar fruchtbares Agrarland für den Wohnungsbau umgezont Während die Absicht, Land umzuzonen, weitergeht (Pré-Du-Stand in Gd-Saconnex wurde in einem Referendum 2019 mit 9 Stimmen fast umgezont; die Umwidmung von 10,7 ha in Puplinge für das Projekt Les Dardelles wurde 2020 fast durch den Grossen Rat (Grand-Conseil) gebracht; bei La Goutte de Saint-Matthieu in Bernex - 4,4 ha – in 2021 umzoniert) hat der Kanton Genf bereits durch die Umzonung, die vom Bund festgelegte Grenze für die Nutzung von Fruchtfolgeflächen (FFF) überschritten. Der Kanton ist nun gezwungen, Flächen umzuwidmen, die nichts mit landwirtschaftlicher Fläche zu tun haben (Fußballplätze, Parks, Mülldeponien...) und untergräbt damit die langfristige Arbeit zur Erhaltung fruchtbarer, lebendiger Böden.

Das Privateigentum an landwirtschaftlichen Flächen ist für die Selbstversorgung mit Lebensmitteln unsinnig. Wenn wir dieses Ziel erreichen wollen, dürfen wir die Entscheidung über die Nutzung von Agrarland nicht in den Händen von Privateigentümern belassen. Unbestellte Felder müssen kollektiv, auf Gemeinde- und Kantonsebene verwaltet werden, um die Produktion von Nahrungsmitteln für die dort lebenden Menschen zu gewährleisten. Da der Staat nicht in der Lage ist, die natürlichen und landwirtschaftlichen Lebensräume als Gemeingut zu verteidigen, ist die kollektive Besetzung eines unserer Instrumente, um dies zu erreichen.

Wir werden uns so oft wiederholen, wie es nötig ist: Wir wollen mehr Bäuer·innen auf den Feldern und mehr Felder für die Bäuer·innen! Die "Energiewende" wird nicht durch eine immer größere Anhäufung von Agrartechnologien erreicht, die angeblich die Erträge steigern. Wir brauchen keine Traktoren, die mit Satelliten verbunden sind, sondern Hände, die sich an Hacken festhalten.

Wir werden die brachliegenden Felder und leeren Bauernhöfe besetzen. Wir werden Kartoffeln anbauen und sie in unseren VOKÜs essen. Wir werden die kapitalistische Fäulnis mit so viel Kompost bedecken, dass nicht einmal die Winde überleben wird. Wir werden Millionen sein, die das Land bebauen und die alte Welt zerstören, damit die Agrar- und Ernährungsautonomie erblüht!

Genf, das Komitee des 17. April

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Das ist nur der Anfang!
Der große kollektive Tag der Kartoffelpflanzung ist gut zu Ende gegangen!
80 Menschen sind an dieserm Sonntag gekommen, um an der Pflanzung von Kartoffeln für Gemeinschaftsküchen (VOKÜ) teilzunehmen und um die Umzonung von Agrarland sowie den schwierigen Zugang zu Land zu thematisieren.
Der Landbesitzer tritt nun in Verhandlungen ein.
Wir werden euch auf dem Laufenden halten über zukünftige kollektive Arbeitseinsätze, Baustellen und andere Fröhlichkeiten !

Vive les paysan.x.s !
Es leben die Bäuer·innen!
Vive les patates !
Es leben die Kartoffeln!
Röschtis contre les frontières !
Röschtis ohni Grenze !

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Video (auf Französisch)
Im Folgenden findest du ein kurzes Video zum Internationalen Tag des Bauernkampfes, in dem du erfährst, warum und wie das ehemalige Feld den Charottons besetzt wurde.
Mehr Land für die Bäuerinnen, mehr Bäuerinnen auf dem Land!




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Gemäss der Medienmitteilung vom 4. April 2022 der beiden obengenannten Organisationen sollen ab August 2022 sämtliche Freilandeier den Anforderungen des Käfer-Logos erfüllen. Ihre Argumentation: Damit leiste die Migros einen wichtigen Beitrag für das Tierwohl, das Klima und die Biodiversität. GalloSuisse – die Vereinigung der Schweizer Eierproduzenten - wurde nicht in die Verhandlungen miteinbezogen, sondern vor vollendete Tatsachen gestellt. Entsprechend zeigt sie sich über dieses Vorgehen «erstaunt und enttäuscht», wie sie gleichentags in ihrem offenen Brief schreibt.

