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Medienmitteilung von Uniterre

Der Gesetzentwurf des Parlaments muss abgelehnt werden, da er keine ausreichenden Massnahmen vorsieht. Uniterre fordert, dass der Bund Rahmenbedingungen schafft, die den Erhalt der Zuckerwirtschaft und der Rübenproduktion sichern. Er muss auf die Höhe der Anbauprämien und die Entwicklung des Schweizer Sektors, auf die Höhe des Zollschutzes (Zucker und Rüben) und auf die Anhebung der Besteuerung von Lebensmittelzucker einwirken.

Um den Anforderungen der Versorgungssicherheit Rechnung zu tragen, ist es notwendig, die Schweizer Zuckerrübenproduktion und -verarbeitung und die davon abhängigen Arbeitsplätze zu erhalten und zu unterstützen. Die Zuckerproduktion ist in hohem Masse durch Globalisierung und Preisdumping bedroht: Die Kosten für alle negativen Auswirkungen (Klima-, Ressourcen-, Biodiversitäts- und Gesundheitskosten) werden bei den Importen externalisiert. Für eine Zuckerrübenproduktion, die den Erwartungen der Bevölkerung an die Nachhaltigkeit entspricht, liegt der einträgliche Produktionspreis bei mindestens 150 Fr/t. Dies entspricht im Übrigen dem Preisniveau in den 1990 Jahren. Unter dem Druck der Zollliberalisierung nach den Bilateralen und dem Handelsabkommen fiel der Schweizer Produzentenpreis auf 54 Fr/t. Ziel des Bundes muss es sein,Rahmenbedingungen zu schaffen, die es ermöglichen einen kostendeckenden, fairen Preis zu erzielen.
Um die Zuckerwirtschaft und insbesondere den Rübenanbau aufrecht zu erhalten, muss der Bund nun auf der Ebene desZollschutzes (Zucker und Rüben), der Einzelkulturbeiträge, der Aufwertung der einheimischen Produktion sowie bei Besteuerung von Zucker in derNahrungsmittelindustrie eingreifen.
 


Um einen wirtschaftlich nachhaltigen Anbau der Rübenproduktion zu ermöglichen, sollte der Vorschlag des Parlaments abgelehnt werden.Die bestehendenEinzelkulturbeiträge sollen beibehalten werden, jedoch sollten die Beiträge für die biologische Produktion um 400 CHF pro Hektar und Jahr und für die integrierte Produktion um 200 CHF pro Hektar und Jahr erhöht werden.Darüber hinaus obliegt es der zuständigen Bundesverwaltung, die unabhängige und seriöse Zulassung von Insektiziden, Fungiziden und Herbiziden zu definieren, die in der Produktion eingesetzt werden können. Das Gesetz sollte nicht explizit eine Produktionsart bevorzugen, sondern die Unterschiede in Kosten und Erträgen ausgleichen. 
Der Gesetzentwurf sieht eine Mindeststeuer von 70 Fr/t auf Rohzucker vor. Uniterre spricht sich dafür aus, die Zollbelastung für die Einfuhr von Zucker auf 610 Fr/t anzuheben, dem laut WTO-Abkommen zugelassenen Höchstwert, was den Produzent*innenpreis für Zuckerrüben um 40 Fr/t erhöhen würde. Damit würde der Produzentenpreis für Zuckerrüben auf das Preisniveau des Jahres 2007 gebracht. Dieses Niveau reicht jedoch nicht aus, um einen einträglichen Preis zu ermöglichen. Daher soll der Einzelkulturbeitrag beibehalten werden, um die Differenz zwischen den Preisen auf dem geschützten Markt und einem fairen Produzentenpreis auszugleichen.

Kein Dumping: Für Rübenimporte müssen Importphasen eingeführt und die Besteuerung den angestrebten Zielen angepasst werden (Mindestzielpreis 100 Fr/t, Zollbelastung um 75 Fr/t). Diese Massnahme würde gleichzeitig „ökologisches Dumping“ durch eine Produktion verhindern, welche nicht die gleichen Anforderungen erfüllt, wie die inländische Produktion.



