Donnerstag, 25 November 2021
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Anlässlich des Ministertreffens der Welthandelsorganisation (WTO), das vom 29. November bis zum 3. Dezember stattfindet, ruft Uniterre zu einer Demonstration am Dienstag, dem 30. November um 17.30 Uhr auf dem Place Lise Girardin in Genf auf. Diese Demonstration wird vom Genfer Appell organisiert, einer breiten Koalition, die die sofortige Aufhebung des geistigen Eigentums an Impfstoffen, Tests und Medikamenten gegen Covid fordert. Die Koalition veröffentlicht den Genfer Appell, den Sie hier unterzeichnen können: https://nov30noprofitoncovid.com/

Uniterre und die Bauernorganisationen von La Via Campesina, lehnen Handelspolitik welche auf Freihandelsabkommen begründen ab.Sie haben schwerwiegende Auswirkungen auf die Menschen (Frauen und Männer), die Landwirtschaft und die Umwelt auf der ganzen Welt.

Die multilaterale Handelsregulierung muss folgende Rechte umgehend anerkennen :

  • Das Recht einer Bevölkerunge, Ernährungs-, Sozial- und Handelspolitiken festzulegen, die auf die Ressourcen und lokale Wirtschaften Rücksicht nehmen und deren Schutz ermöglichen.
  • Das Recht einer Bevölkerung, soziale, ökologische und wirtschaftliche Normen und Standards zu definieren.
  • Das Recht auf Schutz des öffentlichen Zugangs zu genetischem Erbe und Wissen (Zugang zu Patenten, Abschaffung von Patenten auf Pflanzen).


Für Ernährungssouveränität! Globalisieren wir den Kampf, globalisieren wir die Hoffnung!

Mittwoch, 24 November 2021
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Die Koordinationsgruppe ECVC Youth hat vor kurzem mit der Arbeit an einer internen Forschungsstudie begonnen, um die Situation und die Bedürfnisse der jungen Bäuerinnen und Bauern und Landarbeiter*innen in unserer Bewegung besser zu verstehen.

Wir wollen diese Forschung nutzen, um unsere gemeinsamen Kämpfe zu identifizieren und sichtbar zu machen, aber auch um die Solidarität und Unterstützung zwischen uns zu stärken. Darüber hinaus gibt es zu wenige und veraltete Daten über junge Bäuerinnen und Bauern in Europa, die wir aber brauchen, wenn wir wollen, dass die Politik wirklich auf unsere Bedürfnisse eingeht.

Wir suchen Teilnehmer/innen an unserer Studie, die ihre Erfahrungen mit uns teilen möchten. Dabei geht es um Fragen wie: Warum hast du sich entschieden, auf einem Bauernhof zu arbeiten; wie hast du deinen Lebensunterhalt verdient, während der Ausbildung zur Bäuerin/ zum Bauern; Fragen zu den Arbeitsbedingungen während deiner aktuellen oder früheren Berufserfahrung usw.

Die Teilnehmer*innen sollten unter 40 Jahre alt sein und aktuell arbeiten oder kürzlich auf einem landwirtschaftlichen Betrieb in Europa gearbeiten haben, saisonale landw. Landarbeiter*innen mit eingeschlossen. Wir würden uns sehr freuen, mit dir zu sprechen, wenn du diese Kriterien erfüllst!

Wir sind besonders daran interessiert
  • Menschen aus Osteuropa
  • Schwarze, indigene und farbige Menschen
  • LGBTQIA+

    anzuhören, da diese Gruppen in unserer Jugendbewegung unterrepräsentiert sind.

Wenn du an der Studie teilnehmen möchten oder jemanden kennst, der an der Studie teilnehmen möchte, schreib bitte an Hattie (hahammans@gmail.com).

Die ECVC-Jugendkoordination wird dich/euch mit zwei vertrauenswürdigen Forscherinnen in Kontakt bringen, die mit uns an diesem Projekt arbeiten. Priscilla Claeys und Barbara Van Dyck werden ein einstündiges Interview mit etwa 20 Teilnehmer*innen führen, die eine Vielfalt an Werdegängen repräsentieren. Deine Erfahrungen und Daten werden mit Sorgfalt und Aufmerksamkeit behandelt und alle geteilten Informationen werden anonymisiert und nur intern verwendet.

In Solidarität,
Die Jungen von ECVC

Montag, 22 November 2021
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Pressemiteilung von EMB - Brüssel, den 18. November 2021

Bei der Mitgliederversammlung des European Milk Board (EMB) kamen in dieser Woche im belgischen Löwen die Vertreter aus 12 europäischen Ländern zusammen, um gemeinsam wichtige Lösungen für den Milchsektor zu diskutieren. Denn die Fehler, die im EU-Agrarsektor gemacht wurden, treten mit all ihren problematischen Konsequenzen immer deutlicher zu Tage. So sinkt bereits die Milchproduktion in wichtigen Produktionsländern, weil die jahrelange Kostenunterdeckung die ErzeugerInnen schon seit Jahren zu Scharen aus der Produktion treibt. Die Vertreter der europäischen Milcherzeuger bekräftigten daher die Notwendigkeit einer Kurskorrektur, um dem Sektor; den Bäuerinnen und Bauern sowie der zuverlässigen Produktion von Nahrungsmitteln für die EU-Bürger eine Zukunft zu gewährleisten.

