Die Treffen sind offen für alle Interessierte!

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An seiner Sitzung vom 6. September 2019 diskutierte der in Bern tagende Uniterre-Vorstand ausführlich über die beiden Initiativen, welche die Verwendung synthetischer Pestizide in der Landwirtschaft reduzieren oder ganz verbieten wollen. Die beiden Texte, "Initiative für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide" und "Initiative für sauberes Trinkwasser und gesunde Lebensmittel", werden nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch von der restlichen Gesellschaft, heftig diskutiert.

Die Initiative für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide, auch bekannt als „Future 3.0“, fordert innerhalb von 10 Jahren ein Verbot für synthetische Pestizide in der Landwirtschaft, aber auch in der Pflege von Landschaft, Grünflächen und öffentlichen Räumen. Sie fordert zudem, dass importierte Produkte - für Lebens- und Futtermittel - frei von diesen Stoffen sind. (Verweis auf den Volltext der Initiative am Ende des Artikels). Die Umsetzung eines solchen Projekts wäre für die Landwirtschaft anspruchsvoll. Tatsächlich müssten viele Lösungen gefunden und umgesetzt werden, damit die Bauernfamilien diese Herausforderung bewältigen und gleichzeitig ihr Einkommen sichern können. Die guten Ergebnisse der biologischen Landwirtschaft dürfen nicht dazu führen, dass wir die Schwierigkeiten, mit denen wir konfrontiert wären, unterschätzen.

Ein Beispiel ist die Notwendigkeit, für 85 % der Betriebe, die derzeit nicht ökologisch wirtschaften, eine grosse Anzahl qualifizierter Arbeitskräfte zu finden. Wir müssen auch bedenken, dass wir unvermeidlich einen Ertragsrückgang hätten, der je nach Kultur bis zu 30 % betragen kann. Das ist ein entscheidendes Argument, da wir für mehr als jede zweite Kalorie vom Ausland abhängig sind. Hervorzuheben ist ausserdem die dringende Notwendigkeit, Mittel für die öffentliche Forschung zur Entwicklung von Instrumenten, Anbaumethoden und Naturprodukten für den Pflanzenschutz bereitzustellen und - selbstverständlich ohne GVO - Pflanzensorten zu züchten, die sowohl den Schädlingen als auch den kommenden Klimaveränderungen gewachsen sind.

Lasst uns auch die zentrale Frage des Marktes stellen. Wenn die Landwirt*innen zusätzliche Anstrengungen für eine umweltfreundlichere Lebensmittelproduktion unternehmen, dürfen sie nicht die einzigen sein, die die Konsequenzen tragen. Wenn der Initiativtext angenommen wird, müssen wir faire, rentable und garantierte Preise, die Reduzierung der unangemessenen Margen der Supermärkte im Bio-Bereich, die volle Unterstützung der Bürger für diese Veränderung und einen angemessenen Schutz der Schweizer Produktion an den Grenzen fordern. Ausserdem kommt es nicht in Frage, eine Preisnivellierung nach unten zu akzeptieren, unter dem Vorwand, dass der ökologische Landbau zur Standardproduktionsmethode werden würde.

Dennoch, die Initiative kann uns viel bringen: Mehr Bauernfamilien, mehr Beschäftigte im Agrarsektor, bescheidene und überschaubare Strukturen, eine gerechte Verteilung der Wertschöpfung in jedem Sektor und Unabhängigkeit von den grossen agroindustriellen Konzernen. Und das alles ist nichts anderes als Ernährungssouveränität, für die wir schon seit langem kämpfen.

Deshalb ermutigt der Vorstand seine Mitglieder, den Text "Initiative für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide" zu akzeptieren und verpflichtet sich, mit aller Kraft dafür zu kämpfen, dass ihre Umsetzung nicht nur eine weitere Belastungsprobe für Bauern und Bäuerinnen, sondern der Übergang zu einem neuen Kapitel ist.

Während die meisten Bauern- und Bäuerinnen- und Bürger*innenorganisationen in diesem Land die beiden Initiativen gleichgestellt haben und entweder 2 x Ja oder 2 x Nein empfehlen, hat Uniterre beschlossen, sie getrennt zu behandeln. Denn obwohl ihre Ziele sehr ähnlich sind, sind doch die Mittel, um sie zu erreichen, ganz unterschiedlich.