Die WTO: Besteuerung von industriellem Nahrungsmittelzucker kann die Finanzierung sicherstellen, ohne den Agrarhaushalt zu belasten. Wie von der WHO in einem 2016 veröffentlichten Bericht empfohlen (siehe Link unten), sollte der von der Lebensmittelindustrie verwendete Zucker als Teil der gesundheitlichen Präventionsstrategie besteuert werden. Mindestens 50% der eingenommenen Mittel sollten für die Zuckerrübenproduktion (Finanzierung des Kulturbeitrages und Finanzierung der öffentlichen Forschung zu nachhaltigen Produktionssystemen ohne Insektizide und Herbizide, Forschung zu neuen resistenten Sorten, Unterstützung neuer Produktionstechniken) und 50 % für die öffentliche Gesundheit verwendet werden. Eine solche Besteuerung wird in Belgien und Frankreich bereits angewandt, ohne jedoch das Steuereinkommen verbindlich zu lenken.
Zum Beispiel würde eine Steuer von 900 Fr/t Zucker, der in der Lebensmittelindustrie verwendet wird, 330 Mio. Fr. einbringen. Für die Konsument*innen würde diese Steuer lediglich eine Erhöhung um 1 Rp/l des gesüssten Getränks bedeuten.



http://www.who.int/dietphysicalactivity/publicatio...

Für weitere Informationen: Rudi Berli, Uniterre (FR/DE) : 078 707 78 83


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Die Branchenkommission, in der auch BioSuisse vertreten ist, welche den Richtpreis für ökologische Feldkulturen festlegt, hat beschlossen, die Preise für ökologische Feldkulturen zu senken. Weizen, Roggen, Dinkel, Mais, Gerste, etc. sind davon betroffen.

Während zwei Volksinitiativen und die Gesellschaft eine Umstellung auf eine pestizidfreie Produktion und eine ressourcenschonendere Landwirtschaft fordern, übernimmt der Bio-Markt das konventionelle Marktmuster. Warum wird der Preis für einheimischen Bio-Weizen gesenkt, obschon die grossangelegte Werbetrommel der Grossverteiler nichts unterlässt um die Anstrengungen des Marktes für eine nachhaltigere Produktion herauszustreichen ? Weshalb schaut BioSuisse, welche immer schnell zur Stelle ist um gläubig den Segen des liberalisierten Marktes zu loben, tatenlos zu ? Warum dieser Preisdruck obschon das Potenzial für die einheimische Produktion nach wie vor sehr hoch ist und dieser Preiszerfall die wirtschaftliche Nachhaltigkeit der Schweizer Getreideerzeugung untergräbt ? Der Grund soll bei der Zunahme des Angebots und der Gefahr der Öffnung der Preisschere zwischen Bio-Brot und konventionellem Brot liegen !

Es stimmt, dass die biologischen Anbauflächen zunehmen, aber der Anteil der inländischen Versorgung liegt immer noch nur bei 55% ! Dieser Prozentsatz ist niedrig, dabei würde die Schweiz über ausreichende Möglichkeiten verfügen, um den Bedarf an Bio-Brotweizen zu decken. Der Produktionsanstieg in der Schweiz bedeutet jedoch, dass der Anteil des importierten Weizens sinkt. Verarbeiter kaufen Bio-Weizen, der aus Kanada oder Argentinien importiert wird, für etwa 75 Rappen Auch mit einem bescheidenen Anstieg des einheimischen Angebots sinkt ihre Marge.

Aus diesem Grund hat die Branchenorganisation des Sektors unter dem Druck von Industrie und Supermärkten beschlossen, die Senkung auf die Erzeuger zu übertragen. Der Preis für Bio-Weizen liegt damit nahe dem Preis von konventionellem Weizen vor 20 Jahren, während die Erträge niedriger sind und es unmöglich ist, eine nachhaltige Schweizer Produktion zu entwickeln, wenn die Produzenten nicht fair bezahlt werden. Es sei darauf hingewiesen, dass der Produzentenpreis nur etwa 11 % des Preises für ein Kilo Brot ausmachen. Bei unveränderten Margen würde die Preissteigerung für die Verbraucher 3 Rp/kg Brot ausmachen.


Es wird immer wichtiger Druck auszuüben und dem Markt Rahmenbedingungen zu setzen welche es erlauben eine gerechte und nachhaltige Wirtschaft zu fördern, wobei der lokalen Produktion auf Grundlage eines respektvollen Umgangs mit den verfügbaren Ressourcen Vorrang eingeräumt wird!

Wir erwarten von BioSuisse, dass sie sich trotz ihrer Abhängigkeit von Coop, im Namen des wirtschaftlichen Überlebens der Produzenten und ihrer Vision von der Schweiz als Pionierin des ökologischen Landbaus diesem Zeil verpflichtet!