Zu dem bisherigen Kostendruck, der beispielsweise durch die aktuelle liberale Export- und Importstrategie auf den ErzeugerInnen lastet, kommt der Einkommensdruck, der sich für sie aus den aktuellen und zukünftigen grünen Strategien wie Green Deal und Farm to Fork ergibt. Wie die zahlreichen Milcherzeugervertreter betonten, sind Umwelt- und Klimamaßnahmen für alle Sektoren der Gesellschaft notwendig. Allerdings müssen sie zu Ende gedacht werden. So müssen im Agrarsektor die aktuellen Strategien so gestaltet sein, dass sie für die Erzeugerinnen tragbar und für Umwelt und Klima tatsächlich effektiv sind.

Dass die Lösungen für den Sektor unbedingt Rahmenbedingungen für einen kostendeckenden Preis beinhalten müssen, um alte Fehler zu korrigieren und neuen Fehlern in einer grünen Politik vorzubeugen, war die einheitliche Meinung der Mitgliederversammlung. Die anwesenden Milcherzeugervertreter unterstrichen dabei die Notwendigkeit von Instrumenten, die in Krisenzeiten zeitweise die Mengen begrenzen können, sowie von einer Politik, die eine solide Finanzierung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen in den Fokus nimmt. Für den Agrarsektor muss das bedeuten, dass alle Erzeugungskosten – auch die Kosten der Nachhaltigkeit – gedeckt sind und nicht auf die Erzeugerstufe abgewälzt werden.

Sieta van Keimpema dazu: „Durch die GAP-Reform, die dieses Jahr verabschiedet wurde, ist der freiwillige Lieferverzicht offiziell als Instrument für Krisenzeiten in die Gemeinsame Marktorganisation der EU aufgenommen worden. Ein erster, kleiner Schritt eines noch langen Weges, den die Politik gemeinsam mit den Bäuerinnen und Bauern noch gehen muss, um das aktuelle Agrarsystem tiefgehend zu reformieren.“ Auf diesem Weg müssten auch die EU-Nachhaltigkeitsstrategien angepasst werden. „Wir wollen eine Klimapolitik. Auch deshalb natürlich, weil wir Bauern die Klimafolgen als erstes zu spüren bekommen. Sie muss aber bezahlbar sowie für Umwelt- und Klima tatsächlich wirksam sein.“

Kontakte:

EMB-Präsidentin Sieta van Keimpema (DE, NL, EN): +31 (0)612 16 80 00
EMB-Vizepräsident Kjartan Poulsen (DE, DK, EN): +45 (0)212 888 99
EMB-Geschäftsführung Silvia Däberitz (DE, EN, FR): +32 (0)2 808 1936
EMB-Pressestelle Vanessa Langer (DE, EN, FR): +32 (0)484 53 35 12
Dienstag, 16 November 2021
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Gekürzte Erklärung von La Via Campesina für die UN-Klimakonferenz COP 26 (Glasgow)

Dieses Jahr wird als klimachaotischstes Jahr in die Geschichte eingehen. Doch die von transnationalen Konzernen kontrollierten Regierungen, Philanthropen, die Mainstream-Medien und die meisten Nichtregierungsorganisationen (NGOs) schlagen immer noch das Gleiche vor: marktwirtschaftliche und riskante technische Lösungen. Die Staats- und Regierungschefs ignorieren dabei die engen Verbindungen zwischen der Förderung fossiler Brennstoffe, der Agrarindustrie und dem militärisch-industriellen Komplex. Als verlängerter Arm der fossilen Brennstoffindustrie ist das transnationale Lebensmittelsystem einer der Hauptverursacher der Klimakrise, da es für 44-57 % der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich ist. Anstatt uns einen echten und transformativen Weg zu bieten, werden uns falsche Lösungen verkauft: u.a. "Netto-Null", "naturbasierte Lösungen", "Geo-Engineering" und "Digitalisierung der Landwirtschaft".

So sollte die „klimaintelligente Landwirtschaft“ eigentlich „unternehmerintelligente Landwirtschaft“ heissen. Da sie den Raum für die Integration von Gentechnik und Agrochemikalien in die kleinbäuerliche Landwirtschaft schafft und auf demselben rassistischen und sexistischen Paradigma beruht, wie die Grüne Revolution. Sie stellt die kapitalistische Wissenschaft und Technologie als Lösung für die Probleme der „unterentwickelten“ und angeblich „ungebildeten“ Bäuerinnen und Bauern der Welt dar.

Dieses System entfremdet die Menschen von ihrem Land, entwürdigt die Gemeinschaften und schürt Gewalt und Ungleichheit in allen Gebieten der Welt. Sie ist besonders schädlich für Frauen und junge Menschen, deren Leben und Arbeit durch ein System untergraben wird, das dem Leben keinen Wert beimisst.

COP26: Mehr Markt wird die Probleme der Menschen nicht lösen

Schon lange vor der COP21 in Paris nutzten multinationale Unternehmen der Agrarindustrie und der fossilen Energieträger ihre Macht und ihren Einfluss, um politische Massnahmen auf globaler Ebene durchzusetzen. Das Pariser Abkommen von 2015 hat eine Art "Konsens" über mehrere, höchst problematische Scheinlösungen geschaffen. Die in Artikel 6 enthaltenen Mechanismen für den Handel mit Emissionszertifikaten und deren Ausgleich, werden Regierungen, Unternehmen, Bankern und Händlern, deren oberstes Ziel die Gewinnmaximierung ist, erhebliche Macht verleihen. So nutzen diese mächtigen Akteure "Netto-Null"-Verpflichtungen, um ihre Untätigkeit beim Klimaschutz zu verbergen. Sie entziehen sich ihrer historischen und laufenden Emissionsverantwortung. Wo immer Konzern für "naturbasierte Lösungen" (NBS) werben, warnen wir vor der Enteignung der Natur durch Kohlenstoffausgleichsregelungen für Wälder und Böden. Diese beruhen auf dem Irrglauben, dass das Bezahlen eines anderen für die Kohlenstoffemissionen, die Krise verlangsamen könnte.