Die höheren Anforderungen bezüglich Biodiversität, Tierwohl, Klima- und Ressourcenschutz, Fütterung von zertifiziertem Soja aus Europa etc. können gesamtbetriebliche Veränderungen sowie hohe Kosten auf dem Buckel der Bäuerinnen und Bauern verursachen. Doch der orange Riese ist nicht bereit diese Mehrleistungen entsprechend abzugelten!

Maurus Gerber, Präsident von Uniterre, meint dazu: «Die wirtschaftliche wie auch die soziale Dimension der Nachhaltigkeit wurden schlichtweg ausgeklammert. IP Suisse als Produzentenorganisation mit rund 20'000 Mitgliedern stände es gut an, künftig diese beiden Aspekte konsequent miteinzubeziehen.» Durch die steigenden Produktionskosten wird der Handlungsspielraum für die Produzent*innen immer enger, und für unsere bäuerlichen Betriebe stellt das eine existenzielle Bedrohung dar.

Vanessa Renfer, Pouletproduzentin, stellt klar: «Ob bei der Wiesenmilch, dem herbizidfreien Weizen oder nun bei den Eiern – immer das gleiche Manöver:

- Keine vorherige Konsultation der Produzentinnen und Produzenten

- Bauern*innen werden immer wieder vor vollendete Tatsachen gestellt

- Die Mehrkosten, die dieser Übergang mit sich bringt, werden nicht berücksichtigt

- Über die Einkaufspreise für diese IP-Suisse-Produkte wird nicht gesprochen.

- Bei den Eiern: Derzeit sind es 45 Produzent*innen, Migros strebt 60 weitere an. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich dies negativ auf die Preise auswirkt.»

Uniterre fordert eine echte Partnerschaft anstelle des Diktats. Es geht nicht an, dass der Abnehmer von sich aus die Produktionsbedingungen festlegt. Es braucht einen fairen Dialog, auch über die Produzent*innenpreise. Und wir erwarten von der Migros, dass sie die Grundsätze umsetzt, die sie in ihrer Vision hervorhebt, nämlich «eine Brücke zwischen Konsumenten und Produzenten zu sein» und den Bauern «das zu geben, was ihnen zusteht, hauptsächlich indem sie ihnen einen fairen Preis für ihre Produkte bezahlen».

Wir wollen eine vielfältige und bäuerliche Landwirtschaft mit Zukunft. Wir wollen die Ernährungssouveränität sichern.

Pressekontakte:

Maurus Gerber, Präsident, pensionierter Bauer (d/f): 081 864 70 22

Vanessa Renfer, Sekretärin, Bäuerin (f): 078 821 24 83

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Bei ihrer Generalversammlung am 1. April 2022 haben sich die Mitglieder von Uniterre ausführlich über die Hintergründe, der von Sentience Politics lancierten Volksinitiative zur Abschaffung der Massentierhaltung in der Schweiz, ausgetauscht. Die lebhafte, aber respektvolle Diskussion führte jedoch nicht zu einem Konsens.

Die Bäuerinnen- und Bauernorganisation Uniterre erkennt den Wert des Textes an, der darauf abzielt, die grossen industriellen Tierhaltungsbetriebe abzuschaffen, zugunsten von bäuerlichen Betrieben mit „humaner“ Grösse.. Sie begrüsst den Willen der Initiator*innen, den Fleischkonsum einzuschränken und sich um das Wohlergehen der Tiere zu kümmern, und freut sich insbesondere über die Feststellung, dass die gleichen Standards auch für importierte tierische Produkte gelten sollen.

Unsere Mitglieder waren jedoch der Ansicht, dass der Text zu vage sei, um die Auswirkungen auf die Bauernfamilien vollständig abschätzen zu können. Die Richtlinien von Bio Suisse werden als Mindeststandard genannt, ohne eine absolute Regel zu sein. Darüber hinaus besteht eine markante Unklarheit darüber, wie der Begriff "intensiv" oder das Tierwohl selbst definiert werden. Erfährt beispielsweise eine Kuh, die in einem Bergstall angebunden wird, ausreichendes Wohlbefinden, oder würde dies im Falle eines JA in Frage gestellt? Der Text legt dies nicht deutlich genug fest.