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Das Ernährungsbewusstsein der westlichen Bevölkerung hat die vegane Bewegung stark belebt. Soziale Netzwerke spiegeln dies deutlich wider. Angesichts der bevorstehenden Abstimmung über die Ernährungssouveränität scheint es daher sinnvoll, einige Fakten in Erinnerung zu rufen.

Veganismus ist eine Lebensweise, die den Verzehr tierischer Produkte und die Verwendung von Produkten mit tierischen Inhalten ablehnt. Fleisch, Fisch, Milchprodukte und Eier werden ebenso verbannt wie Honig, Leder, Wolle, Seide, Pelz, Bienenwachs, Kosmetika auf Basis tierischer Substanzen, an Tieren getestete Medikamente und die Ausbeutung von Tieren bei Freizeitaktivitäten (Zoo, Zirkus, Wasserpark, Reiten) oder für bestimmte Aufgaben (Polizeihunde, Zugtiere). Veganismus ist aus der Ideologie des Anti-Speziesismus entstanden, der den Statusunterschied zwischen Mensch und Tier zu entkräften versucht. Wenn demzufolge Tier und Mensch gleichgestellt wären, hätte der Menschen nicht mehr das Recht, Tiere zu nutzen. Schätzungen, die von Land zu Land variieren, zeigen, dass sich etwa 0,5 bis 4 Prozent der Bevölkerung in Europa als vegan bezeichnen. Gemäss der Veganen Gesellschaft Schweiz liegt der Anteil in der Schweiz bei einem Prozent. (Quelle: en.wikipedia.org Artikel Veganismus)

Dieser Artikel verzichtet darauf, individuelle Ernährungsentscheidungen zu beurteilen. Doch wenn solche individuellen Entscheidungen sich in politischen Forderungen ausdrücken, drängen sich dennoch eine Reihe von Fragen auf. Was wären die Folgen, wenn sich der vegane Lebensstil im grossen Ausmass ausbreiten würde?

Veganismus und Ernährungsautonomie. Zwei Drittel der weltweiten landwirtschaftlichen Nutzflächen sind Weiden, Steppen, Wiesen, halbtrockene Wüsten und Bergwiesen. In der Schweiz ist dieser Anteil identisch. Die meisten dieser Flächen eignen sich nicht für den Ackerbau. Die Koexistenz von Pflanzenfressern und Beweidung kann den Humusgehalt dieser Flächen erhöhen. So kann Kohlenstoff aus der Luft fixiert und das Klima abgekühlt werden. Und vergessen wir vor allem nicht den unersetzlichen Beitrag von Mist zur Düngung unserer Kulturen: Die BäuerInnen haben schon früh verstanden, dass Tierhaltung nicht nur einen wertvollen Nahrungsbeitrag ermöglicht, sondern auch einen kostenlosen Dünger erzeugt, der einfach zu lagern, verwenden und ökologisch einwandfrei ist.

Ackerland, das mit großen Maschinen bearbeitet und mit synthetischem Stickstoff gedüngt wird, stösst viele Treibhausgase ab. Auf Nahrungsmittel aus tierischen Produkten zu verzichten, läuft in der Schweiz wie auch in der Welt darauf hinaus, dass unser Gesamtbedarf auf 30 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen zurückfällt, die für die direkte Nahrungsproduktion des Menschen verwendet werden (im Gegensatz zu Weideflächen, die von Wiederkäuern umgewandelt werden). Da diese Flächen bei weitem nicht ausreichen, um die ständig wachsende Bevölkerung zu ernähren, müssten wir unsere Importe massiv erhöhen und unsere Anbaumethoden übermässig intensivieren. Gleichzeitig aber verlangt die Bevölkerung aber mehr Bio und weniger Pflanzenschutzmittel.

Veganismus und Nutzung landwirtschaftlicher Nutzflächen. Die Schweiz ist historisch betrachtet ein Musterbeispiel dafür, wie sich die Bevölkerung an die vorhandenen Ressourcen angepasst hat. Im Land der Berge, Bergweiden und Hügel wussten unsere landwirtschaftlichen Vorfahren bestens wie sich die Topografie und das Klima zum Vorteil zu machen. Weinreben in exponierten Hanglagen, Anbau für den Eigenbedarf im Mittelland oder auf geeigneten landwirtschaftlichen Flächen und das Vieh in steilen, schwer zugänglichen Gebieten. Und nun darf sich die Stadtbevölkerung über die von dieser Nutzung geprägten Landschaften freuen – die Skipisten sind nur ein Beispiel dafür. Dennoch wäre es intelligent, den Bau von riesigen Stallungen in den Ebenen zu begrenzen. Dort könnte zum Beispiel Gemüse angebaut werden.