Während viele falsche Unternehmenslösungen die Sprache der bäuerlichen Agrarökologie übernehmen, werden nirgendwo die grundlegenden Rechte auf lokale und nahrhafte Lebensmittel, einen würdigen Lebensunterhalt, Land und Selbstbestimmung bekräftigt oder garantiert. Was garantiert ist, sind endlose Zyklen der Akkumulation, von denen diejenigen profitieren, die die Klimakrise verursacht haben.

Jahrzehntelang wurden die lokalen Lebensmittelproduzent*innen von der Agrarindustrie und ihren Verbündeten auf den Weg der Intensivierung und in die Monokultur gedrängt – es ist ein systemischer Druck. Was die Menschen und der Planet dringend brauchen, sind Regierungen und Institutionen, die öffentlich finanzierte Förderungen wie Subventionen und Ausbildungsprogramme für den Übergang zu umwelt- und sozialverträglicheren Agrarsystemen bieten. Das bedeutet, dass alle an der Nahrungsmittelkette Beteiligten – einschliesslich Bäuer*innen- und Bauern, Hirt*innen, Wanderarbeiter*innen, Landlose und indigene Völker – bei der Festlegung und Umsetzung, der für diesen Übergang erforderlichen Massnahmen, eine führende Rolle spielen müssen. Für La Via Campesina (LVC) ist die Verwirklichung aller Rechte und Pflichten, die in der UN-Erklärung über die Rechte der Bäuerinnen und anderer Landarbeiterinnen (UNDROP) aufgeführt sind, insbesondere das Recht auf eine saubere, sichere und gesunde Umwelt (Artikel 18), welches 2018 vom UN-Menschenrechtsrat ausgehandelt wurden, absolut zentral.

Die Wege zur Klimagerechtigkeit müssen sich radikal von denen unterscheiden, die die Krise verursacht haben. Es braucht eine gerecht ausgestaltete Abkehr von fossilen Brennstoffen, ein Ende des zerstörerischen Bergbaus und der extraktiven Landwirtschaft sowie die Wiederherstellung von geschädigtem Land und Ökosystemen.

Unseren Beitrag zur agrarökologischen Landwirtschaft, nachhaltiger Forstwirtschaft und verbesserter Landnutzung, der zur Emissionsreduzierung führt, zur Kohlenstoffbindung und dem Aufbau von Resilienz, muss anerkannt werden. Wir wissen: Bäuerliche Agrarökologie und Ernährungssouveränität können die Welt ernähren und den Planeten kühlen. Ein Lebensmittelsystem, das auf lokaler Kreislaufwirtschaft beruht und von bäuerlichen Familienbetrieben betrieben wird, die Agrarökologie praktizieren, kann die Gesellschaft wirklich verändern. All dies kann getan werden, ohne dass Kohlenstoff zur Ware wird, und trägt gleichzeitig zur Stärkung grundlegender demokratischer Lösungen gegen Armut, Hunger und Gewalt bei.

Die vollständige Erklärung ist hier nachzulesen.


Dienstag, 16 November 2021
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Die Union des Producteurs Suisses, wie Uniterre bis 2001 hiess, wurde 1951 gegründet. In Lausanne schlossen sich bäuerliche Gruppierungen aus der Romandie zusammen, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg aus Protest gegen die staatliche, von den etablierten landwirtschaftlichen Verbänden mitgetragene Agrarpolitik formiert hatten. So schlossen sich in der Waadt Milchproduzenten in der Union Romande des Agriculteurs (URA) zusammen, um mit Streiks gegen die vom Bundesrat verordneten Preissenkungen zu kämpfen. Und im Wallis gründeten Obst- und Weinbauern 1949 die Union des Producteurs Valaisans (UPV). Diese setzte sich insbesondere für einen besseren Grenzschutz der Aprikosen während der kurzen Erntezeit ein. Allen Gruppierungen gemeinsam war, dass sie den etablierten landwirtschaftlichen Verbänden vorwarfen, zu stark mit dem Vollzug der staatlichen Agrarpolitik beschäftigt zu sein, um die Anliegen ihrer Basis wirkungsvoll vertreten zu können.

Nach dem Zusammenschluss der regionalen Gruppierungen zur UPS wurden in allen Kantonen der Romandie und im (damals noch bernischen) Jura Sektionen gegründet. Während fast zwei Jahrzehnten war die UPS trotz ihres Namens ausschliesslich in der Romandie aktiv. Nach Bern fuhr man, um dort gegen agrarpolitische Massnahmen des Bundes zu protestieren. Spektakuläre Protestveranstaltungen, die zuweilen zu Tumulten und Besetzungen von Gebäuden führten, hatten schon die regionalen Vorgängerorganisationen der UPS praktiziert. Schon bald begann der Staatsschutz, deren Tätigkeiten zu überwachen und Fichen über viele ihrer Exponenten anzulegen. 1967/68 begann die UPS, mit Exponenten der Bäuerlichen Aktionskomitees aus der Deutschschweiz zusammenzuarbeiten. Zeitweilig schlossen sich die beiden Gruppierungen sogar in einem „Schweizerischen Komitee zum Schutz bäuerlicher Interessen“ zusammen. Bäuerliche Aktionskomitees waren ab 1963 in den Kantonen Bern und Luzern sowie in der Ostschweiz aus ähnlichen Gründen entstanden wie die UPS Anfang der 1950er Jahre in der Romandie. Allerdings gab es immer auch Unterschiede. Auf der einen Seite taten sich die Deutschschweizer zuweilen schwer mit der kompromisslosen Kritik, mit der die UPS-Aktivisten Behörden und Verbandsvertreter attackierten. Auf der anderen Seite gab es auch inhaltliche Differenzen. In der Romandie bemühte sich die UPS immer wieder aktiv um eine Zusammenarbeit mit den organisierten Konsumentinnen, Gewerkschaftern und linken Oppositionsgruppierungen in den Städten. In den 1970er Jahren erklärten 90 Prozent der UPS-Mitglieder, sie würden die Anliegen der gewerkschaftlich organisierten Arbeiterschaft unterstützen. Dieser Aspekt fehlte bei den Aktionskomitees in der Deutschschweiz fast vollständig. Diese pflegten kaum Beziehungen zu oppositionellen Gruppierungen ausserhalb der bäuerlichen Bevölkerung. Immer auch abhängig war die Zusammenarbeit zwischen UPS und Aktionskomitees davon, ob führende Exponenten sich in der jeweils anderen Sprache verständlich konnten.