Die Initiative für sauberes Trinkwasser und gesunde Nahrung will die Direktzahlungen von mehreren neuen Regeln abhängig machen, nämlich dem Verzicht auf synthetische Pestizide und auf den prophylaktischen Einsatz von Antibiotika, ferner dürfen Tieren nur gehalten werden, wenn ihr Futter zu 100 % auf dem Betrieb produziert werden kann. Im Gegensatz zum ersten Text sagt er nichts über das Problem der Importe aus und fordert einzig Anstrengungen von Seiten der Bäuerinnen und Bauern.

Das gleiche lobenswerte Ziel also, aber ein ganz anderer Hebel. Es handelt sich um ein Strafprojekt, das die Landwirtschaft als einzige für die Gewässerverschmutzung verantwortlich macht. In ihren Argumenten hat das Initiativkomitee sogar die Dreistigkeit zu behaupten, dass die Schweizer Bevölkerung die Bauern und Bäuerinnen via Steuern und Direktzahlungen für das Verschmutzen bezahlt.

Der Vorstand war der Ansicht, dass dieser Text eine sehr schlechte Lösung für das anstehende Problem darstellt. Es ist zwar klar, dass die Mehrheit der Betriebe keine andere Wahl hätten, als die neuen Bedingungen für den Erhalt von Direktzahlungen zu erfüllen, aber die Initiative beinhaltet kein eigentliches Verbot für die Verwendung von Pestiziden in der Schweiz. In einigen Branchen, wie dem Weinbau oder dem Obstbau, ist anzunehmen, dass sich die Produzent*innen für Pestizide entscheiden und auf Direktzahlungen verzichten würden.

Der gravierendste Punkt betrifft jedoch die Importe. Durch das bewusste Weglassen dieser Frage fördert die Initiative eine saubere und ordentliche Schweizer Landwirtschaft, unabhängig davon, was bei unseren Nachbarn oder am anderen Ende der Welt geschieht. Wäre das nicht die Einführung eines Zweistufensystems? Uniterre hat sich schon immer für gesunde Lebensmittel eingesetzt, für eine möglichst respektvolle Produktion, für Familienbetriebe – für alle Bevölkerungsschichten. Aufgrund der genannten Überlegungen kam der Vorstand zum Schluss, dass die Initiative ihr Ziel völlig verfehlt, weshalb sie die Mitglieder von Uniterre und die Bevölkerung ermutigt, diesen Text abzulehnen.

Ob wir wollen oder nicht, die Gesellschaft ist mitten im Entscheidungsprozess über unsere künftigen Produktionsmethoden. Die Bauernfamilien stehen vor der Wahl, sie können versuchen, dies zu ignorieren. Oder sie können einen ruhigen, konstruktiven Dialog mit den Verbrauchern führen, auf der Grundlage von gegenseitigem Verständnis, Respekt und Partnerschaft. Die Initiative für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide stellt uns eine Frage. Wir können uns jederzeit über die Form streiten. Aber letztendlich sehen wir es als eine grosse Chance, unseren Kund*innen näher zu kommen, nicht den grossen Händlern, die uns viel zu lange missbraucht haben, sondern den Bürgerinnen und Bürgern dieses Landes, die mit Begeisterung die Freude am Essen mit lokalen Produkten wieder entdecken.

Also los geht's, aber alle zusammen!

Vanessa Renfer, Uniterre Sekretärin

Landwirtschaft mit Zukunftist noch nicht lange aktiv, doch haben wir schon grosse Pläne ins Auge gefasst. Gleich zwei Projekte dürfen wir präsentieren und starten. Einerseits werden wir am 22. Februar zu einer nationalen Kundgebung unter dem Titel “Essen ist politisch - für eine soziale, bäuerliche und agrarökologische Landwirtschaft” in Bern aufrufen. Da für den Februar auch die Botschaft zur AP22+ erwartet wird, liegt ein besonderer Fokus der Kundgebung auf der Agrarpolitik. Landwirtschaft mit Zukunfthat sich darum entschieden, an diesem Datum unsere Vision einer anderen Landwirtschaft bis im Jahr 2030 vorzustellen. Die “Vision 2030 Agrikultur Morgen!” wird aus einem Forderungskatalog, Lösungsansätzen und konkreten Beispielen bestehen. Ziel ist es damit die Parlamentarier*innen zu erreichen und einen konstruktiven Beitrag zu Debatte und Ausarbeitung der Agrarpolitik 22+ zu leisten. Bei der Erarbeitung sollen alle beteiligten Akteur*innen sich vertreten fühlen und mitarbeiten können: von der Bäuerin/dem Bauer, über die Konsumentenschaft, der Jugend, NGOs, die Gewerkschaften, aber auch Verbände und andere Initiativen. Unter dem Motto, die Lösungen sind da, nun braucht es den Mut und die Inspiration diese auch umzusetzen, schlagen wir eine partizipativen Prozess vor.