Veganismus global gedacht. Die westliche Welt, die ein Überangebot von allerhand Lebensmitteln hat und sich auf beschämende Art und Weise des Food Waste schuldig macht, erlaubt sich auch (noch), Rosinen zu picken, indem bestimmte Lebensmittel aus geschmacklichen oder ethischen Gründen abgelehnt werden. Für einen Grossteil der Weltbevölkerung ist genügend Nahrung zu bekommen ein täglicher Kampf und sie wüsste nicht, wie ohne die Wiederkäuerfähigkeit der Tiere auszukommen, die das für sie unverdauliche Gras in tierische Produkte umwandeln. Laut FAO sind 70 Prozent der armen Landbevölkerung der Welt von der Viehzucht abhängig und 200 Millionen Menschen sind zum Überleben ausschließlich auf Vieh angewiesen. So zum Beispiel die Inuit oder Menschen, die in trockenen Steppen leben, in denen es keine Nutzpflanzen gibt. Doch Tiere liefern nicht nur Nahrung und Felle. Weltweit arbeiten fast eine Milliarde BäuerInnen von Hand, 430 Millionen arbeiten mit Zugtieren und nur 30 Millionen nutzen fossile Energie für ihre Traktoren. Das Arbeiten mit Zugtieren stellt insofern eine sehr wichtige Energiequelle für die ländliche Weltbevölkerung dar und ermöglicht ein positives Verhältnis zwischen ausgestossener und erhaltener Energie. Dies ist umso wichtiger, als dass unsere "moderne und produktive" Landwirtschaft heute fast sieben Kalorien verbraucht, um eine zu produzieren. Noch vor 60 Jahren hat sie nur eine Kalorie verbraucht, um zwei zu produzieren.

Tierhaltung und Biodiversität. "Wir müssen die Resilienz unserer Nahrungsmittelversorgung steigern, indem wir ein möglichst breites Spektrum an genetischen, lebenserhaltenden und unersetzbaren Ressourcen aufspannen. Der globale Klimawandel gefährdet u.a. alle genetischen Ressourcen und setzt die Biodiversität unter Druck. Und diese Ressourcen brauchen wir für die Anpassung der Landwirtschaft an den Klimawandel." (Müller, ehemaliger stellvertretender FAO-Direktor, 2007). Die weltweite Nachfrage nach Fleisch, Milch und Eiern hat zu einer starken Abhängigkeit von ertragreichen Tieren geführt, die zur Standardisierung der Produkte intensiv vermehrt werden. Der Boom der industriellen Tierproduktion, der sich auf eine sehr begrenzte Anzahl von Rassen abstützt, stellt die weltweit grösste Bedrohung für die Vielfalt der Nutztiere dar. Laut FAO sind aktuell ungefähr zwischen 8'200 und 14'800 Nutztierrassen erfasst. Unter dem Druck der Industrialisierung der Landwirtschaft verschwindet jeden Monat eine Rasse und 2'500 sind vom Aussterben bedroht. Dieser Verlust gefährdet die Ernährungssicherheit, insbesondere im Zusammenhang mit Umweltveränderungen und neu auftretenden Krankheiten. Die Erhaltung der tiergenetischen Ressourcen "in situ" in den bäuerlichen Aufzuchten ist sehr wichtig, wird aber noch nicht ausreichend anerkannt und geschätzt.

Die Folge einer fehlenden Tierhaltung wäre der kontinuierliche Rückgang des Dauergrünlandes und der Bergweiden, die Waldgebiete würden sich wieder rascher ausbreiten. Denn gut bewirtschaftete Wiesen sind Schätze der Biodiversität, der Verlust wäre beträchtlich. Es wäre auch ein Verlust der vielfältigen Landschaften, die mit viel Geduld von unseren Vorfahren gepflegt wurden. Man stelle sich vor: Eine Welt, in der es keine Nutztiere mehr gibt – welch Traurigkeit!