Am intensivsten war das Zusammengehen zwischen der UPS und den Aktionskomitees in den 1970er Jahren. 1973/74 organisierte man gemeinsam Demonstrationen, eine davon vor dem Bundeshaus in Bern. Und 1978 ergriffen UPS und Aktionskomitees das Referendum gegen den Milchwirtschaftsbeschluss, der die Kontingentierung der Milchproduktion auf der Ebene jedes einzelnen Betriebes vorsah. Diese Massnahmen empfand man als besonders ungerecht, konnten kleinere und mittlere Betriebe wegen der Preispolitik der Bundesbehörden doch nur überleben, wenn sie ihre Produktion ausdehnten.

Verhältnis zu den Behörden und dem SBV

Die Formulierung von Kritik an den Behörden gehörte gewissermassen zur DNA der UPS. Dem Schweizerischen Bauernverband schloss sich die UPS nie als Mitglied an, weil man den Dachverband primär als den verlängerten Arm des Bundesamtes für Landwirtschaft wahrnahm. Aber auch, weil die UPS ein grundsätzlich anderes Verständnis vom bäuerlichen Betrieb hatte als der SBV. Dieser betrachtete den bäuerlichen Betrieb als Unternehmen und betrachtete die Bauern als Unternehmer, die ihren Hof mit Hilfe ihrer Familie auf eigenes Risiko führten. Ob ein Betrieb erfolgreich war oder nicht hing, aus dieser Perspektive betrachtet, in erster Linie vom Betriebsleiter und seiner Familie ab. Angesichts der seit dem Ersten Weltkrieg umfassende Ausmasse annehmenden Eingriffe des Staates in die Nahrungsmittelproduktion auf der Ebene des Einzelbetriebes betrachteten sich die Mitglieder der UPS als „travailleurs de la terre“, die nur überleben konnten, wenn der Staat eine Agrarpolitik betrieb, die es den Betrieben ermöglichte, ein mit den Einkommen in der übrigen Gesellschaft vergleichbares Einkommen zu erzielen.

"Die UPS ist eine Gewerkschaft der Menschen, die auf dem Land arbeiten, die für den Erhalt einer grossen und anständig bezahlten bäuerlichen Bevölkerung kämpft" heisst es in der Union vom 2. Juni 1982. "Sie setzt sich vorrangig für den Erhalt der kleinen und mittleren Familienbetriebe ein. Sie kämpft gegen die Grossbetriebe, die auf eine übermässige Industrialisierung der Landwirtschaft ausgerichtet sind. Sie fordert die strikte Anwendung der Verfassung und der demokratischen Gesetze unseres Landes, die "postulieren", dass die gesamte Bevölkerung in Frieden und Arbeitszufriedenheit leben können muss. Sie fordert ein angemessenes Einkommen für bäuerliche Familien gemäss dem Landwirtschaftsgesetz von 1951.

Erreicht werden sollten diese Zielsetzungen mit der Festlegung von Preisen, die die Kosten der Produktion deckten, nicht mit Subventionen.

Massiv verschlechtert haben sich die Beziehungen zwischen dem Bauernverband und der UPS 1961 anlässlich der grossen, vom SBV organisierten Demonstration auf dem Bundesplatz in Bern „gegen die Unterbezahlung der bäuerlichen Arbeit“, die auch von der UPS unterstützt wurde. Nachdem es am Rande der Demonstration zu Zusammenstössen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen war, die in der Presse scharf verurteilt wurden, beschuldigte der SBV die UPS durch „ihr extrem linkes Verhalten“ die ganze Bauernschaft in den Dreck gezogen zu haben.

Exponenten

Geprägt worden ist die UPS auch von ihren führenden Exponenten. Von 1951 bis 1958 amtierte der Walliser Léon Broccard als Präsident. Danach übte der Genfer Weinbauer Louis Berguer diese Amt aus. Ihm folgte 1974 der Waadtländer Pierre Tombez, der 1981 von Martin Chatagny aus dem Kanton Freiburg abgelöst wurde. Eine wichtige Figur war zudem Louis Chillier, der von 1951 bis 1967 als Sekretär amtierte. Abgelöst wurde er vom Jurassier Raymond Chapatte, der bis zu seinem Tod 1982 gute Beziehungen zu Vertretern der Bäuerlichen Aktionskomitees wie Ernst Baumgartner unterhielt. In den 1970er Jahren eine wichtige Rolle spielte zudem Ernst Därendinger, ein Deutschschweizer, der in Echichens einen Hof führte (und nebenbei auch noch Bücher schrieb). Därendinger verfasste auch zahlreiche Artikel für die „Union“, das Publikationsorgan der UPS seit 1951. Diese erschien in den 1970er Jahren zeitweilig zweisprachig. Als deutschsprachiger Redaktor wirkte ebenfalls Ernst Därendinger.