Auch das Kaufverhalten der Konsumentinnen und Konsumenten wurde hinterfragt, und für Uniterre, wie auch für viele andere Organisationen, findet die erste Abstimmung beim täglichen Einkauf statt.

Andererseits wurde der Text zwar nicht als geeignet erachtet, um die anstehende Problematik in den Griff zu bekommen, aber die negativen Auswirkungen der Massentierhaltung sind dennoch sehr real. Die Mitglieder von Uniterre erkennen mehrheitlich an, dass das Agrar- und Lebensmittelsystem nicht in der Lage ist, den Herausforderungen der Zukunft gerecht zu werden, weder aus klimatischer, noch aus ökologischer, sozialer oder gesundheitlicher Sicht. Es ist dringend notwendig, andere Wege zu erkunden, um ein nachhaltiges und widerstandsfähiges Agrar- und Lebensmittelsystem zu erreichen. Dies erfordert eine Aufwertung der Arbeit von Bäuerinnen und Bauern und eine Änderung unseres Konsumverhaltens, nicht nur für Produkte, die von unseren Tieren stammen, sondern für unsere gesamte Ernährung.

Aus diesem Grund hat sich Uniterre für die Stimmfreigabe entschieden. Unsere Organisation wird jedoch keine Gelegenheit auslassen, um ihre Argumente für eine nachhaltige bäuerliche Landwirtschaft, wie sie von der La Via Campesina gefördert wird, in Erinnerung zu rufen. Sie ruft die gesamte Bevölkerung dazu auf, über ihre Erwartungen an die Schweizer Landwirtschaft nachzudenken, und ermutigt sie, Bäuerinnen und Bauern zu besuchen, um die Probleme, aber auch mögliche Lösungen, besser zu erkennen.

Lausanne, den 8. April 2022

Pressekontakte:

Maurus Gerber, Präsident, pensionierter Bauer (d/f): 081 864 70 22


Die Forderungen von Uniterre :

- Ein politischer Rahmen, der den Bauernfamilien eine starke Unterstützung bietet: Hilfen zur Finanzierung von Gebäuden, z.B.

- Ein vernünftiger Fleischkonsum, der strikt einheimisch ist, von der Schnauze bis zum Schwanz des Tieres.

- Preise, die die gesamten Produktionskosten decken, denn Maßnahmen zur Förderung des Tierschutzes kosten Geld.

- Eine erhebliche Aufwertung der Kulturen für den menschlichen Verzehr, um Produktionsumstellungen zu fördern, wo dies möglich ist.

- Transparenz in der Wertschöpfungskette und eine gerechte Verteilung des Mehrwerts für jedes Glied der Kette.

- Einen wirksamen Zollschutz.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein Paradigmenwechsel notwendig ist, um die angestrebten Ziele zu erreichen, und dieser kann nur mit der Unterstützung aller erreicht werden. Die Bauernfamilien können die Belastungen, die sich aus diesem Wandel ergeben werden, nicht allein tragen.

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Freitag den 1. April 2022, 10.00-12.30 Uhr

bei Ivan Thevoz, Rte de Dompierre 6, 1773 Russy

Traktanden:

Protokolle der GV vom 11.März u. der vom 26.Nov. 2021

Bericht des Präsidenten

Bericht des Sekretariats

Konten 2021, Bericht der Revisoren

Programm der geplanten Aktivitäten 2022-2023

Budget 2022

Genehmigung der Berichte, Konten 2021 und Budget 2022

Statutenänderungen

Wahl des neuen Vorstandes

Beschluss Stellungnahme zur Initiative "Massentierhaltung“, auf Vorschlag des Vorstands

Varia

Ende: 12.30 Uhr

Für die, die noch bleiben können:

12.30-13.30 Gemeinsames Essen, alle bringen etwas mit.

Nachmittags: Hofrundgang

Alle Dokumente stehen auf der Homepage von Uniterre zur Verfügung. (franz.)

www.uniterre.ch/fr/actualites/agenda/assemblee-gen...