Die Angst vor dem Sterben. Aus philosophischer Sicht betrachtet, wollen VeganerInnen aus reinem Genusserlebnis nicht für den Tod oder die Verwendung eines Tieres verantwortlich sein. Gleichzeitig behaupten sie aus ernährungswissenschaftlicher Perspektive, auf Fleisch und tierische Produkte verzichten zu können. Es gibt jedoch keinen Konsens über den Nährwert einer veganen Ernährung (trotz allem sollten wir nicht vergessen, dass alle VeganerInnen Nahrungsergänzungsmittel einnehmen müssen und dass viele Menschen diese Lebensweise aufgeben und wieder alles essen). Der Wille, das Tierleiden auszurotten, ist eine Attrappe: In der Wildnis sind Tod, Leid und Angst ständige Begleiter eines Tierlebens, jedes Wesen befindet sich entlang der Ernährungskette, es herrscht das Räuber-Beute-System. In dieser Hinsicht scheint der Veganismus das Resultat einer Gesellschaft zu sein, die nicht mehr in der Lage ist, den Tod zu ertragen und ihn zu begreifen, und die versucht, ihn so gut wie möglich zu bekämpfen und zu vernichten, indem sie die Haltung von Tieren verwirft. Es ist eine Gesellschaft, die ihre bäuerlichen Wurzeln verloren hat und überrascht scheint, dass ein Steak auf dem Teller gleichbedeutend mit der Aufzucht und der Schlachtung eines Tieres ist. Während industrielle Zuchtmethoden in vielerlei Hinsicht höchst fragwürdig sind, bewahrt doch die bäuerliche Zucht in bescheidenen Strukturen eine authentische Mensch-Tier-Beziehung und erfüllt damit ethische Kriterien. Die Beziehung zwischen Nutztieren und ZüchterInnen ist keine einseitige Dominanz. Die ZüchterInnen stehen täglich in engem Kontakt mit dem Tier, folgen dessen Rhythmus und füttern und pflegen es sein ganzes Leben lang. Wir alle haben in dieser Angelegenheit eine Rolle zu spielen. ZüchterInnen sollen eine respektvolle Tierhaltung fördern: widerstandsfähige Tiere, die viel draussen sind, minimaler Einsatz von Kraftfutter, kleinere Mengen davon, um Infektionskrankheiten besser zu kontrollieren und eine echte Wertschätzung der Tiere für unsere Ernährung. LandwirtInnen sollten eine geringere Anzahl von Tieren mit höherer Qualität vereinen, was wiederum einen erträglichen Preis fordert.

Dem Veganismus kommt aber allemal der Verdienst zu, dass FleischkonsumentInnen über ihre Essgewohnheiten nachdenken. Auch wenn die Kritik am hohen Fleischkonsum in den westlichen Gesellschaften berechtigt ist, birgt ein mögliches Verbot und die Moralisierung einer Ernährungsgewohnheit die Gefahr der Intoleranz in sich. Ausserdem hat das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FIBL) ein globales Ernährungsszenario untersucht, das einerseits auf der maximalen, direkt für den Menschen verfügbaren Pflanzenproduktion und andererseits auf Tierhaltung beruht, um der steigenden Bevölkerungszahl und ihrem erhöhten Nahrungsmittelbedarf Rechnung zu tragen.

Dieses Szenario sieht vor, die Aufzucht von Schweinen und Geflügel als direkte Konkurrenz für die menschliche Ernährung weltweit stark zu reduzieren. Der Anteil der Wiederkäuer dagegen muss steigen. Die Quintessenz dieser Studie: Tiere sind Teil einer Kreislaufwirtschaft und müssen nach ihren Bedürfnissen aufgezogen werden. Es ist die Kombination aus Tieren, Bäumen, Pilzen und Pflanzen, die eine nachhaltige Landwirtschaft ermöglichen. Tiere nutzen das, was der Mensch nicht nutzen kann – Gras, Stroh und Ernteabfälle – und liefern Nahrung, Energie und Mist.

Das Konzept der Ernährungssouveränität ermöglicht, dass lokale und eine uns ernährende Produktion wieder an Bedeutung gewinnen. Die massive Einfuhr von Tierfutter zeigt, dass das derzeitige System funktionsgestört ist und dass über das Ausmass der Tierhaltung, die wir beherbergen und ernähren können, nachgedacht werden muss. Dies passiert zwangsläufig durch eine Reduzierung des Fleischkonsums, der an die individuellen Bedürfnisse angepasst werden muss. Dies wird einer nachhaltigeren Ressourcennutzung, einer Verringerung der Abfallmengen, der Achtung der Bevölkerung, deren Land zur Fütterung unserer Tiere stillgelegt wurde, und einer besseren Entlohnung der Schweizer BäuerInnen zugutekommen. In dieser Hinsicht werden wir alle Gewinner sein: Mensch, Tier und Umwelt – vereint im Kreislauf des Lebens. •︎

Vanessa Renfer
Landwirtin und Uniterre-Sekretärin

Rudi Berli
Landwirt und Uniterre-Sekretär

Ubersetzung: Pascal Mülchi




Tierwohl und Arbeit

Auszug aus "Bien-être animal et travail en élevage"
von Jocelyne Porcher,
INRA Editions und Educagri Editions, 2004