Die Ausarbeitung der Vision erfolgt in mehreren Phasen:

  • - In einer ersten Phase können Inputs, Beiträge, Forderungen und Ideen direkt anLandwirtschaft mit Zukunftgerichtet werden. Dies kann in schriftlicher Form oder inGesprächen/Debatten geschehen (siehe unten).
  • - In der zweiten Phase, werden wir mit einer Gruppe Menschen anfangen, das Ganzezusammenzubringen, aufzubereiten und zu ergänzen. Am Ende wird ein ersterEntwurf für weiteres Feedback versendet.
  • - In der letzten Phase werden durch Rückmeldungen letzte Überarbeitungenvorgenommen und das Papier in eine endgültige Version gebracht.Um an der “Vision 2030 Agrikultur Morgen!” zu arbeiten und uns darüber auszutauschen, laden wir zu folgenden Arbeitstreffen mit Austausch ein.
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Im November besuchte der Bauernanführer Franklin Almendares aus Honduras die Schweiz. Bereits als Kind beteiligte er sich mit seinem Vater an den Aktivitäten der Bauernbewegung. Heute ist der 46-jährige Generalsekretär der nationalen Organisation CNTC und riskiert dafür sein Leben. Wir blicken auf seinen eindrücklichen Werdegang zurück, der eng mit der hart umkämpften Agrarpolitik im Land verflochten ist.

Im Jahre 1970 erlangte die Bauerngemeinschaft von Franklin Almendares im Departement Francisco Morazán, eine Stunde von der Hauptstadt Tegucigalpa entfernt, ihr Land zurück. Wie viele andere Gemeinschaften erreichten sie aufgrund des Landreformgesetzes von 1962 die Rückgabe ihres Landes aus den Händen der Grossgrundbesitzer. "49 Jahre später besitzt die Gemeinschaft jedoch immer noch kein Eigentumszertifikat, weil die Behörden immer neue Hürden aufstellen", meint Almendares. "Es ist die Ungerechtigkeit, die ich schon als Kind zu spüren bekam, die mich angetrieben hat, mich zu engagieren. Ich sah, wie die Menschen verfolgt wurden, weil sie das Land zurückbekamen, wie sie gewaltsam verschwunden und eingesperrt wurden. Es war grausam", erinnert sich der Bauer.

„Ich ging aufs Land und sah die Unterdrückung‟

Als 1985 die Organisation CNTC (Central Nacional de Trabajadores del Campo) unter anderem durch seinen Vater Cosme Almendares auf nationaler Ebene gegründet wird, motiviert dies Franklin zusätzlich, selber aktiv zu werden. Mit 16 Jahren startete er als Sekretär seiner Bauerngruppe, mit 18 war er Vizepräsident und mit 20 Teil der regionalen Struktur des Departements Francisco Morazán. "Damals war ich in Landrückgabeprozesse involviert, ich ging aufs Land und sah die Unterdrückung, ich sah wie die Landbesitzer mit ihren Pistolen auf Maultieren und Pferden angeritten kamen, um die Bäuerinnen und Bauern zu vertreiben. Sie töteten und sperrten die Menschen ein."

Die Situation der Kleinbauernfamilien verschärfte sich ab 1992, weil die Regierung in diesem Jahr das Landreformgesetz ausser Kraft setzte. Die Regierung vergab auch immer mehr Land an transnationale Unternehmen. "In dieser Zeit kämpfte ich an der Basis, bis ich 2007 die Koordination der CNTC auf regionaler Ebene in Francisco Morazán übernahm. 2008 kam dann das Dekret über Zwangsenteignungen durch, welches die Agrarreform wieder belebte und ermöglichte, Grossgrundbesitzer zu enteignen. Unter der Regierung von Manuel Zelaya erhielten 272 Gemeinschaften Landzertifikate, ein Erfolg, erzählt der Bauernanführer."