Als Pierre Tombez 1981 das Präsidium abgab, übernahm mit Martin Chatagny ein Aktivist der neuen Generation die Führung, der sich auch für entwicklungspolitische Fragen engagierte. Bekannt geworden ist Chatagny auch als Vertreter jener Bauern und Bäuerinnen, die als Protest gegen die Einführung der Milchkontingentierung begannen, ihre Milch „schwarz“, d.h. illegal zu verkäsen und direkt an die KonsumentInnen zu verkaufen.

Diese Aktivitäten lösten nicht nur harsche Reaktionen der Behörden aus, sie wurden auch nicht von allen UPS-Mitgliedern goutiert. Zusammen mit dem durch den Strukturwandel mitverursachten Mitgliederschwund führten die internen Auseinandersetzungen auch zu einer finanziellen Krise. Im Sommer 1984 hiess es: „Etre ou ne pas être“. Das Comité Directeur musste im Juli rigorose Sparmassnahmen beschliessen. Fernand Cuche, der im Jahr zuvor als Sekretär gewählt worden war, trug viel zur Reorganisation und zur Konsolidierung bei. Der gewiefte Rhetoriker und Kommunikator übte dieses Amt während mehr als zwei Jahrzehnten aus und wurde in der Öffentlichkeit als wichtigster Repräsentant der UPS wahrgenommen.

Rückzug in die Romandie und neue Kontakte in die Deutschschweiz

In den 1980er Jahre geriet nicht nur die UPS in der Romandie in eine Krise, sondern auch die Bäuerlichen Aktionskomitees in der Deutschschweiz. Mit der Gründung der Kleinbauernvereinigung (VkmB) und der BioSuisse zu Beginn des Jahrzehnts begannen sich kritische Bauern und Bäuerinnen in neuen Organisationen zu engagieren. Weil sich die VKMB zuerst ganz auf die Forderung nach differenzierten Preisen festlegte und dann auf die vorbehaltlose Unterstützung der von der offiziellen Agrarpolitik forcierten Einführung von Direktzahlung setzte, gab es zwischen der VkmB und der UPS auch substantielle inhaltliche Differenzen, die eine engere Zusammenarbeit verhinderten. Die UPS setzt nach wie vor auf das Postulat gerechter Preise, die sie mit der Schaffung von Marktordnungen zu realisieren versuchte, die die Produzenten stärkten.

Doch die neue, anfangs der 1990er Jahre mehrheitsfähig gewordene Agrarpolitik setzte auf eine ganz andere Strategie: Die Trennung von Produktion und Ökologie.

Sie wollte mit einer liberalen Handelspolitik den internationalen Wettbewerb stärken und mit einer interventionistischen Umweltpolitik die auch durch diesen Wettbewerb ausgelöste ökologische Degradierung verhindern. Eine der wichtigsten Massnahme der unter dem Slogan von „mehr Markt“ und „mehr Ökologie“ propagierten neuen Agrarpolitik waren Direktzahlungen zur Abgeltung von Ökodienstleistungen.

Im Gegensatz zu den Biobauern, der VkmB und auch dem Bauernverband konnte sich die UPS mit dieser Politik nicht anfreunden. Sie geriet in den 1990er Jahren erneut auf Konfrontationskurs mit den Behörden, als sie zusammen mit der Association des Groupements et Organisations Romandes de l'Agriculture (AGORA) den Bund im Zusammenhang mit den BSE-Massnahmen auf Schadenersatz verklagte. Die UPS argumentierte, der Bund habe den Bauern einen grossen Schaden zugefügt, weil er nach Ausbruch der BSE-Krankheit anfänglich auf ein Fütterungsverbot von Tiermehl verzichtet habe. Nachdem die zuständige Rekurskommission, ein vom Finanzdepartement unabhängiges Verwaltungsgericht, die Klage guthiess, lehnte sie das Bundesgericht jedoch ab.

Um die Jahrhundertwende protestierte die UPS vermehrt auch gegen die Preispolitik der Grossverteiler. Als sie im Jahr 2001 Verteilzentren blockierte, reichten Coop und Migros Klagen wegen Nötigung und Hausfriedenbruch gegen mehr als hundert UPS Mitglieder in mehreren Kantonen ein. Dass UPS-Aktivisten für ihre Aktionen vor Gericht gezogen wurden, gehörte seit den späten 1940er Jahren zwar fast zum Alltag der Organisation. Doch diesmal fielen die damit verursachten Anwaltskosten so hoch aus, dass die Organisation erneut in finanzielle Schwierigkeiten geriet.

Nach der Jahrtausendwende nannte sich die UPS nicht nur in Uniterre um, sondern begann erneut, sich auch in der Deutschschweiz organisatorisch auszubreiten. Es entstanden mehrere Sektionen. Und in dem nun ebenfalls in Uniterre umbenannten Publikationsorgan erschienen wie schon in den 1970er Jahren vermehrt auch Artikel auf Deutsch. Mit Köbi Alt wurde 2012 erstmals ein Deutschschweizer zum Ko-Präsidenten gewählt. Allerdings verschob sich dadurch das geografische und politische Zentrum der Organisation nicht. Uniterre blieb eine Gruppierung, die primär in der Romandie tätig war.

Peter Moser, Archiv für Agrargeschichte

Montag, 15 November 2021
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Reaktion der Milchkommission von Uniterre auf die angekündigten Änderungen im landwirtschaftlichen Verordnungspaket 2021

Schleppschlauch-Obligatorium auf 1. Januar 2024 verschoben

Wir begrüssen, dass das Obligatorium für das Ausbringen von flüssigem Hofdünger mit Schleppschläuchen erst am 1. Januar 2024 in Kraft tritt.