"Das Tier als Partner oder Arbeitsgerät wird zur Produktionsmaschine oder produzierten Sache. Diese Veränderung der Wertschätzung des Tieres geht Hand in Hand mit einer Änderung des Status der LandwirtinInnen, die zu ProduzentInnen werden. Die Veränderung der Arbeit (Intensivierung, Reduzierung der unproduktiven Zeit, Mechanisierung, Erhöhung der Anzahl Tiere pro ArbeiterIn, Verkürzung der Produktionszyklen) führt zu einem tiefgreifenden Wandel in der Beziehung zwischen TierhalterInnen und Tieren. Das Leben von Nutztieren wird auf ihre Produktivität reduziert, die Beziehung zwischen Artgenossen sowie Mensch und Tier wird reduziert oder gar unterbunden, das freie Tierverhalten wird durch immer restriktivere Stallsysteme drastisch reduziert oder verhindert, der Tierkörper wird durch genetische oder für das industrielle System geeignete Techniken formatiert (Geflügel, Schweine, Kaninchen) oder intensiviert (Rinder). Die Arbeit wird für ZüchterInnen auf ihre wirtschaftliche Rationalität reduziert. [...]

Im Vergleich zu zehntausend Jahren Zucht, die unserer industriellen Ära vorausgingen, ist das Leiden der Tiere zu einem strukturellen Phänomen geworden. Es sind nicht einfach Tiere, die leiden, die Opfer der persönlichen Gewalt von Menschen geworden sind, sondern es sind Millionen von Tieren, die Opfer eines Systems geworden sind, das auf die Leugnung des lebendigen Charakters des Tieres und seiner Leidensfähigkeit basiert. Dieses Tierleiden lässt auch die Menschen am Arbeitsplatz leiden, die die Möglichkeit verloren haben, ihr freies Verhalten, den Sinn ihres Berufes und sehr oft ihre Würde zum Ausdruck zu bringen. Dieses menschliche Leiden ist weniger sichtbar als das Leiden der Tiere, denn angesichts des Leidens und um die Arbeit zu bewältigen, verteidigen sich die Menschen durch Zynismus, Mitgefühl und Produktivismus)". •


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Interview mit Paul Ecoffey, Milchproduzent für Gruyère und Vacherin, 50 Milchkühe in Rueyres-Treyfayes, Kanton Freiburg.


Palmöl ist ein Thema, dass Dich stark beschäftigt. Kannst Du mir mehr darüber sagen?

Heute werden jedes Jahr 30-40 000 t Palmöl importiert, davon landen rund 5 000 t im Kraftfutter (für Kühe, Schweine, Geflügel usw.). Ich finde das inakzeptabel, weil wir in der Schweiz andere Nährstoffe haben, die als Kraftfutter gebraucht werden können. Sie sind sowohl besser für die Umwelt als auch für den Nährwert.

Was mich besonders ärgert, ist, dass eines dieser Unternehmen – es besitzt heute 189 000 ha Palmölkulturen – seinen Sitz teils im Kanton Freiburg hat, also mein Nachbar, sozusagen! Dieses Unternehmen heisst SOCFIN. Es ist ein belgisch-luxemburgischer Konzern. Was macht dieser Konzern überhaupt in der Schweiz? Eine weitere Geschichte über Steuervergünstigungen...


Wann hast Du begonnen, Dich für das Thema Palmöl zu interessieren?

2006 und ursprünglich wegen eines anderen Themas: In dem Jahr hatten wir zu viel Butter, welche dann zu Dumpingpreisen auf den Weltmarkt exportiert wurde. Und wer hat dafür bezahlt? Die Bäuerinnen und Bauern! Wie ist das möglich? Die Organisation Schweizer Milchproduzenten (SMP) erhebt ein paar Rappen pro Liter produzierter Milch, um das zu finanzieren, was sie «Marktentlastung» nennt. Pro Jahr kommen so Millionen zusammen, damit unser Butter billig ins Ausland verscherbelt werden kann.

Ich habe das 2006 an den Hauptversammlungen der Branchenorganisation Gruyère und des Freiburgischen Milchverbandes bemängelt. Übrigens ohne Reaktion. Danach habe ich mit einigen Bekannten aus der Politik gesprochen, damit das Dossier weiter oben besprochen wird. Es gelangte in die Hände von Herrn De Buman, damals Nationalrat. Er hat dann für die CVP eine Motion eingereicht mit der Forderung, den Import von Palmöl zu besteuern. Gleichzeitig hat auch Jean-François Rime im Namen der SVP eine ähnliche Motion eingereicht.