Aufwand und Ertrag Uniterre 2021 + Bilanz Uniterre 2021

Jahresbericht 2021

Bitte meldet euch an unter: info@uniterre.ch

Wir sind in einem Hangar, bitte seht, je nach Witterung, warme Kleidung vor.

Anreise zur GA

Ein Transport vom Bahnhof Léchelles und der Bushaltestelle in Dompierre wird nach Anmeldung unter info@uniterre.ch organisiert.

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Pressemitteilung von Uniterre, ECVC, Solifonds, AGRISODU

Ein beispielloser Angriff gegen das Arbeitsrecht: Eurosol ist ein Exporteur von Obst und Gemüse in Almeria. Im Jahr 2018 erreichten die Arbeiter des Eurosol-Landwirtschaftsbetriebs "Matías de Níjar " mit Unterstützung der Gewerkschaft SOC-SAT die Wahl eines Betriebsrats, der die Einhaltung des Gesamtarbeitsvertrags für die Landwirtschaft durchsetzen konnte. Um die prekären Arbeitsbeding-ungen weiterführen zu können, organisierte EUROSOL im Jahr 2021 ein beispielloser Angriff gegen Arbeitsrecht und Versammlungsfreiheit indem sie langjährige Arbeiter durch neu eingestellte Arbeiter ersetzte, die vom Management manipuliert werden. Gleichzeitig entlässt sie nach und nach Mitglieder des Betriebsrates und Arbeitnehmer, die dieses unterstützen. 19 Arbeiter wurden seit Juli 2021 entlassen - und die Entlassungen gehen weiter.

Unklare Haltung der Migros Die Migros wurde bereits im Sommer 2021 auf Eurosol angesprochen. Daraufhin ordnete die Migros ein sogenannter Sozial-audit an, um Eurosol zu untersuchen. Der Auditbericht ignoriert jedoch den Kontext und reduziert die Situation auf einen "Konflikt zwischen zwei Gruppen von Arbeitnehmern". UNITERRE, SOLIFONDS, Agrisodu und die Fédération Romande des Consommateurs sind aufgrund der ihnen zur Verfügung stehenden Dokumente zum Schluss gekommen, dass Migros den Auditbericht in Wirklichkeit dazu benutzt, nichts zu unternehmen!

Einschätzung der Antworten von Migros:

Was Migros uns erzählt: Sie würde für ihre Kontrollen die Dienste von erfahrenen und kompetenten Organisationen in Anspruch nehmen - In Wahrheit: Die Dokumente zeigen, dass das Audit so durchgeführt wurde, dass der Lieferant der Migros in allen Punkten konform war.

Was Migros uns erzählt:Sie sagt, dass sie Rechtsverletzungen in ihrer Lieferkette nicht toleriert, sich auf das Recht des jeweiligen Landes und auf Gerichtsurteile stützt und von ihren Lieferanten Korrekturmass-nahmen verlangt, wenn die Auditberichte Rechtsverletzungen belegen - In Wahrheit versucht sie, Zeit zu gewinnen: Da die Berichte der in Auftrag gegebenen Audits „keine Rechtsverletzungen belegen“, muss sie keine Massnahmen ergreifen. Gerichtsurteile lassen lange auf sich warten, in der Zwischenzeit sieht sich die Migros nicht gezwungen zu handeln und so kann der Lieferant durch die Entlassung von Arbeitnehmern vollendete Tatsachen schaffen.

UNITERRE, SOLIFONDS und die Organisationen von La Via Campesina halten fest, dass Migros nicht glaubwürdig ist und ihre Unternehmungsverantwortung innerhalb ihrer Lieferkette nicht wahrnimmt. Glaubwürdig ist die Migros erst, wenn sie folgende Massnahmen ergreift:

1.Keine Einkäufe bei Eurosol mehr bis die 19 entlassenen Arbeiter*innen wiedereingestellt werden.