Vor seinem Inkrafttreten muss aber unbedingt die Finanzierung geregelt werden. Wie bereits in früheren Pressemitteilungen erwähnt, verursacht das Obligatorium erhebliche Kosten für die Produzent*innen.

Aus diesem Grund fordern wir eine Preiserhöhung für landwirtschaftliche Produkte wie Milch, Fleisch, Getreide, damit die Investitionen kompensiert werden können. Es ist nicht einzig die Aufgabe der Produzent*innen, sondern vielmehr des Marktes diese zusätzlichen Kosten zu decken.

Verkäsungszulage um 1 Rappen gesenkt, Verkehrsmilchzulage um 0,5 Rappen erhöht

Seit Jahren schon warnte Uniterre vor einer Senkung der Verkäsungszulage. Jetzt ist es soweit!

Wir wiesen in der Vergangenheit immer wieder darauf hin, dass das aktuelle Auszahlungssystem für die Verkäsungszulage undurchsichtig ist und schlecht überwacht wird. Bei einem Teil der industriellen Verarbeiter fliesst das Geld in die Produktion von Käse für den Export, d. h. in ein Produkt ohne Mehrwert. Es ist ein Vorgehen, das die Branchenorganisation Milch (BO Milch) nicht hinterfragt! Gleicht die Senkung der Verkäsungszulage deshalb nicht irgendwie einer Bestrafung durch das Parlament?

Zudem wurde die Verkehrsmilchzulage um 0,5 Rappen, von 4,5 auf 5 Rappen, erhöht. Ist das eine gute Nachricht? In seiner Pressemitteilung vom 3. November präzisiert der Bundesrat: «Mit dieser Aufstockung soll das Budget dem Willen des Parlaments entsprechend so weit wie möglich für die Molkereimilch verwendet werden.» Wir sollten aber nicht vergessen, dass diese Zulage das Schoggigesetz ersetzte, um den industriellen Verarbeitern eine Preiskompensation auf den Rohstoffen für Exportprodukte zu gewähren. Dies geschah über die beiden Fonds «Rohstoffverbilligung» und «Regulierung». Seit 2021 wurden bei diesen Fonds Anpassungen vorgenommen: Übertragung des Fonds «Regulierung» auf den Fonds «Rohstoffverbilligung» und Einführung eines dritten Unterstützungsfonds für den Export von Milcheiweiss (MPC-Box); aber da liegt eigentlich nicht das Problem.

Wir fragen uns eher, ob diese 0,5 Rappen in die Kassen der Produzent*innen oder wie die 4,5 Rappen zu den Verarbeitern fliessen werden. Zweifel sind durchaus angebracht!

Um die Senkung der Verkäsungszulage zu kompensieren, die sich zwangsläufig auf den Preis für die Produzent*innen auswirken wird, fordern wir einmal mehr eine Erhöhung des Milchpreises.

Pressekontakt:

Maurus Gerber, 081 864 70 22

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Donnerstag, 11 November 2021
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Zum 70. Geburtstag: Was passt besser, ein Fest oder ein Hilferuf zur Rettung der Erde? Vor siebzig Jahren gründeten Bäuerinnen und Bauern die Union des producteurs suisses (UPS), woraus die Uniterre hervorging. Zum Zusammenschluss sahen sie sich veranlasst, um sich Gehör zu verschaffen, denn damals wurden ihre Anliegen innerhalb vom Bauernverband (SBV/ USP) nicht erhört – und heute?

In den 1950er Jahren die Obst- und Gemüsekrise, erste Demonstrationen, der Preiszerfall, die Produzent*innen werden durch Importe unter Druck gesetzt. Die Anfänge der UPS.

Das politische Ringen beginnt gerade erst – erste industrielle Bauernhöfe, Skandale in der Schweinemast, der Rinderwahn,… Viele dieser Fälle waren von Produzent*innen vorausgesagt worden, aber man hielt sie für «zu bäuerlich, zu einfältig», um etwas von der Sache zu verstehen. Die Wirtschaft will um jeden Preis Geld machen, produziert Industriemehl, spart bei der Sterilisation des Tierfutters, das Drama nimmt seinen Lauf.

Wer bezahlt die Rechnung? Die Produzent*innen, immer! Sie erhalten zu wenig für ihre Produkte und gleichzeitig erwartet man von ihnen grosse Investitionen. Nicht weil es sinnvoll ist, sondern nur um die Wirtschaft am Laufen zu halten. Jüngstes Beispiel: die Schleppschläuche.
Die Milchkrise, die Abschaffung der Milchquote, einmal mehr sind es die Produzent*innen, die zur Kasse gebeten werden. Uniterre prangert an, ein Milchstreik, aber die Preise bleiben tief.

In der Milchbranche, im Gemüsebau, die Preise brechen in allen Sektoren zusammen. Uniterre wehrt sich immer noch, aber offensichtlich geht es unseren Landwirtschaftsbehörden nicht um die Bäuerinnen und Bauern, sondern um die Wirtschaft.

Uniterre präsentiert Lösungen: Ernährungssouveränität, Wertschöpfungsketten transparent und lokal gestalten, die Lösungen werden ignoriert.

Dabei: Ist Uniterre nicht visionär? Wenn wir gehört werden, kommt es gut: die Sortenorganisation Gruyère, die faire Milch, regionale Produkte,… Auch wenn sich Uniterre im letzten Moment oft zurückziehen muss, weil man bei diesen Lösungen die Nähe zur Bauern- und Bäuerinnengewerkschaft verbergen will.