Die Reaktion der Eliten liess jedoch nicht lange auf sich warten. Mit dem Staatsstreich von 2009, der den Präsidenten Zelaya aus dem Amt trieb, setzten sie auch dieses Dekret zugunsten der Kleinbäuerinnen und –bauern wieder ausser Kraft. 2013 übernahm Almendares schliesslich das Amt als Generalsekretär der CNTC auf nationaler Ebene. In dieser Funktion wird er mit den rechtlichen Gesuchen um Landtitel der Bauerngemeinschaften konfrontiert: "Es war sehr hart für mich festzustellen, wie vielen Bäuerinnen und Bauern der Prozess gemacht wird und dass über 40% der Gesuche um Land in den Schubladen der Behörden liegen bleiben oder für ungültig erkärt werden," führt Almendares aus.

Verbesserter Schutz für Franklin Almendares und die CNTC

In den vergangenen anderthalb Jahren wurde das Auto von Almendares drei mal beschossen. Seit 2018 begleitet PBI den Bauernanführer und die Organisation CNTC, was die Sicherheitslage etwas entschärft hat. Trotz der grossen Risiken, die mit seiner Arbeit verbunden sind, kann sich der Aktivist kein anderes Leben vorstellen: "Ich kann mich nicht zurückzuziehen. Auf dem Land, das wir als Gemeinschaft legalisieren wollen, steht mein Haus und wir bauen dort an. Das gibt uns einen Ertrag, damit meine Kinder in die Schule gehen und essen können." PBI erhofft sich von der Speaking Tour mit Franklin Almendares und Nora Ramírez durch Europa eine Verbesserung des Schutzes der Mitglieder der CNTC.

Artikel von Katja Aeby von Peace Brigades International.

Ab 11.00 Empfang

11.15 Begrüssung Mathias Stalder + Ulrike Minkner, Sekretäre Uniterre Deutschschweiz

11.35 Brennende Themen der Agrarpolitik – Ein Überblick Mathias Stalder

12:00 Ausblick Workshops Organisation, Ablauf und Themen

1. Agrarökologie mit Laurent Vonwiler

2. UN-Deklaration bäuerliche Rechte mit Michelle Zufferey

3. Organisationskultur und Sektionsarbeit mit Josef Kaufmann

4. Frauenkommission mit Ulrike Minkner und Martina Brun

5. Wissenschaftlicher Beirat mit Martina Brun

6. Sensibilisierung und Kommunikation mit Mathias Stalder

13.00 Mittagessen

14:30 Workshops in rotierenden Gruppen nach Themen (Wechsel im 10 Minutentakt)

15.30 Zusammenfassung der Ergebnisse

16.00 Prioritäten, Zeitplanung und Verantwortlichkeiten

17.00 Ende der Veranstaltung (gemeinsames Aufräumen)

Anmeldung erwünscht an: m.stalder@uniterre.ch


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Wenn es einen Refrain gibt, den die Schweizer Milchproduzenten seit dem Ende der Milchquoten immer wieder hören, dann ist es folgender: Es gebe zu viel Milch, Käufer und Verarbeiter seien gezwungen, Lösungen für das Überangebot zu finden. Es gab Butterberge, Milchpulver wurde massiv produziert und gelagert. Angesichts der Schwierigkeiten, diese Produkte auf dem Schweizer Markt zu verkaufen, sind die Grossverteiler auf den Export ausgewichen. Um jedoch auf dem europäischen oder gar auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähig zu sein, wurden die Preise dieser Erzeugnisse künstlich gesenkt. Der Einkommensverlust ging zu grossen Teilen zu Lasten der Milchproduzent*innen. Jede Milchabrechnung, und sei sie noch so mager, wurde um einige zusätzliche Rappen gekürzt, um die „Entsorgung“ des Überschusses zu finanzieren (2014-2016: 0,35 Rp. pro Liter Milch für alle Produzenten und 0,45 Rp. pro Liter Molkereimilch über Fromarte). Natürlich haben die Verarbeiter auch finanziell dazu beigetragen, aber sie befinden sich nicht in einer so prekären Situation wie die Bauernfamilien.