2. Sich angesichts der Faktenlage vom im Oktober 2021 durchgeführten Audit zu distanzieren.

3. Sich verpflichten, unglaubwürdige Prüfsysteme (z. B. GRASP) durch neue, tatsächlich unabhängige Module zu ersetzen.

4. Sich für Transparenz einzusetzen, indem sie Anspruchsgruppen (Verbraucherverbände, NGOs usw.) einbezieht, und zwar in einem kontinuierlichen und offenen Dialog über die sozialen und ökologischen Auswirkungen in ihrer Lieferkette ermöglichen.

UNITERRE, SOLIFONDS, AGRISODU und die Organisationen von LA VIA CAMPESINA unterstützen die Pressemitteilung der Fédération Romande des Consommateurs zum selben Thema: https://www.frc.ch/postpratique/migros-le-gout-amer-de-la-ratatouille-espagnole/

Medienkontakt :

Uniterre, Mathias Stalder, 076 409 72 06

SOLIFONDS, Aurora Garcia, 079 944 53 73

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Die Sektion Bern lädt zur Hofführung nach Trimstein (BE): Katrin Portmann und Hannes Moser führen uns über ihren vielfältigen Betrieb mit Freilandschweinen und Hühnern, Gemüse- und Früchtekulturen und eigener Tofurei. Und laden uns zum gemeinsamen Essen mit Gemüse-Suppe über dem Feuer mit hofeigenem Brot , Wurst & Tofu ein. Kostenbeteiligung: Fr. 20.- pro Person. Anmeldung bis zum 5. März 2022 an Daniel Flühmann, bern@uniterre.ch. Ausweichdatum bei schlechtem Wetter ist der Freitag, 25. März 2022.

Weitere Informationen zum Betrieb: http://biohof-trimstein.ch

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Medienmitteilung der Milchkommission von Uniterre

Die BOM hat am 3. März eine Erhöhung des Richtpreises für A-Milch um 5 Rp. von 73 auf 78 Rp. angekündigt.

Die Milchkommission von Uniterre begrüsst dies als ersten positiven Schritt, war es doch allerhöchste Zeit, auf die verschiedenen Alarmrufe aus der Bauernschaft zu reagieren.

Angesichts der effektiven Produktionskosten (vor der allgemeinen Preiserhöhung der Produktionsmittel betrugen diese schon rund 1 Fr./kg) ist diese Milchpreis-Anpassung indes absolut ungenügend. Sie dürfte - wenn überhaupt - höchstens ausreichen, die gestiegenen Preise für Energie und Produktionsmittel wettzumachen. Und aufgrund des aktuellen Kriegsgeschehens dürfte sich die Lage noch weiter verschärfen.

Zudem ist sicherzustellen, dass der Handel diese Preisanpassung akzeptiert und endlich aufhört, auf die Verarbeiter, und damit indirekt auch auf die Produzenten, immerwährend Druck auszuüben.

Endlich! Ab 2024 Direktauszahlung der Verkäsungszulage an die Produzenten

Das Verordnungspaket, das noch bis zum 2 Mai 2022 in der Vernehmlassung ist, sieht unter anderem vor, dass die Verkäsungszulagen ab 2024 direkt den Produzenten ausbezahlt werden. Wir begrüssen diesen Vorschlag, setzen wir uns doch schon seit Jahren für eine solche Regelung ein.

Denn tatsächlich findet ein Teil dieser Zulagen nach wie vor nicht den Weg bis zu den Produzenten, obwohl die Milchpreisstützungs-Verordnung dies schwarz auf weiss so vorsieht. Im Übrigen können wir nicht nachvollziehen, warum unsere Dachorganisationen und die Branchenorganisation Milch so vehement gegen die Direktauszahlung sind, es sei denn, sie bangen um die jährlich Dutzende Millionen, die irgendwo auf dem Weg zum Produzenten versickern…

Pressekontakt

Maurus Gerber : 081 864 70 22

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Uniterre freut sich, mitzuteilen, dass sich der Dialog mit Bio Suisse und zum Thema Palmöl in eine positive Richtung entwickelt: Mitgliedorganisationen der Bio Suisse hatten Anfang Februar beschlossen, einen Antrag zu Palmöl z. Hd. der Frühling-Delegiertenversammlung von Bio Suisse zu stellen. Gleichzeitig deponierte Uniterre bei Bio Suisse einen Vorschlag für die weitere Entwicklung des Dialogs zum Thema Palmöl. Bio Suisse reagierte positiv auf Anträge und Vorschlag und in der Folge entwickelte sich eine sehr offene Diskussion zwischen Bio Suisse, den antragstellenden Vereinen und Uniterre.