Was verlangt Uniterre? Faire Preise, die die Produktionskosten decken und den Bäuerinnen und Bauern ein Einkommen bieten. Ein ideales Szenario, in dem Direktzahlungen nicht mehr nötig wären.

Wir stehen heute vor wichtigen gesellschaftlichen Veränderungen, aber es ist an der Zeit, dass bei der Bewahrung der Erde die Erfahrungen der Produzent*innen berücksichtigt werden. Dazu sind zwei Dinge unumgänglich: Das Verständnis für die Gegebenheiten im Feld, und natürlich angemessene Preise.

Für die Produzent*innen ist dies selbstverständlich nur ein Anfang. Sie müssen auch lernen, über ihr tägliches Schaffen zu reden, damit die Konsument*innen verstehen, dass die Arbeit zwar ihren Preis hat, dabei aber auch Produkte von aussergewöhnlicher Qualität entstehen.

Zum Schluss dieses Editorials möchten wir allen danken, die sich bei Uniterre für den Schutz der Produzent*innen eingesetzt haben. Der Kampf geht weiter.

Max Fragnière

Donnerstag, 28 Oktober 2021
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Derzeit sind die Auswirkungen des Klimawandels in der weltweiten Getreideproduktion zu spüren, was zu höheren internationalen Preisen führt. Es gibt allen Grund zu der Annahme, dass sich diese Entwicklung fortsetzen wird.

Gleichzeitig üben sowohl die Schweizer Regierung als auch die Käufer Druck auf die Preise aus und erhöhen die ökologischen Anforderungen. Die Migros zum Beispiel hat erklärt, dass sie ab 2023 nur noch Lebensmittel aus Weizen verkaufen wird, der ohne Herbizide angebaut wurde. Diese Aussage spiegelt sicherlich einen grundlegenden Markttrend wider.

Auf der Abnehmerseite, insbesondere bei den Grossverteilern und den angeschlossenen Verarbeitern, ist der Preis für Bio-Weizen seit 2019 bereits um 7.- Fr/dt gesunken und liegt heute bei 100.- Fr/dt, während der kostendeckende Preis mindestens 125.- Fr/dt beträgt.

Bei konventionellem Weizen ist die Preissituation bereits seit über zehn Jahren besorgniserregend, mit Richtpreisen von 52.- Fr/dt und einem effektiven Erzeugerpreis von 49.- Fr/dt. Dies, obwohl der kostendeckende Preis 100.- Fr/dt beträgt.

Diese Haltung der Abnehmer und die massiven Einfuhren von 120’000 Tonnen Brotteig ausserhalb der Weizeneinfuhrkontingente führen zu einem unannehmbaren Druck auf die landwirtschaftlichen Einkommen.

Heute werden bereits fast 50% des Schweizer Brotweizens ohne Insektizide, Fungizide oder Wachstumsregulatoren angebaut (gemäss den Richtlinien des Extenso-Programms); er wird von IP-Suisse (rund 30% der Menge) in Partnerschaft mit Migros vermarktet. Für diese Produktion erhalten die Produzenten eine Prämie von 6.- Fr/dt, womit der Zielpreis auf 58.- Fr/dt Franken sinkt. Für die Saison 2022 will IP-Suisse die Anbaufläche für herbizidfreien Weizen von 5'000 auf 10'000 Hektaren verdoppeln, mit einer zusätzlichen Prämie von 10.- Fr/dt.Wir begrüssen dies, sind aber der Meinung, dass ein Richtpreis von 68.- Fr/dt viel zu tief ist, um die Mehrkosten und Mindererträge zu kompensieren! Ausserdem muss eine wirklich herbizidfreie Produktion über einen Zyklus von mindestens zwei Jahren erfolgen, um glaubwürdig zu sein. Dieser Punkt muss in der Kommunikation geklärt werden, sonst gerät die Bio-Produktion unter Druck.

Für Uniterre ist es unerlässlich, dem Großhandel klarzumachen, dass eine gerechtere Verteilung der Gewinnspannen (der Rohstoff Mehl macht nur 13 % des Brotpreises aus) die Kosten einer ökologischeren Produktion, die derzeit ausschliesslich von den Landwirten getragen werden, ausgleichen muss.IP-Suisse muss ihren Abnehmern klarmachen, dass eine nachhaltige Landwirtschaft ihren Preis hat und dass sie nicht aufrechterhalten und weiterentwickelt werden kann, ohne ein angemessenes Einkommen zu garantieren. Wir erwarten auch von IP-Suisse, einem Mitglied der Agrarallianz, dass sie endlich eine Qualitätsstrategie einfordert, die sowohl die Produktionskosten als auch die soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeit berücksichtigt.

Auf Bundesebene hat das BLW am 28. September die Tarife für Brotgetreide veröffentlicht, die ab 1. Oktober in Kraft treten: Die Tarife (Zölle und Beiträge an den Garantiefonds) für Brotgetreide werden um 4,40.- Fr/dt gesenkt, von 23.- Fr/dt auf 18,60.- Fr/dt. Dies ist ein politischer Druck zur Senkung des Importpreises für Weizen, der derzeit bei 53.- Fr/dt liegt. Dies ist die erste Preissenkung seit 2013 und ein verheerendes Signal. Wir fordern eine sofortige Korrektur, um Billigimporte zu vermeiden, die dem Schweizer Getreide noch mehr Konkurrenz machen.

Um eine sichere und nachhaltige Versorgung zu gewährleisten, fordert Uniterre sowohl bei den Verhandlungen mit den Abnehmern als auch beim Zollschutz Rahmenbedingungen, die eine Deckung der Produktionskosten ermöglichen. Die im Verband swiss granum ausgehandelten Richtpreise für die Ernte 2021 müssen ab Betrieb angewendet werden. Ohne faire Preise für die Erzeuger wird es keine ökologische Transition des Lebensmittelsystems geben.