In den letzten Tagen haben Konsument*innen über die sozialen Netzwerke berichtet, es gebe Kochbutter mit der Aufschrift „Produktionsland vorübergehend: EU: Rohstoffmangel" in den Ladenregalen der Migros. Wenn es also zur Überproduktion kommt, werden die Produzent*innen an die Kasse gebeten; wenn es einen Mangel gibt, sind es die Konsument*innen. Es ist davon auszugehen, dass der Preis für diese Butter, die nach weniger strengen Produktionsnormen hergestellt wurde, nicht gesenkt wurde. Und natürlich werden auch die Bauernfamilien davon nicht profitieren. Tatsächlich erwägt derzeit niemand eine Erhöhung des Richtpreises.

Das Ziel unserer lieben Grossverteiler könnte klarer nicht sein. Durch den anhaltenden Preisdruck werden Bäuerinnen und Bauern gezwungen, ihre Milchproduktion einzustellen. Dann gibt es zu wenig Milch und die Marktakteure können „ganz legitim“ die Öffnung der Grenzen fordern, um die Lücke zu schliessen. Nun braucht dieses Provisorium nur noch längerfristig zu bestehen und die Öffnung der weissen Linie ist Realität. Wer ist dann noch stark genug, um die Milchproduktion in der Schweiz mit all den damit verbundenen Einschränkungen fortzusetzen?

Bis der Verband der Schweizer Milchproduzenten (SMP) und die Branchenorganisation Milch (BOM) reagieren, fordern wir die Konsumentinnen und Konsumenten auf, diese importierte Butter zu boykottieren und die Butter bevorzugt bei den Bäuerinnen und Bauern sowie bei kleineren Käsereien einzukaufen. Und natürlich fordern wir eine sofortige Anpassung des Milchpreises rückwirkend auf den 1. November 2019. Es geht darum, einen wichtigen Teil unseres Erbes zu erhalten und das Überleben der rund 19.000 Bauernfamilien zu sichern, um dieses einzigartige Wissen zu erhalten.

Pressekontakt:

Philippe Reichenbach (FR) – Milchkommission Uniterre – 079 640 89 63

Maurus Gerber (DE/FR) – 024 454 18 05

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Landwirtschaft mit Zukunftist noch nicht lange aktiv, doch haben wir schon grosse Pläne ins Auge gefasst. Gleich zwei Projekte dürfen wir präsentieren und starten. Einerseits werden wir am 22. Februar zu einer nationalen Kundgebung unter dem Titel “Essen ist politisch - für eine soziale, bäuerliche und agrarökologische Landwirtschaft” in Bern aufrufen. Da für den Februar auch die Botschaft zur AP22+ erwartet wird, liegt ein besonderer Fokus der Kundgebung auf der Agrarpolitik. Landwirtschaft mit Zukunfthat sich darum entschieden, an diesem Datum unsere Vision einer anderen Landwirtschaft bis im Jahr 2030 vorzustellen. Die “Vision 2030 Agrikultur Morgen!” wird aus einem Forderungskatalog, Lösungsansätzen und konkreten Beispielen bestehen. Ziel ist es damit die Parlamentarier*innen zu erreichen und einen konstruktiven Beitrag zu Debatte und Ausarbeitung der Agrarpolitik 22+ zu leisten. Bei der Erarbeitung sollen alle beteiligten Akteur*innen sich vertreten fühlen und mitarbeiten können: von der Bäuerin/dem Bauer, über die Konsumentenschaft, der Jugend, NGOs, die Gewerkschaften, aber auch Verbände und andere Initiativen. Unter dem Motto, die Lösungen sind da, nun braucht es den Mut und die Inspiration diese auch umzusetzen, schlagen wir eine partizipativen Prozess vor.