Und die Antwort auf diese Motionen?

Der Nationalrat hat Ausflüchte gemacht, man könne keinen Zuschlag auf Palmöl verlangen… Im Gegenzug wurde aber verlangt, dass Palmöl auf der Etikette klar deklariert wird, nicht mehr mit «Pflanzenöl», sondern mit «Palmöl». Leider müssen wir feststellen, dass diese Forderung noch immer nicht umgesetzt wird, allzu oft steht auf den Etiketten nur «Pflanzenöl» oder «pflanzliche Fette». Ich hätte nie geglaubt, dass ich dieses Übel nach 10 Jahren erneut bemängeln muss – diesmal im Tierfutter!


Ich möchte auf einen Punkt zurückkommen, den ich nicht verstehe. Wie kommt es, dass Palmöl überhaupt ins Tierfutter gemischt wird? War das vorher nicht der Fall?

Das ist eine Folge der GMF (Graslandbasierte Milch- und Fleischproduktion), ein Beitrag, der im Talgebiet die Fütterung von Raufutter fördern soll (90 % Grundfutter, davon 75 % Gras, Wiesen, Weiden, Zwischenfrüchte). Dieser Beitrag beträgt 200 Fr. pro Hektar Grünlandfläche. Die Massnahme an sich ist interessant, aber sie bewirkt einen Kollateralschaden: Wer die Massnahme einhalten will, muss die Fütterung von Kraftfutter beschränken und also einen Weg finden, damit das Futter immer noch gleichviel Energie zuführt. Dazu gibt es zwei Lösungen, entweder fügt man der Futtermischung Alikon® hinzu, oder aber Porpylenglykol, also eine Vorstufe von Traubenzucker, damit die Kühe keine Ketose (Stoffwechselstörung) entwickeln. Das ganze hat nur einen Haken: Es ist teuer! Und hier kommt die billigste Lösung für dieses Dilemma: Palmöl. Voilà!


Der SBV hat am 1. Juni ein Pressekommuniqué veröffentlicht, welches diese Praxis anprangert – ich zitiere: «Schweizer Bauern wollen kein Palmöl im Tierfutter!». Das ist doch gut, oder nicht?

Ja, es ist ein erster Schritt. Das Problem dabei ist, dass der SBV (Schweizerischer Bauernverband) damit die Futterproduzenten anvisiert, konkret die FENACO, welche der grösste Importeur von Kraftfutter in der Schweiz ist. Es ist natürlich gerechtfertigt, die FENACO anzuprangern, aber auch sie ist nur bedingt verantwortlich. Was falsch läuft, ist das System, welches so etwas ermöglicht. Die GMF wurde vom BLW umgesetzt und der SBV war einverstanden!

Ich frage mich immer wieder, wie das BLW eine solche Praxis gutheissen kann – oder der Export von Butter… Die Antwort braucht man nicht lange zu suchen.


Es scheint aber, dass sich die SMP seit den Protesten bewegt hat. Am 24. August 2017 hat die SMP in einer Medienmitteilung verkündet, «Palmfett aus dem Schweizer Milchviehfutter vollständig zu eliminieren (…) bis Ende Jahr (…) und durch Rapsöl zu ersetzen». Ist das positiv zu werten?

Ja, aber warum soll das für Tierfutter möglich sein und für unser Essen nicht? Die Kühe erhalten das Recht, dieses schädliche Fett aus ihrem Futter zu eliminieren, aber die Menschen sind immer noch umzingelt. Nach dieser Logik werden unsere Tiere besser ernährt, als wir selber. Ist diese Logik nicht lückenhaft?


Derzeit wird im Bundesrat über die Möglichkeit eines Freihandelsabkommens mit Malaysia diskutiert. Ein Abkommen, bei dem eine Bedingung für Malaysia ist, dass das Land Palmöl in die Schweiz exportieren kann.

Wenn dieses Abkommen zustande kommt, wird die Produktion von Rapsöl in der Schweiz ernstlich gefährdet sein. Man muss wieder fragen, warum unsere Politiker den Import von Palmöl bevorzugen, das unter solch inakzeptablen sozialen und ökologischen Bedingungen hergestellt wird, und wo die grundlegendsten Menschenrechte nicht respektiert werden – wo wir doch in der Schweiz Rapsöl herstellen, das auch noch viel besser schmeckt...