Diese erste Diskussion wird einen gemeinsamen Austauschprozess zu diesem Thema einleiten. Uniterre erwartet, dass die Gesprächspartner ohne Verzug zentrale Themen in Bezug auf die Nachhaltigkeit von kritischen Rohstoffen ansprechen werden. Uniterre ist zuversichtlich, dass der Dialog fruchten wird!

Im Weiteren teilt Uniterre mit, dass der (nach Bio Suisse zertifizierter) brasilianische Palmölriese Agropalma (43'000 Ha, davon 4'000 in Bio) 2020 vom Gericht vom Staat Para im Nordosten Brasiliens verurteilt wurde, weil er zwischen 1987und 2006 Eigentumstitel für Zehntausende von Hektaren gefälscht hatte . Dabei wurden zahlreiche Gemeinschaften von Einheimischen aus ihrem Territorium vertrieben. Seit einigen Wochen halten mehrere Gemeinschaften Teile von Plantagen besetzt, welche Agropalma als ihr Eigentum bezeichnet: Sie verlangen diesen Boden zurück! Agropalma hat alle Wege versperrt, ihre private Polizei umzingelt die Gemeinschaften und ihr provisorisches Lager. Aber die brasilianischen Zeitungen berichten fast täglich darüber. Uniterre geht davon aus, dass Agropalma hier verlieren wird, trotz verzweifelten Manövern, um den Landraub auf breiter Stufe zu legalisieren.

Uniterre hat Bio Suisse und ihrer Zertifizierungsstelle ICB vorgeschlagen, den Fall zu untersuchen und ohne Verzug Massnahmen zu treffen, damit das Eigentum der lokalen Gemeinschaften auf ihr ge-stohlenes Territorium anerkannt wird und die Böden unverzüglich den Gemeinschaften zurück-gegeben werden. Es freut uns, dass Bio Suisse diesen Vorschlag positiv aufgenommen und eine Untersuchung eingeleitet hat.

Uniterre freut sich auf den Austausch mit Bio Suisse. Sie dankt auch Brot für alle (Heute ein Teil von «HEKS»), «Friends of the Earth», die FIAN und «Heidi’s Mist», für ihre ständige Unterstützung in allen Recherchen zu Palmöl seit 2020: Diese Arbeit hat gefruchtet und wird weitere Früchte tragen!

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Liebe Leserin, lieber Leser,

Die Generalversammlung vom 26. November 2021 hat mich ins Präsidium von Uniterre gewählt. Bei allem Respekt vor dieser anspruchsvollen Aufgabe weiss ich, dass ich gute und engagierte Leute im Vorstand und im Sekretariat zur Seite habe. Meine Rolle sehe ich nicht als Chef, sondern viel mehr als Diener für die Visionen von Uniterre.

Für die künftige Arbeit von Uniterre sehe ich 3 Schwerpunkte:

Ernährungssouveränität gemäss La Via Campesina

Nachhaltigkeit (sozial, wirtschaftlich und umweltbezogen)

Vermehrte Arbeit mit den Konsumentinnen und Konsumenten

Die Ernährungssouveränität mit dem neoliberalen und globalistischen Credo der Welthandelsorganisation WTO ist nicht in Einklang zu bringen. Deshalb muss Uniterre darauf hinarbeiten, den Agrarsektor aus den Freihandelsverträgen und der WTO herauszulösen.

Soziale Nachhaltigkeit muss dem ländlichen Raum angemessene Löhne, soziale Absicherung und korrekte Arbeitsbedingungen sichern.

Dies ist nur möglich, wenn die wirtschaftliche Nachhaltigkeit des Sektors durch einträgliche Preise gewährleistet ist. Preise, die die Produktionskosten decken und die Schaffung von Reserven für zukünftige Investitionen ermöglichen.