Die Ausarbeitung der Vision erfolgt in mehreren Phasen:

  • - In einer ersten Phase können Inputs, Beiträge, Forderungen und Ideen direkt anLandwirtschaft mit Zukunftgerichtet werden. Dies kann in schriftlicher Form oder inGesprächen/Debatten geschehen (siehe unten).
  • - In der zweiten Phase, werden wir mit einer Gruppe Menschen anfangen, das Ganzezusammenzubringen, aufzubereiten und zu ergänzen. Am Ende wird ein ersterEntwurf für weiteres Feedback versendet.
  • - In der letzten Phase werden durch Rückmeldungen letzte Überarbeitungenvorgenommen und das Papier in eine endgültige Version gebracht.Um an der “Vision 2030 Agrikultur Morgen!” zu arbeiten und uns darüber auszutauschen, laden wir zu folgenden Arbeitstreffen mit Austausch ein:

Die UNO-Deklaration zu den Rechten der Bäuerinnen und Bauern und anderer im ländlichen Raum arbeitender Personen wurde am 17. Dezember 2018 in New York durch die Generalversammlung der Vereinten Nationen angenommen. Die Schweiz hat die Deklaration aktiv unterstützt und in Genf (September 2018) sowie in New York (Dezember 2018) für deren Annahme gestimmt.

Zielgruppen der Deklaration

Die Deklaration schützt nicht nur Bäuerinnen und Bauern, sondern auch landwirtschaftliche Angestellte, landlose Bäuerinnen und Bauern, Hirtinnen und Hirten, FischerInnen, Jägerinnen und Sammler, die indigenen Völker, aber auch Lohnangestellte von Plantagen, landwirtschaftlichen Betrieben, Wäldern, Aquakulturen und agro-industriellen Unternehmen.

Analyse der Situation von Bauern und anderer im ländlichen Raum arbeitender Personen

In der Einleitung präsentiert die Deklaration eine Situationsanalyse, die eine spezifische Deklaration zum Schutz der Bauern rechtfertigt. Denn die Bauern gehören, obwohl sie einen elementaren Dienst leisten (Ernährung, Erhaltung der Biodiversität), zur am meisten von Armut betroffenen Bevölkerungsgruppe und sie bekommen die Folgen von Umweltzerstörung und Klimawandel in vollem Ausmass zu spüren. Die Anzahl der Bauernhöfe sinkt besorgniserregend, was eine Gefahr ist für die globale Ernährungssicherheit und das Recht auf Nahrung. Das heutige System, das auf nationaler und internationaler Konkurrenz zwischen den Bauern beruht, ist auch die Ursache für die Zerrüttung bäuerlicher Familien.

Kernpunkte der Deklaration

Die Deklaration beinhaltet 28 Artikel, die die Rechte der Bauern und die Pflichten der Staaten definieren (sie kann auf der Website von Uniterre auf Französisch heruntergeladen werden).

Diskussion der wichtigsten Artikel

Das Recht, sich zu organisieren, um sich zu verteidigen und angemessene Preise auszuhandeln (Artikel 9, 10, 11, 16)

Diese Artikel definieren das Recht der Bauern, sich in Organisationen, Gewerkschaften und Kooperativen zusammenzuschliessen, um sich zu schützen und zu verhandeln – unabhängig und frei von Einmischung, Zwang oder Repression. Er beschreibt ebenfalls die Pflicht des Staates, die Bauern bei Verhandlungen zu stärken, um gerechte Bedingungen und stabile Preise zu gewährleisten. Dieses Recht wird durch die Pflicht des Staates unterstützt, die Bauern mit nützlichen, transparenten Informationen zu den entscheidenden Faktoren in Produktion, Verarbeitung, Kommerzialisierung und Absatz der Produkte zu versorgen (Artikel 11).

Ernährungssouveränität (Artikel 15)

Mit dem Ziel, das Recht auf eine angemessene Ernährung zu stärken und zu schützen, gewährleisten die Staaten – in Partnerschaft mit den Bauern, der lokalen, nationalen, regionalen und internationalen Politik – Ernährungssicherheit und Ernährungssouveränität sowie nachhaltige und faire Ernährungssysteme. Zu diesem Zweck etablieren sie Instrumente, um die Kohärenz ihrer Agrar-, Wirtschafts-, Sozial- und Kulturpolitik zu garantieren.