Pressekontakt :Rudi Berli - 078 70 77 883 – r.berli@uniterre.ch

PM

Montag, 25 Oktober 2021
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Die bäuerlichen Organisationen hatten bis zum 18. Oktober Zeit, zum Gesuch der Branchenorganisation Milch (BO Milch) für eine Verlängerung um vier Jahre der Allgemeinverbindlichkeit des Reglements Standardvertrag und Segmentierung Stellung zu beziehen.

Auch Uniterre hat sich dazu geäussert. Grundsätzlich unterstützt Uniterre die Allgemeinverbindlichkeit für den Standardvertrag und die Segmentierung. Wir akzeptieren aber nicht, dass die Motion Noser nicht umgesetzt wird. Damit wird unsere Demokratie missachtet. Die Motion verlangte nämlich, dass die Lieferung von B-Milch künftig freiwillig ist. Diese Massnahme will die BO Milch aber nicht umsetzen, da sie einen Preiszerfall bei der A-Milch fürchtet.

Das Problem ist aus unserer Sicht weitgehend auf die Zusammensetzung der BO Milch zurückzuführen. Dort sind die Milchproduzent*innen nämlich nicht wirklich, und schon gar nicht paritätisch, vertreten. An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass es der selbst erklärte Zweck der BO Milch ist, die «Wirtschaftlichkeit ihrer Mitglieder aus der Schweizer Milchwirtschaft durch Erhalt und Förderung der Wertschöpfung […]» zu stärken. Seit ihrer Gründung hat sich die BO Milch einzig um die wirtschaftliche Tragfähigkeit der Käufer*innen und Verarbeiter*innen gekümmert. Das wichtigste Glied in der Kette, die Milchproduzent*innen, wurde aber vernachlässigt. Die traurige Tatsache ist, dass der Preis für Kuhmilch seit 2009 von 73,17 auf 60,19 Rappen (2020) gesunken ist. In der gleichen Periode ist auch die Anzahl Produzent*innen (inkl. Sömmerungsbetriebe) von 27’151 auf 18’296 (2020) zurückgegangen. Das entspricht einem Rückgang von 32 Prozent.

Weil sich die BO Milch weder willig zeigte, die parlamentarische Motion umzusetzen, noch eine alternative Lösung zur Verbesserung der Wertschöpfung und der Wirtschaftlichkeit der Milchproduktion vorzuschlagen wusste, fordern wir den Bundesrat auf, das Gesuch der BO Milch für die Verlängerung der Allgemeinverbindlichkeit nicht zu verlängern, solange sie keine Anstrengungen unternimmt, um die Planungssicherheit und die Wertschöpfung für die Milchproduzent*innen im Sinne der parlamentarischen Motion zu verbessern.

Zudem fordern wir eine gründliche Umstrukturierung der BO Milch am Beispiel der Sortenorganisation Gruyère, bei der Produzent*innen, Affineur*innen und Käser*innen gerecht vertreten sind.

Es ist höchste Zeit aufzuwachen, bevor es zu spät ist und Milch in der Schweiz so knapp wird, dass die weisse Linie geöffnet werden muss.

Um der Motion Nachdruck zu verleihen, hat Uniterre mit der Parlamentarierin Meret Schneider eine Motion ausgearbeitet. Die Motion 21.4296*«Wertschöpfung und Planungssicherheit für Milchbauern» wurde am 1. Oktober im Nationalrat eingereicht.

*https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curi...

Pressekontakt : Rudi Berli, r.berli@uniterre.ch - 078 707 78 83

Anhang: Argumente von Uniterre betreffend die Konsultation zum Gesuch der BO Milch für eine Verlängerung der Allgemeinverbindlichkeit

Mittwoch, 29 September 2021
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Die für die Landwirtschaft verantwortlichen Staatsrät*innen aller Schweizer Kantone sowie die diversen Branchenorganisationen des Käsemarkts wurden im Hinblick auf das Schleppschlauch-Obligatorium von Uniterre im Juli 2021 angeschrieben. Die Westschweizer Kantone wollen eine gemeinsame Position vertreten. Aus der Deutschschweiz dagegen erhielten wir ein gemischtes Feedback.

Wir möchten Sie, liebe Bäuerinnen und Bauern, darauf aufmerksam machen, dass die Sortenorganisation Gruyère mit grosser Wahrscheinlichkeit das Obligatorium in dieser Form nicht akzeptiert, sondern sich eher für das Ausbringen der Gülle mithilfe von Schleppschuh-oder Schlitzdrillgeräten aussprechen wird. Wir finden es nicht akzeptabel, dass sich die Sortenorganisation noch zu keiner einheitlichen Position durchringen konnte, während sich die Bäuerinnen und Bauern verschulden, um die staatlichen Standards zu respektieren.

Unterdessen haben wir einen Modellbrief verfasst, der übernommen und/oder abgeändert und an die Milch- oder Fleischkäufer*innen verschickt werden kann (dabei rechnen wir mit Fr. 30.– pro Hektar Grasschnitt). Sie können für Ihren Produktionszweig die Kosten selbst berechnen! Je mehr Reaktionen wir hervorrufen können, desto eher wird unser Anliegen wahrgenommen.

Es ist an der Zeit, dass wir uns Gehör verschaffen – also mobilisieren wir uns!

Modellbrief

Zur Erinnerung:

Pressemitteilung vom 23. Juli 2021 – Schleppschläuche: der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert.

Brief an die Kantonsregierungen

Brief an die Branchenorganisationen des Käsemarkts