Bei der ökologischen Nachhaltigkeit ist der Klimaschutz hervorzuheben. Die Landwirtschaft ist von der Klimaerwärmung als erste betroffen. Gleichzeitig steht sie aber auch in der Verantwortung bei den Treibhausgas-Emissionen: CO2 durch fossile Brennstoffe, dann aber insbesondere Methan, Ammoniak und Lachgas bei Tierhaltung und Düngung.

Wenn wir den Aderlass der Landwirtschaft stoppen, mehr Ernährungssouveränität sowie nachhaltigere Betriebe wollen, kommen wir nicht darum herum, die Konsumentinnen und Konsumenten mit ins Boot und in die Verantwortung zu holen. Alle müssen sich bewusst werden, dass Ernährungssouveränität und Nachhaltigkeit ihren Preis haben. Die 12 %, die ein Schweizer Haushalt durchschnittlich für Lebensmittel ausgibt, werden nicht ausreichen, um dieses Preisziel zu erreichen. Daher die Notwendigkeit, Hand in Hand mit den Konsumenten und Konsumentinnen zu arbeiten.

In diesem Sinne freue ich mich auf die neuen Herausforderungen und wünsche Euch gute Gesundheit und ein erfolgreiches 2022.

Maurus Gerber

Zu meiner Person:

Ich bin 1955 In Goldau / SZ geboren und habe meine Ausbildung mit dem Diplom als Agro-Ingenieur am Schweiz. Landw. Technikum SLT (heute HAFL) in Zollikofen abgeschlossen. Ab 1989 habe ich mit meiner Familie in Ste-Croix / VD einen Milchwirtschaftsbetrieb geführt und weiterentwickelt, den wir Ende Oktober 2020 einem jungen, motivierten Paar übergeben konnten, das ihn in ähnlichem Sinne weiterführt. Seither wohnen wir in Scuol im Unterengadin.

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Pressemitteilung von Uniterre Aktion Migros in Fribourg

Wir sind da, weil wir eine klare Botschaft an die Migros zu richten haben.

Liebe Migros,

Wir sind bestürzt, dass Du per Ende Februar die faire Milch Faireswiss aus Deinen Regalen verbannt hast. Der Grund: ab dem 1. Juli 2021 wird alle Trinkmilch auf den IP-Suisse Standard umgestellt, bis zur gesamten Umsetzung am 1. Januar 2022, mit Ausnahme der Bio- und Demeter-Milch. Weil die faire Milch Faireswiss nicht in allen Punkten den IP-Suisse-Kriterien entspricht, musste sie aus Euren Regalen verschwinden. Das gleiche Schicksal erlitt die regionale und faire Milch „Genève Région Terre Avenir“, die seit mehreren Jahren in deinen Genfer Filialen verkauft wurde. So weit so gut.

ABER: Wir haben etwas genauer hingeschaut und feststellen müssen, dass der Grossteil des versprochenen Preiszuschlages zwischen Juli und Dezember 2021 den Produzenten gar nicht ausbezahlt wurde.

Ja, die Landwirtschaft muss nachhaltiger und umweltfreundlicher werden, und sie muss noch mehr tun für die Biodiversität. Aber wir fordern ultimativ mehr Respekt vor der Arbeit der Produzenten. In der heutigen Situation bedingt Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft vorerst einmal wirtschaftliche Nachhaltigkeit. Jede zusätzliche Auflage, die dem Produzenten aufgebürdet wird und die Produktionskosten zusätzlich belastet, muss korrekt abgegolten werden.

Quasi die einzige Milch, die dem Landwirt heute die Produktionskosten einigermassen korrekt abgilt, ist die faire Milch Faireswiss, und diese hast Du in die Wüste geschickt.

Liebe Migros, jetzt reicht’s mit Deinem wirtschaftlichen und sozialen Dumping, mit dem Du unter dem Deckmantel des Umweltschutzes die einheimische Produktion in den Ruin treibst!

Hör endlich auf, die Landwirtschaft - und im Gleichzug auch noch die Konsumenten - für dumm zu verkaufen!

Pressekontakt

Rudi Berli : 078 707 78 83

Anhang: Migros - Von der nachhaltigen Milch zur IP Suisse-Milch

Richtlinien-Vergleich Nachhaltige Milch -IP Suisse

Pdf Pressemiteilung

Zusatztext

Fotos: Eric Roset