Das Recht auf Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz (Artikel 14, 18)

Dieser Artikel beschreibt die Rechte aller Betroffenen, indem er die notwendigen Bedingungen für Landarbeiter festlegt, wie das Recht auf Organisation, Verteidigung und Zugang zu Informationen, insbesondere über die verwendeten Chemikalien und deren Auswirkungen auf die Gesundheit. Das Recht, auch über ausreichende Arbeitsausrüstung zu verfügen. Es geht um die Würde am Arbeitsplatz und den Kampf gegen alle Formen von Ausbeutung und Missbrauch.

Das Bodenrecht (Artikel 17)

Die Bauern haben das Recht auf Boden, ob privat oder kollektiv, und somit das Recht auf Zugang zu Land und Wasserflächen, zu maritimen Küsten, Fischfanggebieten, Weiden und Wald. Sie haben das Recht, diese Gebiete zu nutzen und nachhaltig zu bewirtschaften, um einen angemessenen Lebensstandard zu erreichen und einen Ort zu haben, wo sie in Sicherheit, Frieden und Würde leben und ihre Kultur gestalten können.

Das Recht auf eine intakte Umwelt (Artikel 18)

Die Bauern haben das Recht auf Erhalt und Schutz ihrer Umwelt, der Fruchtbarkeit ihrer Böden sowie der Ressourcen, die sie nutzen und verwalten.
Der Staat schützt sie gegen Übergriffe durch nicht-staatliche Akteure, namentlich indem er die Einhaltung des Umweltschutzes sichert.

Das Recht auf Saatgut (Artikel 19)

Die Bauern sind Träger des Rechts auf Saatgut; es beinhaltet:

a) Das Recht auf Schutz des traditionellen Wissens über pflanzengenetische Ressourcen der Ernährung und Landwirtschaft.

b) Das Recht auf eine faire Beteiligung am Nutzen aus dem Tausch pflanzengenetischer Ressourcen zugunsten der Ernährung und Landwirtschaft.

c) Das Recht, an der Entscheidungsfindung zur nachhaltigen Erhaltung und Nutzung der pflanzengenetischen Ressourcen zugunsten der Ernährung und Landwirtschaft teilzunehmen.

d) Das Recht auf Aufbewahrung, Nutzung, Tausch und Verkauf des bäuerlichen Saatguts oder des Vermehrungsmaterials.

Das Recht auf Biodiversität und das Vorsorgeprinzip (Artikel 20)

Die Staaten ergreifen geeignete Massnahmen, um die Ausbeutung der Biodiversität zu verhindern und eine nachhaltige Erhaltung und Nutzung dieser zu gewährleisten. Sie beugen dem Risiko vor, das von Manipulation, Transport, Nutzung, Transfer und der Einführung jeglicher modifizierter Organismen ausgeht.

Perspektiven

Die Deklaration beschreibt alle Parameter, die zur Entwicklung eines nachhaltigen Ernährungssystems umgesetzt werden sollten. Bei Uniterre wissen wir, welchen Weg wir gehen wollen: den der Ernährungssouveränität. Von der Bevölkerung wurden wir (noch) nicht erhört, von der Politik noch weniger. Aber die Zeiten wandeln sich und die Stimmen, die das System in Frage stellen, werden zahlreicher. Bei Uniterre werden wir die Deklaration verwenden, um unsere Forderungen zu unterstreichen, und wir werden uns national organisieren, um ihnen Gewicht zu verleihen. Die Schweiz hat die Deklaration in ihrer Entstehung unterstützt und zwei Mal für deren Annahme gestimmt. Es liegt an uns, im Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) und unter der Kuppel in Bern immer wieder daran zu erinnern.

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Der katalanische Dokumentarfilm «Las semillas de Berta Cáceres» spricht über die Hintergründe der Ermordung der anerkannten Umweltaktivistin und Koordinatorin der Organisation Consejo Cívico de Organizaciones Populares e Indígenas de Honduras und dokumentiert was seither geschehen ist.

Im Anschluss zum Film kommentieren die beiden MenschenrechtsverteidigerInnen Nora Alicia Ramírez Melgar und Franklin Mauricio Almendares Álvarez anhand ihrer Erfahrungen als Mitglieder der BauernorganisationCentral Nacional de Trabajadores del Campo (CNTC) die aktuelle Lage in Honduras.

Anlass in Spanisch, mit Apéro, Kollekte


Die Veranstaltung wird organisiert von Peace Brigades International