Schliesslich freue ich mich bereits, wie nach der Abstimmung zur Ernährungssicherheit vom 24. September 2017 der Wille des Stimmvolkes umgesetzt wird, denn eigentlich sollte uns dies helfen, die einheimische Rapsproduktion zu retten. Insbesondere der Absatz über die «grenzüberschreitenden Handelsbeziehungen, die zur nachhaltigen Land- und Ernährungswirtschaft beitragen» ist sehr klar. Ich glaube, der Importe von Palmöl, dessen Produktion weder Mensch noch Umwelt respektiert, fällt nicht unter «nachhaltig».


Was ist denn Dein Vorschlag, Paul?

Wir brauchen richtige Gesetze. Es ist wichtig, dass sich der SBV für die ProduzentInnen einsetzt, für die Schweizer Milchproduktion und gegen den Export von Butter zu Dumpingpreisen, weil wir unsere Lager nicht leeren können. Er soll sich gegen das Freihandelsabkommens mit Malaysia wehren, ungeachtet der Verluste, die uns vorgespiegelt werden.

Warum nicht jedes Jahr in den Läden eine symbolische Aktion durchführen und in den Erzeugnissen die gute Butter aus der Schweiz hervorheben, um das Palmöl zu ersetzen? Wir könnten ausserdem zwei Motionen einbringen; eine, damit die Verwendung von Palmöl besteuer wird und eine, um ein Label «Produkt ohne Palmöl» zu bilden und einen preislichen Unterschied herzustellen.


Interview geführt von Berthe Darras

Uniterre Zeitung - November 2017




Uniterre hat im Jahr 2015 eine Koalition gegen das Freihandels-abkommen mit Malaysia und die Palmölimporte gegründet. Am 1. März 2017 hat die Koalition ein Treffen mit Parlamentarier-Innen organisiert.
Lesen Sie das Dossier!

« Schlachtkühe die nächsten Wochen zurückhalten, die Preise sind sehr tief... », so oder ähnlich hat die SMS gelautet, die zahlreiche Bauern im August erhalten haben. Auch Uniterre hat sie weitergeleitet. Für Charles-Bernard Bolay, Präsident von Uniterre, hätte der massive Preissturz vermieden oder gemildert werden können - nämlich mit einem gestaffelten Verkauf des Schlachtviehs über den ganzen Sommer und einer besseren Sömmerungsverwaltung. Interview.
 
An der Delegiertenversammlung vom 5.Nov.2013 des Schweizerischen Getreideproduzentenverbandes (SGPV), haben die Delegierten eine Resolution eingebracht, um einen sofortigen spezifischen Beitrag für den Anbau von Futtergetreide einzufordern. Uniterre unterstützt diese Vorgehensweise, wünscht aber einen Einbezug von Überlegungen über den gesamten Futtermittelanbau. Uniterre wünscht, dass im Jahr 2014 eine Plattform entsteht, welche zumindest den SGPV, Bio Suisse, IP Suisse und Uniterre vereint, um die Futtermittelproduktion wieder zu beleben.

Seit mehreren Jahren engagiert sich Uniterre dafür, dass die Bauernfamilien einen fairen Preis für ihre Produkte bekommen. Diese müssen mindestens die Produktionskosten decken, ansonsten funktioniert der Markt nicht. Wenn man eine lebendige Landwirtschaft erhalten will, die den Jungen eine Zukunft bietet, führt der einzige Weg über eine faire Landwirtschaft. 
In einer unserer früheren Ausgaben haben wir erwähnt, dass Suisseporc neuerdings dafür offen ist, die Futtermittelproduktion im Inland zu fördern. 2011 hat der Schweizerische Bauernverband (SBV) einen Bericht veröffentlicht zur Problematik der Kraftfutterimporte und zur Notwendigkeit, unseren Selbstversorgungsgrad um 15 % zu erhöhen. 
In 2010, wegen die Milchkrise und der Ungleischgewicht zwischen Brot und Futtergetreiden, haben mehrere Organisation stellunggenommen. Die haben versucht, eine Lösung zu finden für diesen Problemen die ein risiegen Druck auf die Preise machen. 
Uniterre ist auch dabei. Er hat an die verschiedene Vorschläge gearbeitet. Vorschläge von den Getreideproduzenten oder VKMB. Uniterre hat dann eine innovative Vorschlag gemacht: die ist auf extenso Produktion von Futterplanzen basiert. Die fördert alle einheimischen Futterpflanzen und die Reduktion von der Milchproduktion. 
>Brief an den Bauernorganisationen  (juin 2010)